Auch meine jagdlichen Erstschritte hat Edmund begleitet, vom ersten Spatz mit dem Luftgewehr über die erste Taube mit einer Flinte bis hin zu meinem ersten Bock, natürlich in Schottland – meine erste heimische Sau aber hat er verpasst, weil er -was sonst- in Schottland hinter den Böcken und Hirschen her war. Der erste Bock war aber auch für ihn ein großes Vergnügen, ein noch größeres aber war, davon bin ich noch heute fest überzeugt, der anschließende Vergiftungsversuch. Ich war gerade 13, man schmiss mich vormittags aus dem Bett -ich war frühmorgens mit einer .410er auf Kanin und Tauben gewesen, wie immer- und trieb mich mit „Der Humpler steht vor dem Haus!“ vor die Türe. Diesen schon länger gesuchten Bock ging ich dann hinter dem rollenden Auto meines Vaters als Sichtschutz an, zitterte eine Kugel aus der legendären „Tututu“ in das Rübenfeld – und das Hallo war groß. Ortsoriginal Thommy bestand darauf, mir aufgrund der Ersterlegung beim Aufbrechen Schweißkreuze ins Gesicht zu malen, während Edmund schon feixend den Single Malt schwenkte. Er erklärte mir eindringlich und bestimmt - Tonlage Marke „kein Widerspruch!“-, dass man eine solche Erlegung mit einem Prost und einem linksgetrunkenen Hochprozentigem feiern müsse, das sei unbedingte Tradition. Außerdem gab er mir den väterlichen Tipp, das braune Zeug langsam die Kehle runterlaufen zu lassen, um es zu genießen – was ich Depp auch mit großen Augen befolgte. Kurz darauf wusste ich, warum die Indianer dieses Teufelszeug „Feuerwasser“ nennen und war kurzzeitig wirklich der festen Überzeugung, dass Edmund mich vergiften wollte – das brannte ja wie die Hölle, wie konnte man sowas nur gerne trinken??? Edmund und sein Kumpel Alois aber lachten herzhaft, dann war wohl alles ok und ich würde überleben – ein Gutes hatte das Erlebnis damals mindestens, bis heute trinke ich keinen Alkohol (Ja, Ralf, bis auf ein oder zwei Ausnahmen…).

Es gäbe noch Hunderte Geschichten von und mit Edmund, nehmen wir zum Beispiel den „Hornissenbock“: Bei der Reparatur einer Kanzel Anfang Mai wurde Edmund von Hornissen überfallen und ich glaube 12 Mal meist in den Kopf gestochen. Per Handy wurde der Notarzt auf den Marktplatz im Dorf gelotst, Edmund bekam irgendwelche Spritzen und sollte mit in die Klinik – die Herren Sanitäter hatten aber nicht mit Edmunds Passion gerechnet: „Ins Krangehaus? Isch? Wesche dene Müggestisch? Ne, des geht nett. Isch muss heut Abend noch en Bock schieße!“ Nach langem Hin und Her bekam er irgendwelche Notfalltabletten in die Hand, sollte sich bis zum Abend schonen – und strahlte ein paar Stunden später, als wir ihn abholten, bis über beide Ohren pausbäckig neben seinem sauber aufgebrochenen „Hornissenbock“ knieend.

Edmund also ist eines dieser Originale, dass uns hoffentlich noch lange erhalten bleiben wird. Möge er der Zeit trotzen und uns weiter mit Geschichten von „damals“ in seinen Bann ziehen, uns mit klaren Anweisungen den Hochsitzweg zeigen und uns unseren Dilettantismus am Hammer gütig verzeihen! Es gibt und gab noch ein paar weitere, auch über sie werde ich berichten!


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