Ein Stück Schwarzwild, eindeutig und der Körperform nach zu urteilen eine Bache. Ja, richtig, da sehe ich auch schon die kleinen Streifenhörnchen im Gänsemarsch hinterher laufen. Was ein herrlicher Anblick und wieder knipse ich einige Fotos. Das ist ein Abend fürs Erinnerungsalbum. Doch wer gesellt sich denn da noch zu der frischgebackenen Mutter? Ein Überläuferchen. Ich mache wieder Fotos, als mir einfällt, dass ich ja auch noch meine Büchse neben mir liegen habe. Schnell wurde das Werkzeug ausgetauscht und noch mal ganz genau geschaut, dass es sich um einen Überläuferkeiler handelt. Nach endlosen verdeckten Minuten stand der Borstenträger frei und flüchtete nach meinem Schuss in den nahen Wald. Sofort schleicht sich die altbekannte Unsicherheit in de Kopf. Zu weit? Getroffen? Krank? Ich warte die bekannten Zigarettenminuten, schwierig, wenn man gar nicht raucht und mache mich auf den Weg zum Anschuss. Wie war es anders zu erwarten: kein Schweiß. Ich fange, wie ein guter Schweißhund, an den Anschuss zu untersuchen und größere Bögen zu ziehen. Aha, da ist Schweiß und nur weniger Meter später im Wald sehe ich den verendeten Überläufer liegen. Ich spüre, wie die Last abfällt und meine Aufregung in mir kocht. Auch nach ewigen Jagdscheinjahren ist es immer wieder das gleiche Gefühl. Nun heißt es das Stück korrekt zu verbrechen und ein ansehnliches Erlegerfoto zu schießen.

Fertig mit der schönen Arbeit, stehe ich etwas ratlos vor dem Bergeproblem. Es gibt eine Abkürzung, die ist zwar matschig und schlammig, aber besser als 500 m Umweg. Ich rufe noch Martin an und bitte um Abholservice mit dem Auto. Später sitzen wir gemütlich zusammen und reden über den Abend. Auch Martin hat ordentlich Anblick gehabt: Rot-und Sikawild, zwei Geißen und einen Fuchs.


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