Liebe Leserinnen und Leser,

Ein Sommer ganz nach dem Geschmack unserer Natur. Anhaltender Regen, kühlere Temperaturen und das über einen längeren Zeitraum. Unsereins beschwert sich - durchaus nachvollziehbar - über die doch eher weniger sommerlichen Juli - und Augusttage, aber unserer Natur tut es mehr als gut. Ein wunderbar abgedroschener Satz, den wir sicherlich alle die letzten Wochen mehrfach genutzt haben und dennoch ist er wahr. Ich erfreue mich zudem über die bereits jetzt aus dem Boden sprießenden Pilze, die ich eigentlich erst in 4 Wochen erwartet habe.

Kennen Sie das Gefühl beim Jagen, dass ein Platz oder Hochsitz Sie nahezu anzieht? Wenn ich es nach Gegenden einordne, ist mein Herz und mein jagdliches Glück am meisten mit den Weiten der nordöstlichen Bundesländer verbunden, vor allem Usedom hat es mir angetan. Dort morgens mit meinem Labrador Fibi zu pirschen, schafft mir größten Seelenfrieden. Nur noch 3 Wochen, dann ist es wieder so weit.

Wenn ich es aber kleiner, örtlicher begrenze, denke ich an bestimmte Hochsitze, wo ich ein „gutes, vielversprechendes Gefühl“ habe. Manchmal behält dieses Gefühl recht, so vor 2 Wochen an der Henzkanzel, wo sicher 2 Jahre keiner mehr saß und seit Ewigkeiten nicht freigeschnitten wurde. Als ich ankam und elfengleich die Leiter hochschlich, sprang sogleich ein weibliches Stück Rehwild vor mir aus den Brombeeren ab, ich sah nur eins und ging somit erst einmal von einem Schmalreh aus. Nach gründlicher Inspektion des Sitzes nach Wespen und Hornissen und öffnen aller Fenster, wurde mir schnell klar, dass ich weder rechts, noch links Sicht hatte, auch nach vorne beschränkte sich das Sichtfeld auf eine ungefähr 15 m breite Fläche, die Salzlecke war nicht auszumachen. Hervorragend, dachte ich, super gewählt, Frau Steinbach. Nun denn, ich saß jetzt hier. Meinen nächsten freien Tag würde ich hier verbringen… Nach einigen Minuten versuchte ich dennoch zu blatten, da die Sicht schlecht war und ich ausgesprochen schlecht im Blatten bin, erhoffte ich mir nichts und damit lag ich auch verdammt richtig. Doch was war das da nach der 4. Runde rechts durch die dicht stehenden Jungbirken? Es war rot und es bewegte sich schnell. Durch mein Zielfernrohr konnte ich eine Ricke und einen treibenden Bock erkennen. Sack Zement, das gibt es doch nicht. An Schießen war darein nicht zu denken, zumal sie sich andauernd umeinander wendeten. Mir bleib nur die kleine Fläche und als ob sie jemand führte, standen sie nach wenigen Sekunden genau da, erst noch hintereinander und dann passend. Der wirklich starke, alte und einmalige Bock für den Pfälzer Wald machte eine Flucht von 10 m. Die Ricke war verwundert über das abrupte Ende, dieser doch eher laufintensiven Liebe, zog aber Dank des Schalldämpfers ruhig von Dannen.

Noch über mein Glück den Kopf schüttelnd, hörte ich es direkt vor dem Sitz in den Brombeeren rascheln. Tatsache, da steht doch jetzt nach dem ganzen Theater das Kitz auf und macht sich auf leisen Schalen davon. Unglaublich, dachte ich mir, dass hat Standruhe bewiesen.

Mit dieser richtigen Platzwahl habe ich die diesjährige Blattzeit beendet und freue mich jetzt erst auf Usedom und dann auf die heimische Brunft.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Waidmannsheil und alles Gute.

Ihre Alena Steinbach


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