Die Stücke ziehen ziemlich schnell, also sollte ich nicht zu lange warten. Schnell, aber sehr vorsichtig stelle ich mein Dreibein zurecht und lege meine Büchse darauf – die Entfernung ist ziemlich klein und das Wild kann mich sehr leicht in Anblick bekommen. Die ersten Stücke sind schon weit vorne und ich sehe sie nicht mehr. Ich schaffe es gerade so, das Tier ins Glas zu bekommen, bevor es im Bestand verschwindet. Das Tier zieht aber schnell weiter – vielleicht noch ein Meter und es wäre weg. Leicht pfeife ich. Gerade in diesem Augenblick bleibt es stehen. Durch die morgige Stille knallt der Schuss. Das Tier bleibt nicht im Feuer liegen, sondern verschwindet schnell im Bestand. Ich messe jetzt in Ruhe die Entfernung – es sind nur knapp 35 Meter! Ich packe den Pirschstock zusammen und warte ein paar Minuten ab. Langsam steige ich hinunter. Ich stehe ungefähr dort, wo das Tier stand. Kein Tropfen vom Schweiß, nichts, was mir zeigen könnte, dass der Schuss passt.

Es war aber so nah! Es kann doch nicht sein, dass ich gefehlt habe! Noch einmal denke ich darüber, wie es abgelaufen ist: alles sollte passen. Jetzt beginnt die mühsame Arbeit – sehr langsam und achtsam kreise ich herum. Einmal. Zweimal. Dreimal. Immer ein paar Meter weiter nach außen. Etwa 20 Meter unterhalb beginnt eine kleine, enge Wiese. Dabei fällt mir ein, dass ich gerade auf dieser Wiese während der letzten Brunft wunderbare Momente erlebt habe – zwei kapitale röhrende Hirsche kämpften nur ein paar Meter von uns entfernt. Etwas, was man nicht oft erlebt. Leider ist meine Laune heute nicht so positiv, dass ich diese Momente in meinem Gedächtnis wieder durchleben könnte.


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