Liebe Leserinnen und Leser,

aufgrund besonderer Ereignisse, zumindest für mich, möchte ich heute ein etwas anderes und längeres Editorial schreiben. Das Ganze läuft unter der Thematik: Züchten? Kann ich!

„Es wäre toll, wenn Du auch einen Wurf mit der Hündin machen könntest, die Rasse ist so selten!“ Ich höre noch die Worte meiner Züchterin Annika, bzw. der von Emma-Otto in den Ohren. „Jaja, kriege ich hin“, entgegnete ich ihr damals. Nun, drei Jahre den bestandenen Prüfungen und Formbewertungen später, sollte ich nun also tatsächlich einen Wurf machen. Ich muss ganz ehrlich zugeben, ich bin kein großer Vereins-Fan, die Prüfungen und Anforderungen sind meiner Meinung nach oft nicht mehr auf das heutige Rasseverhalten bzw. dessen Nutzen angepasst. Nun ja, das ist ein anderes Thema. Ich bin schlichtweg ein Praktiker, der gerne und viel mit seinem Hund jagt, der einen eigenen, starken Charakter bei seinem Hund sehen möchte und so wenig Zeit wie möglich für Prüfungen investieren möchte. So haben wir auch einen Labrador der bellt, Sauen stellt und packt. Ein echtes Prachtweib eben.

Zurück zu meinen Zuchtplänen. Ich habe eine Ausnahmegenehmigung bekommen. Emma, oder Otto, sie hat nun einmal zwei Namen, ist einfach zu groß gewesen für den Standard. Ich bin heil froh um diese paar Zentimeter mehr. Auf die Frage, wie ich eine Westfälische Dachsbracke so hoch und schlank bekommen habe, antworte ich gerne „mit Putenstarter“. Die Antworten und Blicke sind da doch recht oft lustig und entsetzt. Tatsächlich gefallen sie mir sehr viel besser, wenn sie hochläufiger, gradbeiniger und schlanker sind. Also war eh klar, dass ein Wurf her musste, dieses schöne, dreifarbige Mädel musste sich vermehren. Einen Rüden hatte ich schon länger im Auge. Mir war bei der Auswahl des Rüden vor allem sein alltägliches Wesen wichtig. Ich kenne genug Bracken, die einen echten „Hau“ haben, die beißen, unsozial und einfach nicht ganz richtig im Kopf sind. Gut, Emma ist auch weit weg von normal, aber nicht bösartig oder irgendwie undurchschaubar. Isi, der ausgewählte Papa lebt in einer Familie mit zwei kleinen Kindern und versteht sich bestens mit denen - wunderbar, die Komponente gibt es bei uns nicht, auch wenn es keinerlei Probleme bei Kinderbesuch gibt.

Foto: Marius Elpers

Jagen können diese Hunde von alleine. Das war mir klar. Wir hatten also unseren partner in crime. Im April sind Otto und ich dann zu Isi und Besitzer Chris gefahren. Nachdem wir beim 1. Versuch feststellen mussten, dass Isi einfach zu klein ist, haben wir ihm am nächsten Tag einen Tritt gebaut. So ist das mit großen Frauen an der Seite, da muss man sich etwas einfallen lassen. Mit etwas Hilfe klappte es dann aber sofort. Auch wenn ich direkt in dem Moment und der Zeit des Hängens beschloss, dass ich das meinem Hund nicht noch einmal zumuten möchte, denn Spaß haben die dabei sicher nicht. Es ging ja eh nur einmal und wenn Emma gewusst hätte, was da noch auf sie zukommt, hätte sie diesem ganzen Ausflug nie zugestimmt.

Nun, vier Wochen später stand der Ultraschalltermin an. Äußerlich sehen konnte man nichts, autistisches Verhalten wie immer. Ich war mir also unsicher, nur dass sie seit ein paar Tagen kaum fraß, gab mir zu denken, dass könnte ein Anzeichen sein. Erstaunlich, dass nach knapp der Hälfte der Tragzeit nichts am Bauchumfang zu sehen ist. Große Wunder, die der Körper da mal wieder zustande bringt. An meiner Seite war meine kleine Schwester, die gerade ihre Ferien bei uns verbrachte. Schon der erste Kontakt zwischen Ultraschallkopf und Bauch verriet selbst mir, dass da drei Isis ihr Ziel gefunden hatten, die Tierärztin zählt munter weiter und entließ mich mit der Aussage: “Es könnten 7 sein.“ Selbstverständlich habe ich ein komplett sicheres Auftreten an den Tag gelegt und mir meine Sprachlosigkeit nicht anmerken lassen. 7??? Wie sollen die da alle rauskommen und vor allem, wie sollen die neue Besitzer finden. Die Rasse ist leider nach wie vor unbekannt und ausgerechnet in diesem Frühjahr gab es einige Würfe mehr als sonst und ich weiß, dass noch nicht alle Welpen aus den vorherigen Würfen weg sind. Ruhig, Blonde! Alles wird gut, Otto ist eine Klasse für sich und wir kennen viele gute Leute. Kurz zwischendurch gesagt: Ich bin jetzt, wo die 2 Wochen alten Würmer neben mir quietschen, deutlich entspannter...

Fotos: Marius Elpers

Mein Ruhepuls wurde dann noch einmal sechs Tage vor dem ausgerechneten Geburtstermin auf die Probe gestellt, das Röntgenbild sagte nämlich 8 Welpen. Wunderbar, dachte ich mir, das werden ja immer mehr. Erklärt aber auch, warum Emma bereits Sonntagnacht, vier Tage vor dem Wurftag, die Geburt einleitete. Sie wollte einfach nicht mehr. Die Vorwehen erstreckten sich über den ganzen Montag und ich hatte schon die böse Vorahnung, dass sie bis nachts wartet, bis sie die Welpen bekommt. Dann ging es ganz schnell und von 18.20 Uhr bis 00.50 Uhr kamen acht kleine, bunte, zuckersüße Bracken zur Welt. Emma war dabei sofort in ihrem Element, kümmerte sich um alle liebevoll und hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, sie hat das schon fünfmal gemacht. Es ist schon ein kleines Wunder, wie die Natur so funktioniert.

Die ersten Nächte waren noch etwas unruhig, weil Otto einfach eine Übermutter war, wenig schlief, viel putzte, guckte, wachte. Mittlerweile ist alles ganz entspannt. Wir haben uns alle eingespielt. Doch nach 3 Tagen mussten wir leider einen Welpen begraben. Anton hat es einfach nicht geschafft, Emma trug ihn bereits am zweiten Tag mehrmals aus der Wurfkiste, eigentlich ein eindeutiges Zeichen, aber man versucht dennoch alles. Sehr traurig für uns und den kleinen Mann, aber es passiert nun einmal.

Nun sind 14 Tage um, die ersten Augen öffnen sich und wir sind gespannt, wie es weitergeht. Ich kann Ihnen sagen, es ist spannend, zuckersüß und anstrengend, aber bisher die Mühe wert.

Ich halte Sie auf dem Laufenden und wünsche einen erlebnisreichen Julimonat und viel Waidmannsheil!

Ihre Alena Steinbach


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