Die Jagd auf Rotwild ist für mich immer etwas Besonderes und mir ist stets bewusst, dass nicht alle Waidfrauen und Waidmänner die Gelegenheit dazu haben. Wir hatten hierfür wirklich großzügige Freigaben und durften bis zum Spießer unbegrenzt auf Rotwild jagen, und somit unseren Beitrag zur Erfüllung des ambitionierten Abschussplanes leisten.

In dem Jahr bekamen wir völlig unerwartet die Freigabe für alle Arten von 3er Hirschen, da davon zu wenig erlegt wurden.

Nun ist es auch im besten Rotwildrevier nicht so, dass man bei jedem Ansitz einen passenden Hirsch in den Anblick bekommt. Wir haben einen Teil des Revieres zur Bejagung zugesprochen bekommen, in welchem durchaus Rotwild vorhanden ist, es aber hauptsächlich vom Wechsel des Rotwildes lebt, da es an Einständen eher dünn besetzt ist.

Nach der Freigabe planten wir unseren nächsten Ansitz und Christine, mein langjähriger Jagdfreund und ich entschieden uns für die zu besetzenden Kanzeln.

Mir fiel eine Kanzel an der Reviergrenze zu, auf welcher ich schon des Öfteren erfolgreich auf Kahlwild und Rehwild gejagt hatte, aber in den Jahren davor hatte ich dort noch nie einen Hirsch ausmachen können. Mein Jagdfreund saß Luftlinie etwa 400 m von mir entfernt, auf der anderen Seite eines Tales.

Ich bezog meine Kanzel, welche normalerweise über einen ziemlich langen Pirschweg von der oberhalb gelegenen Fahrstraße zu erreichen ist. An diesem Tag fuhr ich jedoch mit dem Auto bis zum Sitz, da ich vorher meinen Freund an seiner Kanzel abgesetzt hatte und es schneller ging durch das besagte Tal zu fahren als wieder eine große Schleife außen herum. Meine Kanzel steht an einem breiten Waldweg, den man nach vorne ungefähr 200 m einsehen kann.

Nach links gibt es eine tief abfallende, mit Ginsterbüschen bewachsene Schneise, deren rechter Rand von einer großen Buchenverjüngung und der linke Rand von Altholz gesäumt ist. Der Blick aus dem rechten Fenster geht ebenfalls auf eine Schneise, welche jedoch hangaufwärts gelegen ist.

Die meisten Stücke habe ich bisher geradeaus auf dem Weg erlegen können, da das Wild hier gerne von unten nach oben aus der Buchendickung in eine Fichtendickung wechselt, oder umgekehrt. In diesem Gedanken verfangen und in Erinnerung schwelgend genoss ich den Ansitz, war ich doch nicht großer Hoffnung, dass ich hier heute einem Hirsch begegnen würde. Natürlich würde ich mich auch über alle anderen Anblicke freuen und die Gelegenheit zur Erlegung nutzen.


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