Jeden Morgen das gleiche Spiel, der Wecker klingelt, unter der Decke hört man es klatschen, Edgar wedelt dem Tag Beifall entgegen. Die zwei anderen lassen sich ebenfalls nicht lange bitten und wir starten frohen Mutes in den Tag. Jeden Tag.

Am 26.5.2023 meldet sich Philipp bei mir. Er habe das Gefühl, dass Edgar wieder ein Rückenproblem habe. Verdammte Axt.

Die Lendenwirbel sind wieder betroffen. Wir geben die verordneten Medikamente und halten den Wirbelwind im Zaum. Nach ein paar Tagen wagen wir vorsichtig optimistische Prognosen. Klasse! Und Edgar kämpft und bemüht sich sehr. Unser fröhlicher kleiner Bertibär. Schön weiter so.

Aber dann wird es wieder schlechter. Rapide. Wir sprechen ihm Mut zu und es scheint, als würde er sich noch ein letztes Mal für uns aufraffen. Er ist einen halben Tag lang so fröhlich wie es ihm noch möglich ist, dann gibt er auf.

Am 19.6.2023 sitzen wir abends im Gras gegenüber der Tierarztpraxis und genießen zusammen die Sonne und den Ausblick über die gemähten Wiesen. Die Vögel zwitschern, Grillen zirpen und nervige kleine Mücken beißen mich. Ganz hinten an der Waldkante steht ein Reh. Gegen halb 8 scheint es, als gäbe es gar kein Geräusch mehr. Unsere Welt steht still.

Als wir nach Hause fahren, taucht an der Stelle, wo sein neuer, letzter Platz sein wird, ein Regenbogen auf. Ohne Regen. Super kitschig, aber auch unfassbar tröstlich.

Ein sehr schöner sonniger Platz mit Buchen und ganz vielen fröhlichen Erinnerungen, der bei uns bis jetzt immer „bei Gina“ hieß. Ab jetzt wird er „zu Edgar“ heißen.

5.00 Uhr. 20.06.2023, der Wecker klingelt. Das erste Mal seit fast 6 Jahren passiert nichts. Es ist ganz still im Schlafzimmer. Nichts und niemand regt sich. Keiner will aufstehen und den Tag beginnen…

Tag 1 ohne Edgar.


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