Die Wiese war hüfthoch und der Hang zum Bachlauf ziemlich steil, was die Sache nicht einfacher machte.

Immer wieder stoppten wir und suchten den Bereich ab, die WBK zeigte nichts Verwertbares an, so näherten wir uns Schritt für Schritt dem Bach. Da plötzlich erblickte ich zwei Lauscher direkt am Bach in der Wiese. Ich war keine 10 m entfernt, was mich bereits das Schlimmste ahnen ließ.

Da wir noch nicht erkennen konnten, was genau es war und wo das Problem lag, gingen wir noch ein paar Schritte auf das nun erkennbare weibliche Stück Rehwild zu. Dies machte noch immer keinerlei Anstalten zu reagieren und äugte mich durch diese wunderbaren Augen an.

Mich durchzog ein innerer Schmerz und ich kämpfte gegen die Flut im Tränenkanal. Mit Mühe konnte ich erkennen, dass ein Vorderlauf ungewöhnlich zum Körper lag.

Nach kurzer Beratung stand der Entschluss fest, ein Fangschuss zur Erlösung der bereits apathischen Ricke musste angetragen werden, um das Tier nicht weiterhin der Qual der Verletzung und auch unserer Anwesenheit auszusetzen. Der Knall zerfetzte die sommerliche Stimmung auf der Wiese, die Ricke warf ein letztes Mal ihr Haupt auf und verendete auf der Stelle.

Wohl einer der schlimmsten Momente eines Jägerdaseins war vorüber. Die Gefühlslage schwankte zwischen tiefem Schmerz und Mitleid für das Stück bis zur Erleichterung, es von seinen Qualen erlöst zu haben.

Leider sollte das Leid für uns noch nicht vorbei sein. Direkt vor dem Stück mussten wir erkennen, dass es sich um eine tragende Ricke handelte, welche einen Vorderlauf völlig zertrümmert hatte und zusätzlich ein Hinterlauf, am Sprunggelenk, gebrochen war.

Wir hatten nur einen Gedanken, schnell das Stück aufbrechen und schauen, ob die Kitze noch zu retten sind. Gesagt getan, alles mit äußerster Vorsicht und Präzision bewerkstelligt, konnten wir zwei Kitze dem toten Leib entnehmen. Leider zeigten auch diese keinerlei Lebenszeichen und auch unsere Bemühungen der Reanimierung änderten nichts an dieser Tatsache.

Aus dem bis dahin einsetzenden Automatismus langsam erwachend, waren wir völlig am Boden zerstört und brauchten einige Minuten der Trauer und Verarbeitung.

Die genauere Untersuchung der Ricke ergab, dass diese wohl schon einige Zeit dort verbracht hatte, da sich auf den Verletzungen bereits Schorf gebildet hatte, und auch die Lagerstätte dies vermuten ließ.

Wir schlussfolgerten daraus, dass sie wohl auf der ca. 80 m entfernten, relativ unbefahrenen Straße unter ein Auto kam und sich dann noch hangabwärts ans Bachbett schleppen konnte.


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