Dabei erkannte ich, dass der anfangs von mir abgewandte Vorderlauf von oben an unnormal schlackerte. Sofort überkam mich ein ungutes Gefühl, mir wurde schlecht. Dabei war ich mir doch so sicher gewesen. Und schon ging es los, ein totales Gefühlschaos.

Warum war das jetzt so gelaufen? War der Treffer gut und der Ausschuss auf dem Blatt produzierte das Schlackern? Habe ich gemuckt? Habe ich das Stück laufkrank geschossen? Vielleicht sogar komplett daneben? Es ist verrückt, was die Gedanken so alles anstellen.

Am Anschuss fand ich nichts, außer einen Kugelriss in der Wiese. Später schauten Holger und ich uns den Anschuss nochmal gemeinsam an und folgten der Fluchtrichtung ein paar Meter. Nichts…

Zur Sicherheit riefen wir noch am gleichen Abend ein Nachsuchengespann an. Da es sehr heiß werden sollte, verabredeten uns für sieben Uhr am kommenden Morgen. Das waren lange Stunden des Wartens… sehr lang.

Am nächsten Morgen untersuchte das Gespann erneut den Anschuss und fanden weit vor dem Kugelriss ein kleinwenig Schnitthaar und einen ganz kleinen Knochensplitter. Prognose Laufschuss…

Ich wusste nicht, dass einem am frühen Morgen schon so schlecht werden kann. Der Hund begann zu arbeiten und das Gespann, bestehend aus Schweißhund und Drahthaar, verschwand kurz darauf im Dickicht. Leider blieb die Suche erfolglos. Ein Wundbett, viele Widergänge, ein staubiger Schotterweg, an dem sich die Spur verlor. Hunde und Führer waren durch die stark gestiegenen Temperaturen sichtlich müde und nach drei Stunden brachen sie die Suche ab.

In acht Jahren war das die erste von mir verursachte Nachsuche und dann auch noch erfolglos… was in mir vorging kann man sich ungefähr vorstellen. Jeder, dem das schon mal passiert ist, weiß was ich meine. Um sicher zu sein, dass es nicht an der Waffe liegt, haben wir an dem Tag noch ein paar Probeschüsse auf dem Schießstand gemacht.

Aber so sollte unsere Geschichte nicht enden! Das hatte er nicht verdient. Für uns stand fest, wir setzen die Ecke die kommenden Tage zu zweit ab, in der Hoffnung, dass der Bock sich nochmal zeigt. Und egal, welche anderen passenden Gelegenheiten sich uns bieten würden, und selbst wenn das Wild Samba tanzend vor der Kanzel auf und ab marschieren würde, wir warten auf den Spießer!


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