Einschießen von Wärmebildgeräten
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Einschießen von Wärmebildgeräten

Text Michael Gast

Mit der Zustimmung des Bundestages zur Änderung des Waffenrechts vom 13. Dezember 2019, haben sich für Jäger einige Sachen geändert. Künftig ist Jägern der Umgang zu jagdlichen Zwecken mit Nachtsichtvorsatzgeräten und Nachtsichtaufsatzgeräten für Zielhilfsmittel (Zielfernrohre) gestattet (jagdrechtliche Verbote oder Beschränkung der Nutzung bleiben bestehen!). Diese neuerliche Gesetzänderung stellt die Jäger vor neue technische Herausforderungen. Wir wollen mit diesem Beitrag anfangen, die neue Technik zu erläutern und beginnen mit dem Einschießen.

Wie man Waffen im Revier oder auf der Schießbahn einschießen kann, haben wir bereits hinlänglich erklärt. Im Gegensatz zum Einschießen einer Tageslichtoptik gibt es bei Wärmebildvorsatzgeräten (WBVG) einiges zu beachten. Auch das Vorgehen beim Einschießen unterscheidet sich in vielen Punkten. Aus diesem Grund möchten wir in diesem Artikel die häufigsten Fragen, die uns auf unseren Seminaren zum Einschießen von Wärmebildgeräten gestellt werden, beantworten.

Wie muss das Vorsatzgerät montiert werden?

Die Montage des Vorsatzgerätes erfolgt mit Hilfe eines Adapterrings an dem Zielfernohr. Die Montage an einer Picantinny-Schiene ist nicht zulässig! Beim Kauf des Adapters sollten Sie darauf achten, dass dieser den richtigen Durchmesser für Ihre Optik hat. Dies klingt trivial, wird aber häufig missverstanden. Die Hersteller Russan und Smartclip geben den Innendurchmesser Ihrer Adapter in mm an. Der Innendurchmesser des Adapters muss dem tatsächlichen Außendurchmesser Ihrer Optik entsprechen. Der Außendurchmesser Ihrer Optik muss mittels einer Messlehre ermittelt werden, denn der Außendurchmesser entspricht nicht dem vom Hersteller angegebenen Objektivdurchmesser!

Haben Sie den richtigen Adapter für Ihr Gerät gefunden, geht es darum, eine stabile Verbindung des Vorsatzgerätes mit dem Zielfernrohr herzustellen. Zunächst sollten Sie den Adapterring mit dem Zielfernrohr verbinden, so dass der Clip zum Festziehen des Adapterrings an einer für Sie komfortablen und auch bei Dunkelheit leicht zu findenden Position liegt. Um diese Position stets wiederfinden zu können, bringen Sie einfach an Ihrem ZF und dem Adapterring einen Referenzpunkt an (manche Hersteller haben dies bereits vorgefertigt). Diesen Referenzpunkt benötigen Sie für die wiederholgenaue Montage, falls Sie das WBVG abnehmen und erneut montieren. Nun, da Sie eine Position für den Adapterring gefunden und einen Referenzpunkt erstellt haben, ziehen Sie die Adapterringschraube mit ca. 1 Nm bis 1,5 Nm (abhängig vom Hersteller) an, danach können Sie den Clip anlegen und der Adapter sitzt fest.

Die meisten Adapter haben ein Innengewinde, welches dazu dient, das Wärmebildgerät mit dem Adapter zu verschrauben. Wenn Sie die richtige Position für den Adapter gefunden haben, schrauben Sie einfach das Wärmebildgerät in dieses Innengewinde bis es nicht mehr weiter hineingeschraubt werden kann. Sollte das WBVG nicht auf 12 Uhr sitzen, sprich die Bedientasten nicht nach oben zeigen, drehen Sie das WBVG einfach etwas zurück, so dass Sie das Bedienfeld gut erreichen. Im Anschluss ziehen Sie den Konterring, der am WBVG angebracht ist, fest. Nun ist eine stabile Verbindung des WBVG mit dem ZF hergestellt und das Einschießen kann beginnen.

Welches Material benötige ich für das Einschießen des Wärmebildgerätes?

Zusammen mit Alexander von Hubertus-Fieldsports haben wir eine Materialliste basierend auf den Artikeln in seinem Shop zusammengestellt, die geeignet für das Einschießen von WBVGs ist. Wir haben uns gemeinsam für folgende Produkte entschieden:

  • Hornady Lock n Load Target (Splattertargets)
  • Die selbstklebenden Fußwärmer GRABBER
  • Zwei Styroporplatten
  • Ein Teppichbodenmesser
  • Klebeband, welches auf Styropor klebt
  • Zielscheibenhalterung (optional)

Um das Wärmebildvorsatzgerät möglichst präzise einschießen zu können, sollte man die Größe des Zielpunktes gering halten. Dies gelingt, indem man die Wärmeabstrahlung des Fußwärmers klein hält. Hierzu haben wir die Styroporplatte benutzt. Man schneidet aus der Styroporplatte einen Ausschnitt heraus und klebt auf die Rückseite das Wärmepad, auf diese Weise sieht man mittels des WBVG nur den Teil der Wärmeabstrahlung des Pads, welches durch das Loch im Styropor auf die Vorderseite dringt.

Doch wie groß muss das Loch in der Styroporplatte sein? Die Größe des Lochs hängt vom Abdeckmaß eines Pixels Ihres WBVGs ab. Manche Hersteller geben dieses Abdeckmaß im Datenblatt des Gerätes an. Meistens findet man eine Angabe, wie z.B.: Pixelabdeckung 0,9 mrad. Dies bedeutet, dass ein Pixel 0,9 Quadrat Milliradiant auf 100m abdeckt, sprich ca. 1cm2. Diese Zahl errechnet sich folgendermaßen: ((Pixelpitch in µm x Entfernung zum Objekt)/(Sehfeld der Optik)). Alle Daten können Sie in den meisten Fällen den Datenblättern entnehmen. Pixelpitch ist meistens 12µm oder 17µm. Die Entfernung zum Objekt legen Sie selbst fest. Das Sehfeld der Optik ist meistens nur in der Breite angegeben, diese Zahlen quadrieren Sie einfach und erhalten das gesamte Sehfeld. Mit dem Wissen zu der benötigten Lochgröße schneiden Sie entsprechende Löcher in die Styroporplatten.

Wir haben in unserem Beispiel die Hornady Lock n Load Targets von Alexander mit Klebeband auf die Styroporplatten geklebt (der Kleber der Targets hält nur kurze Zeit). Die Hornady Targets haben den Vorteil, dass die schwarze Farbe auf den Scheiben beim Beschießen abplatzt und dadurch die Treffer auch auf die Entfernung leicht erkennbar sind. So kann man mit dem Fernglas die Treffer ablesen ohne jedes Mal zur Scheibe laufen zu müssen. Nach dem Bekleben der Styoroporplatte haben wir drei verschieden große Löcher aus den Scheiben geschnitten, um die unterschiedlichen Wärmesignaturen für Sie demonstrieren zu können. Die Fußwärmer haben wir mit der selbstklebenden Seite von hinten auf die unterschiedlichen Löcher geklebt und das Ganze mit einer zweiten Styroporplatte „versiegelt“.

Die so vorgefertigte Zielscheibe können Sie nun im Revier platzieren und mit dem Einschießen beginnen. Die Wärmepads benötigen ca. eine halbe Stunde, um die volle Wärmeabstrahlung zu entwickeln. Es Aus diesem Grund sollte die Endmontage der Zielscheibe eine halbe Stunde vor dem Einschießen stattfinden. Auf dem nebenstehenden Bild sehen Sie, wie sich die Zielscheibe mit dem WBVG und verschiedenen Vergrößerungen darstellt. Man erkennt deutlich, dass das kleine Loch bereits ausreicht, um einen sichtbaren Punkt zum Anvisieren zu erhalten. Dieser kleine Punkt sorgt dafür, dass man leichter den gleichen Haltepunkt findet.

Eine weitere Möglichkeit für den Bau einer Anschussscheibe lässt sich direkt mit einem der Versandkartons von Hubertus-Fieldsports umsetzen. Sie benötigen den Karton, etwas Luftpolsterfolie, ein weiteres Stück Karton, Klebeband, ein scharfes Messer, Reißzwecken, einen Stift, und die Anschussscheibe und Wärmepads.

Schneiden sie die verschieden großen Öffnungen (beispielsweise 1×1, 2×2 und 4×4 cm) in die Anschussscheibe und platzieren Sie diese auf der zugeklebten Seite des Kartons. Nutzen Sie die Scheibe als Schablone, um anschließend den Karton mit entsprechenden Öffnungen zu versehen. Nicht mit ungeschützten Händen von innen gegendrücken, Verletzungsgefahr!

Zur Isolierung werden ein passender Bogen Luftpolsterfolie und ein Stück Karton so zugeschnitten und mit Löchern versehen, dass sie passend in den Karton hineingelegt werden können (Anordnung: Karton, Polsterfolie, Karton). Fixieren Sie dies mit etwas Klebeband.

Heften Sie die Anschussscheibe an die Vorderseite des Kartons und kleben Sie an die inneren Seitenwände auf etwa 1/3 Höhe die Wärmepads. Diese werden durch das Auspacken bereits aktiviert. Mit einer zusätzlichen Trennwand kann der Innenraum verkleinert und das System effektiver gemacht werden. Wichtig ist, dass Wärmepads und Öffnungen nicht voneinander getrennt werden. Der Karton kann nun verschlossen und abgeklebt werden und ist einsatzbereit!

Die einfachste Methode besteht aus der Nutzung von AMR Wärmebild-Zielpads: Diese sind speziell für die Kalibrierung von Wärmebildvorsatzgeräten konzipiert und werden direkt ins Ziel geklebt. Sie sind rund, besitzen einen Durchmesser von 4cm und erwärmen sich nach Aktivierung selbstständig auf 38°C. Am gewünschten Ort platziert, kann die Kalibrierung beginnen.

Das Einschießen der Waffe mit Wärmebildgerät im Revier

Um die Waffe im Revier anzuschießen müssen folgende Voraussetzungen geschaffen werden. Man benötigt eine Schneise von 50m Länge. Weiterhin wichtig ist, dass man einen geeigneten Kugelfang von mindestens 80cm verdichtetem Erdaushub hat und sich in der Nähe keine Wege oder Straßen befinden. Auf Grund von möglicher Splitterwirkung oder der Gefahr von Querschlägern empfiehlt es sich nicht einfach auf einen alten Baumstumpf mit angebrachtem Taschentuch zu schießen. Es empfiehlt sich das WBVG zusammen mit einem Jagdkameraden einzuschießen, der mit einem DF während des Einschießens das Umfeld beobachtet und die Hintergrundgefährdung fortwährend beurteilt. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, kann man mit dem Einschießen der Waffe beginnen.

  • Vor dem ersten Schuss muss man die Waffe aus dem Winterschlaf holen, sprich reinigen und den Lauf von allen Ölen befreien. Wer einen Schalldämpfer verwendet, sollte sich vor dem ersten Schuss nochmals über den Festsitz des Schalldämpfers vergewissern.
  • Der erste Schritt ist das Aufstellen der Zielscheibe und die Beurteilung der Hintergrundgefährdung. Man muss sich versichern, dass niemand Gefahr läuft durch den Schuss gefährdet zu werden.
  • Im zweiten Schritt bezieht man dort Stellung, wo ein gezielter Schuss ohne Ablenkung durch Lichteinfall oder andere Einflüsse möglich ist. Für den Anschlag gilt der Grundsatz, je tiefer der Anschlag desto sicherer ist der Anschlag. Nicht jeder mag den liegenden Anschlag, aus diesem Grund kann man auch einen Pirschstock verwenden oder angestrichen schießen. Wir haben sogar schon gesehen, dass sich Jäger Anschusstische in Ihr Revier gebaut haben. Für den Fall, dass man keine stabile Waffenauflage hat, empfiehlt es sich immer einen Rucksack oder sogar einen Jutesack dabei zu haben, den man mit Sand füllen und als Auflage benutzen kann.
  • Danach nimmt eine Grobjustierung der Waffe vor. Dazu entnimmt man bei einer Büchse den Verschluss und schaut durch das Rohr auf das Ziel. Hierbei bringt den Ring des Patronenlagers, den Ring des Übergangskegels von Patronenlager zu Lauf und den Ring der Mündung in gleichen Abstand überein und zielt so auf die Zielscheibe. Wenn man dies getan hat, fixiert man die Waffe und justiert grob das Absehen auf die Zielmitte der Zielscheibe. Der geübte Schütze schafft es mit einer Genauigkeit von ca. 10cm auf 100 Meter. Einfacher und schneller ist die Verwendung einer Laserpatrone.
  • Das Justieren der Wärmebildoptik auf Ihr persönliches Absehen ist bei jedem Hersteller unterschiedlich und kann hier nicht weiter erläutert werden. Nehmen Sie für die Grobjustierung ruhig die Bedienungsanleitung mit.
  • Im letzten Schritt gibt man eine Drei-Schuss-Gruppe auf das Ziel ab, ermittelt den mittleren Treffpunkt und die Ablage zur Zielmitte und justiert ggf. das Zielfernrohr neu.

Fazit

Der Gesetzgeber hat die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass man auf einfache Art und Weise die Treffpunktlage zum Saisonbeginn im eigenen Revier überprüfen kann ohne, dass man einen Schiesstand besuchen muss. Aus unserer Sicht gehört es zur Waidgerechtigkeit, dass die Waffe sauber eingeschossen ist und der Jäger die Funktionalität seines „Werkzeugs“ überprüft hat. Gerade bei der Verwendung eines Wärmebildvorsatzgerätes reicht die reine Justierung über das Menü des Gerätes häufig nicht aus! Aus diesem Grund ist ein Überprüfungsschuss bei der Verwendung dieser Geräte Pflicht! Dazu kommt, dass durch die momentan vorherrschende Ausgangsbeschränkung die meisten Schießstände geschlossen sind und man somit das Einschießen im Revier die einzige Möglichkeit des Handelns ist.

Die Materialzusammenstellung schien uns angemessen. Durch die Konstruktion mit der Styroporscheibe erhält man einen schönen kleinen Punkt zum Anvisieren. Wie Sie an dem Beispiel oben sehen, sind die großen Punkte zu ungenau und ausgefranst, um ständig den gleichen Haltepunkt zu finden. Um Sachen auf Styropor zu kleben benötigen Sie besonderen Kleber. Folglich reicht die selbstklebende Seite der Targets nicht aus, um diese dauerhaft auf der Styroporplatte zu befestigen. Ebenso ist es mit der selbstklebenden Seite der Wärmepads. Bei einem ersten Versuch haben wir die Wärmepads ohne eine zweite Styroporplatte befestigt, dies hat dazu geführt, dass sich die Fußwärmer nach zwei bis drei Schuss gelöst haben. Die meisten Standard Zielscheibenhalterungen haben keine Aufnahme die dick genug ist, um zwei Styroporplatten aufzunehmen. Entweder kaufen Sie sich einen passenden oder bauen sich selbst einen.

Unterm Strich empfehlen wir eine derartige Anschussscheibe zu bauen, da man hiermit deutlich präziser einschießen kann. Sie sind nicht zwangsläufig auf die Targets von Hornady angewiesen. Alexander stellt auf seinem Blog auch kostenlose DIN A4- Zielscheiben zum ausdrucken zur Verfügung, diese können Sie natürlich auch benutzen. Ebenso einfach ist die Verwendung der AMR Wärmebildzielpads; einfach aufkleben und loslegen, doch wie Sie an dem Bild (rechts) sind die Wärmesignaturen sehr groß. Im Zuge der Tests haben wir ebenfalls herausgefunden, dass bereits die Druckeschwärzer genügend Wärme absorbiert, um eine wahrnehmbare Wärmesignatur abzugeben, allerdings funktioniert dies nicht unter allen Umständen. Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren und Waidmannsheil.

Weitere interessante Themen gibt es auch unter www.deutscher-jagdblog.de


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