Perfektion aus Stahl & Holz: Die Steel Action HS im Praxistest
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Perfektion aus Stahl & Holz: Die Steel Action HS im Praxistest

Text & Bilder Johannes Maidhof

Geradezugrepetierer sind nicht mehr wegzudenken, großer Beliebtheit erfreuen sich die schnellen Büchsen bei der Ausübung einer effektiven Jagd. Die Platzhirsche aus Isny und Suhl sind dabei längst nicht mehr konkurrenzlos, eine Österreichische Alternative haben wir 2018 mit der Strasser RS 14 vorgestellt. Nun wieder heimische Gefilde: Die Kölner Marke Steel Action ist stolz darauf, dass alle Teile und die gesamte Fertigung ihrer Gewehre „Made in Germany“ sind. Konstrukteur Alexander Ostanin zeigt sich für die feinmechanischen Entwicklungen verantwortlich, getreu dem Anspruch eine funktionssichere, robuste Waffe zum attraktiven Preis anzubieten.

Keine Kompromisse bei der Materialauswahl

Dementsprechend wurde bei den verwendeten Materialien auf eines gesetzt: Stahl. Alle Systemteile sowie der Lauf sind daraus gefertigt, Verschluss und Gehäuse zusätzlich nitrocarburiert, zum Schutz vor Korrosion und Abnutzung. Der Lauf, aus der Qualitätswerkstatt Lothar Walther, wird fest in der Hülse verschraubt und erhält eine klassische, schwarze Brünierung. Bodenplatte und Abzugsbügel sind aus Aluminium, der Zubringer des Magazins aus rotem Kunststoff und die Kammerkugel aus Holz – ohne Aufpreis.

Das Magazin hat ein Fassungsvermögen von maximal fünf Patronen in den derzeit verfügbaren Standardkalibern der Steel Action HS (Hunting Short): 22-250; .243 Win.; 6,5 Creedmoor; 7 mm 08 Rem.; .308 Win.; .338 Federal. Ihre große Schwester, die Steel Action HM (Hunting Medium), kommt in den Kalibern .270 Win.; .30-06 Spr.; 8 x 57 IS; 8,5 x 63 Reb; 9,3 x 62 sowie 7 mm Rem. Mag.; .300 Win. Mag.; .338 Win. Mag.; .375 Ruger. Bis 9,3 x 62 kann das Magazin ebenfalls fünf Patronen aufnehmen, ab 7 mm Rem. Mag. sind es dann nur noch höchstens vier „Murmeln“. Andere Kaliber sind auf Anfrage möglich, dies muss direkt mit dem Hersteller abgesprochen werden.

In Sachen Schaftmaterial besteht eine große Auswahl. Standardmäßig kann der Kunde zwischen Nußbaum der Klasse 1 oder einem schwarz-grünen Synthetikschaft wählen, oder in der Steel Action MX Ausführung auf einen Schichtholzschaft mit Einstellmöglichkeiten für Länge und Höhe sowie einem ergonomischen Pistolengriff wählen. Gegen Aufpreis hat man als Ästhet ebenfalls die Möglichkeit das Schaftholz bis auf Klasse IV zu erhöhen, außerdem gibt es –ebenfalls gegen Aufpreis - die Steel Action Gewehre auch in Linksausführung. Der Lauf selbst hat eine wählbare Länge von 45 oder 51 cm (HS) bzw. 56 oder 61 cm (HM), bei gleichbleibendem Laufdurchmesser von 19 mm. Andere Lauflängen sind auf Anfrage natürlich auch möglich, ab Werk ist ein 15x1 Gewinde angebracht. In den Standardausführungen beträgt die Gesamtlänge der Waffe 101 bis 106 Zentimeter. Zur Zielfernrohrmontage sind alle Waffen mit Picatinny-Basen ausgestattet.

Handspannung und kurzer Repetierweg

Das System wird von einem soliden Drehkopfverschluss verriegelt, mit drei massiven Verschlusswarzen, die eine Verriegelungsfläche von 90 mm² aufbieten. Diese Technik findet in halbautomatischen Gewehren beim Militär ebenso Anwendung, wie bei den jagdlichen Selbstladern Sauer 303 oder den Modellen BAR und Maral von Browning. Als weitere Sicherheitsreserve dient der 6 mm dicke Steuerstift, der am Ende der Verschlussbewegung in eine Nut eintritt und somit quasi die Rolle einer vierten Warze einnimmt. Das oft bei Geradezugsystemen befürchtete Herausexplodieren des Kammerstängels beim Schuss, kann somit ausgeschlossen werden. Der Repetierweg beträgt nur 13,5 cm – das kann sich wirklich sehen lassen. Dem flüssigen Repetieren im Anschlag, auch bei geöffneten Augen, steht somit nichts im Wege.

An der Handspannung scheiden sich oft die Geister: Braucht man sowas wirklich, macht sie die Waffe sicherer, ist sie zu fest, zu laut, zu umständlich… Wie auch immer, die Steel Action verfügt aber eine Handspannung. Das heißt, die Waffe wird per Daumendruck gespannt und entsichert - oder eben umgekehrt, in einem Arbeitsgang. Das Spannelement ragt nach hinten aus dem Schlösschen und kann bequem erreicht werden, ohne den Griff von der Waffe übermäßig lösen zu müssen. Der Widerstand benötigt schon etwas Kraft, ist aber moderat. An der Oberseite des Spannelements befindet sich ein Knöpfchen, mit dem man auf Druck den Repetierer entspannt und die Kammer blockiert. Zum Freigeben der Kammer muss die Handspannung ein kleines Stück eingedrückt werden, so dass zum Beispiel eine scharfe Patrone herausrepetiert werden kann, ohne das Schloss zu spannen. Im gespannten Zustand ist die Kammer freigegeben und es kann repetiert werden.

Viele Möglichkeiten, gutes Zubehör

Gegen Einwurf von Münzen, will sagen für einen angemessenen Aufpreis, lässt sich bei Steel Action vieles machen und auch individuelle Kundenwünsche umsetzen. Neben der Möglichkeit einen kannelierten Lauf einzubauen, gibt es an hauseigenen Produkten derzeit folgendes Zubehör:

  • Brückenmontage Steel Action (Stahl nitrocarburiert) mit zwei Stollen und Hebelfixierung.
  • Präzisionsfördernde Mündungsbremse optimal einsetzbar als Gewindeschutz.
  • Steel Action Aluminium Schalldämpfer für Kaliber 7-8 mm.
  • 10 Schuss Stahlmagazin (nur in .308 Win. verfügbar)

Praktische Erfahrung

Die Testwaffe war eine Steel Action HS mit Holzschaft Klasse 1, im Kaliber .308 Win. Auf den 51 cm langen Semiweightlauf wurde ein A-Tech H2 Schalldämpfer geschraubt; als Zieloptik das Leica Fortis 6 2-12x50i montiert.

Das Gewehr wurde ein komplettes Jahr geführt: Bockjagd im Mai, Wildschadensverhütung am milchreifen Getreide, Blattzeit, Mondansitz, Pirsch und Drückjagden. Stets war sie ein zuverlässiger Begleiter. Ein schlichtes, massives Werkzeug, „etwas klobig“ würden die einen sagen, „gemacht für Männerhände“ die anderen. Ein Leichtgewicht ist sie wahrlich nicht, was sich allerdings positiv in Sachen Rückstoß sowie beim Schwingverhalten für den bewegten Schuss bemerkbar macht. Beim Durchgehen und Pirschen merkt man das Mehrgewicht aber eben auch, hier sollte auf einen extra breiten Gewehrriemen zurückgegriffen werden, der das Gewicht besser verteilt.

Auf dem Schießstand machte die Steel Action eine gute Figur, mit verschiedenen Munitionssorten wurden Streukreise zwischen 20 und 30 mm (immer 3 Schuss auf 100 m) problemlos gehalten. Die Patronen wurden sauber ausgeworfen und zugeführt, das heiß schießen der Waffe änderte daran ebenso wenig, wie gravierende Präzisionsverluste erkennbar gewesen wären. Was jedoch auffiel, günstige Munitionshersteller mag die Steel Action nicht. Konkret kam es bei S&B oder PPU Hülsen im Testverlauf zu Schwierigkeiten in Form von Hülsenklemmern und Ladehemmungen.

Herzstück des Geradezugsystems ist natürlich der Repetiervorgang und das schnelle, intuitive Schießen, welches in Schießkino, Marksman Simulator und in der rauen Drückjagd-Praxis gefordert war. Hier konnte die Steel Action auf ganzer Linie überzeugen, die ergonomische Bauweise ermöglicht einen fließenden sauberen Anschlag. Der lange Vorderschaft lässt das Halten der Waffe mit fast ausgestrecktem Führarm zu, was –zumindest bei mir- dem Schuss merklich mehr Sicherheit verleiht. Die maschinell geschnittene Fischhaut sorgt für Griffigkeit und sicheres Handling, der trockenstehende Direktabzug löst mit angenehmen, voreingestelltem Abzugsgewicht von ca. 800 g aus. Dies kann aber nach eigenem Gusto, zwischen 500 – 2500 g eingestellt werden.

Das Repetieren gelingt leicht und flüssig. Ohne viel Kraft und vor allem ohne die Waffe aus dem Anschlag und damit vom Ziel zu nehmen, konnte mit zunehmender Übung, rapide schnell nachgeladen werden. So waren im Schießkino mehrere sichere Schüsse auf ein und das selbe Stück möglich - ohne Gefahr zu laufen einen teuren Wandtreffer zu verursachen.

Auch beim Ansitz funktionierte das Nachladen schnell und auch relativ leise, selbst im Dunkel der Nacht. So konnten nicht nur Kitz-Dubletten bei Tage, sondern eben auch Schwarzwild-Dubletten an der nächtlichen Kirrung realisiert werden.

Positiv aufgefallen ist der versenkte Entriegelungsknopf des Magazins, dieser ist so angebracht, dass ein versehentliches Auslösen, zum Beispiel beim Auflegen, nicht passieren kann. Das Entnehmen des Verschlusses ist nicht ganz so einfach und muss auf jeden Fall geübt werden. Mich hat die Kombination aus Abzug ziehen, Knopf drücken und drehen des Stängels, anfangs schier zur Verzweiflung gebracht.

In Sachen Reinigung zeigen sich sonst keine Besonderheiten zu anderen Waffen, durchziehen, ölen, fetten, oder auch chemische Laufreinigung, alles läuft wie gehabt. Angenehm überrascht war ich nach der Wintersaison, in der ein Gewehr schon so einiges an Belastungen aushalten muss, wie gut zum einen das äußere Erscheinungsbild vorhanden blieb. Zum anderen zeigte sich aber auch die gesamte Technik unbeeindruckt von Matsch, Dornen, Baumnadeln und allerlei sonstigen Fremdkörpern, die normal nichts im Inneren eines Jagdgewehres zu suchen haben. Alle Teile liefen gängig und störungsfrei.

Fazit

Ich bezeichne die Waffe gerne als „98er mit Geradezug“, wer die Charakteristik und Haptik der alten Karabiner mag, wird eine Steel Action nicht grundsätzlich ablehnen. Ein robustes, einfaches, aber ehrliches Gewehr, ohne Schnick Schnack oder Firlefanz, auf die harte Praxis ausgelegt. Eine strapazierfähige, langlebige Jagdwaffe, die durch die ein oder andere Modifikation durchaus ein Stück Individualität erhalten kann. Präzision und Sicherheit trifft Funktionalität in allen Teilen, ohne preistechnisch dabei über die Stränge zu schlagen. Qualität Made in Germany – die sicher ihren Platz im Spektrum der Geradezugrepetierer behaupten wird.

Einstiegspreise (UVP):

Steel Action HS Synthetik: 2.249 €

Steel Action HM Synthetik: 2.449 €

Steel Action HS Holz: 2. 369 €

Steel Action HM Holz: 2.569 €

Steel Action HS MX: 2.828 €

Steel Action HM MX: 2.948 €


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