Bockjagd mit Freunden – Wann sehen wir uns wieder?
Jagdgeschichten

Bockjagd mit Freunden – Wann sehen wir uns wieder?

Text & Bilder Ales Maxa

Die Zeit rennt, ein bekanntes Sprichwort. Wenn man Jäger ist, rennt sie, finde ich, noch schneller. Gerade war noch die Brunft von Rot- und Damwild, schon steht die Bockjagd vor der Tür. Wir haben ja auch immer etwas zu tun. Drückjagden, Kahlwildjagd, Raubwild im Winter. Nun ist die jagdfreie Zeit vorbei und ich freue mich auf die schönen bereits warmen Morgen- und Abendansitze. Doch können wir dieses Jahr mit Freunden zusammen jagen? Die momentane Zeit stellt uns alle vor eine große Herausforderung und es ist fraglich, ob wir überhaupt in so schönen Gemeinschaften wie in den letzten Jahren jagen können. Letztes Jahr konnte ich mit meinem Freund Arno, den ihr sicher schon aus meinen Erzählungen kennt, auf dem Truppenübungsplatz (TÜPL) jagen.

Wie in meinen Geschichten schon oft erzählt, sind die Wildbestände auf diesem TÜPL sehr gut, vor allem Sikawild ist dort in einer großen Anzahl aufzufinden. Aber auch alle anderen Schalenwildarten sind dort vor allem auch tagsüber anzutreffen. Es gibt zwar keine wirklich starken Böcke, dafür sehen wir aber Wildschweine oft im Hellen. Arno und ich buchen uns deswegen immer im Mai/Juli ein langes Wochenende in einer renovierten Jagdhütte ein und jagen mit Freunden ein paar Tage gemeinsam. Meine liebe Frau Jana verwöhnt uns dabei mit kulinarischen, wildreichen Leckereien. Wenn ich so an dieses Jahr denke und hoffe, dass es klappt... Wie war es eigentlich letztes Jahr?!

Mittwoch gehen Jana und ich immer einkaufen. Donnerstag heißt es dann früh aufstehen. Wir reisen früh an, weil auch Jan-Peter aus Hamburg immer zeitig da ist, obwohl er den längsten Weg hat. Dieses Mal bringt er eine junge Dame mit. Penny heißt sie und ist wie mein Hund Brok ein Rauhaardackel, die beiden werden also ein paar schöne Tage auch zusammen haben. Kurz drauf kommt Achim, dann Reinhold und zum Schluss Arno mit Mario. Wir haben uns viel zu erzählen, da wir uns Monate nicht gesehen haben. Wir freuen uns auf die Tage, es geht am Freitag wie immer Tontauben schießen, ein leckeres Fass Pilsner Urquell wartet auf uns und leckeres Essen von Jana. Das wird wie immer wunderbar.

Wie geplant, kommt Tomáš, der Forstmeister dieser Forstverwaltung, um uns die Jagdkarten zu geben und, weil wir uns am TÜPL befinden, bekommen wir auch Einreiserlaubnisse. Die Verteilung der Pirschführer ist besprochen und sobald sie kommen, kann es losgehen. Wir lassen die Hörner zum „Aufbruch zur Jagd“ erklingen und besprechen die letzten Details und dann setzen sich alle ins Auto zur ersten Jagd. Nur ich fahre nach Hause um meinen Junior Vojta abzuholen, da er Freitag keine Schule hat. Wir kommen gut durch, sodass wir noch im Hellen zurück sind.

Als wir ankommen, schaut Vojta direkt auf den Rasen, wo sonst die erlegten Stücke immer liegen. Etwas enttäuscht stellt er fest, dass noch nichts erlegt wurde. Jana beruhigt ihn aber, als sie ihm sagt, dass noch keiner zurück ist. Wir sind uns sicher, dass Arno Waidmannsheil hat und einen Bock mit nach Hause bringt.

Endlich nähern sich Scheinwerfer der Hütte und Reinhold konnte am ersten Abend bei seinem ersten Besuch auf diesem TÜPL direkt einen jungen Gabler erlegen, diesen wird er nicht mehr vergessen.

Auch Mario kommt mit Beute nach Hause – ein Knopfbock, mit einer besonderen Trophäe. Jan-Peter und Achim kommen ohne jagdlichen Erfolg Heim, dafür aber mit einem vollen Herzen, wie man so sagt. Sie haben sehr viel gesehen, aber keinen passenden Bock. Nur auf Arno mussten wir noch warten. Als er endlich kam, sah man ihm sein strahlendes Lächeln schon auf weite Entfernung im Dunkeln an, er konnte einen braven Sechser erlegen. Mein Sohn freute sich wohl am meisten und gratulierte ihm herzlichst.

Jetzt hat Vojta seinen großen Moment, auf den er sich immer freut. Er darf die Strecke verblasen, während wir ehrfürchtig und den Abend erneut erlebend danebenstehen. Für uns alle immer ein sehr emotionaler und schöner Moment.

Vorm ins Bett gehen frage ich Vojta, ob er morgens mit mir jagen geht. Er schaute mich an, als ob er die Frage nicht versteht, natürlich geht er mit. Als dann aber der Wecker um 2.30 Uhr klingelt, macht er mir deutlich klar, dass er es einfach nicht schafft. Ich soll ohne ihn losziehen, aber bitte nichts erlegen. Dann dreht er sich um und schläft sofort weiter.

Nach Absprache mit Tomáš setzte ich mich auf eine Kanzel, die bei einer sehr schmalen Wiese steht. Das Gras ist allerdings schon ziemlich hoch und es ist schwierig, Rehwild überhaupt in Anblick zu bekommen. Langsam wird es hell, zwei Stücke konnte ich kurz sehen, aber nicht vernünftig ansprechen. Ich entschließe mich langsam entlang der Wiese zu pirschen und zu schauen, was mich dabei so erwartet. Nach ein paar hundert Metern sehe ich eine Bewegung im Gras. Mit dem Fernglas erkenne ich drei Wildschweine, weiß aber nicht, ob Frischlinge dabei sind. Ich entschließe mich näher ranzugehen, entweder klappt es, oder sie bekommen mich mit, aber so kann ich keinen vernünftigen Schuss antragen. Es klappt, ich stehe 20 m vor ihnen und es war, wie vermutet, alle drei Damen führen kleine Frischlinge. Als ich mich umdrehe, um mich langsam davon zu schleichen, sehe ich ein weiteres Wildschwein, alleine, aber ist es wirklich ein Keiler? Er kommt näher und steht bald in meinem Wind, ich bereite mich vor und ja, es ist ein Keiler, aber ich erinnere mich an die Worte meines Sohnes von heute Morgen und lasse ihn passieren. Im nächsten Moment hat er auch schon Wind bekommen und flüchtet lautstark davon. In Gedanken an den Keiler nähere ich mich dem Auto, plötzlich springe was neben mir ab. Wieder Wildschweine, im hohen Gras kann ich sie aber nicht ansprechen, erst, als sie ein ganzes Stück weiter weg sind, sehe ich, dass es ein Trupp Überläufer war.

Nun aber zurück, ich muss noch Brötchen fürs Frühstück holen. Es sitzen bereits alle draußen unter der Pergola und warten auf mich und Arno, natürlich... Leider hatte keiner Waidmannsheil. Als Arno kommt, wissen wir, dass das ein Schweinemorgen war. Er konnte einen guten Keiler erlegen, nicht stark im Wildbret, aber die Waffen waren schon gut. Schnell verblasen wir den Keiler, damit es nicht zu warm wird und machen ein paar Erinnerungsfotos.

Heute haben wir aber nicht viel Zeit – nach dem frühen Mittagessen kommt keine Mittagspause, es geht direkt zum Schießstand. Besonders Arno und Mario, die beide hervorragend gute Schützen sind, nutzen jede Möglichkeit, mit der Flinte zu schießen. Und dieser Schießstand gefällt ihnen sehr! Man kann Trap, Skeet und auch Parcours schießen! Ich bin kein guter Flintenschütze, aber jedes Training hilft! Mit 3 Runden Trap und 3 Runden Skeet haben wir uns einen schönen Nachmittag gemacht. Für mich war es sehr lehrreich, da ich gute Ratschläge von Arno und Mario bekommen habe, wie ich mich beim Schießen verbessern kann.

Vor der Jagd steht aber leider noch eine Schicht in der Küche an. Ich helfe meiner Frau Jana beim Kochen von den weitbekannten Wildlenden in Rahmsauce mit böhmischen Knödeln und Preiselbeere. Dieses Gericht ist ein Muss bei jedem Jagdurlaub.

Am Abend war Diana besonders Jan-Peter hold! Zwei Böcke hat sie ihm vor die Büchse gebracht. Reinhold konnte ebenfalls einen Bock strecken! Alle hatten Waidmannsheil, nur Achim musste noch warten. Auch am Morgen hatte er und alle anderen zwar viel Anblick, aber leider keinen Erfolg.

Nachdem wir am Freitag Flinte geschossen haben, sollte nach der Mittagspause am Samstag die Büchse geschossen werden. Dazu brauchen wir nur hinters Haus gehen. Wir haben dort einen kleinen Schießstand und haben einen Wettbewerb darauf gemacht. Erst auf 80 m von der Kanzel, dann vom Dreibein und zum Schluss freihändig auf 50 m. So etwas macht nicht nur Spaß, es übt auch immer wieder.

Am Samstagabend bin ich in eine andere Rolle geschlüpft. Marios Pirschführer war verhindert und so musste ich einspringen, was ich natürlich gern gemacht habe. Wir haben nicht viel gesehen, nur kurz ein paar Stück Rehwild, die vor uns langzogen. Als ich den wunderschönen Sonnenuntergang mit all seinen Farben betrachte und mir alleine schon für das Foto einen passenden Bock wünsche, stupst mich Mario an und sagt, dass dort ein Bock steht. Während ich ihn noch als einen braven anspreche, hat er schon die Waffe oben und sich eingerichtet. Ich kann ihm noch nicht ganz sagen, dass der Bock passt, da hat er schon geschossen und der Bock sinkt einfach zu Boden. Kurz darauf stehen wir neben ihm und wir freuen uns sehr. Wir jagen zwar schon lange gemeinsam, haben aber das erste Mal Waidmannsheil zusammen und genießen die schöne Stimmung und machen ein paar Fotos mit einem wunderschönen Sonnenuntergang im Hintergrund.

Der Abend war nicht nur für Mario und mich erfolgreich, endlich hat Achim auch seinen Bock erlegen können und Arno, der Jagdkönig dieses Wochenendes, hat seinen zweiten Bock mit zur Hütte gebracht! Vojta verbläst die Strecke und ich spüre, dass es für alle ein emotionaler Moment ist, auch für mich, als stolzer Papa und erfolgreicher Pirschführer. Trotz des langen Heimweges am kommenden Tag und dem Morgenansitz von einigen, bleiben wir noch lange am Feuer unter der Pergola sitzen und reden über die Tage und das nächste Wiedersehen.

Sonntag in der Früh hat keiner Waidmannsheil, aber das macht nichts! Wir verblasen die Strecke ein letztes Mal, verabschieden uns von den Pirschführern, die wir alle schon Jahre lang kennen und freuen uns schon auf den Juni 2020. Doch ob das stattfinden wird?! Wir bezweifeln es mittlerweile leider. Man muss wirklich alles immer genießen. Ich wünsche uns allen, dass die jetzige schwere Zeit schnell vorbei geht und wir alle unsere Freunde schnell wieder persönlich treffen können – egal ob bei der Jagd oder sonst irgendwo, Hauptsache wir sind alle gesund.


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