Die Jagd und der Neid
Jagdgeschichten

Die Jagd und der Neid

Text & Bilder Ales Maxa

In der letzten Zeit habe ich einige Vorträge über die Jagd und ihre Jägerschaft gehalten. Erfreulicherweise haben sich viele an den Diskussionen beteiligt. Unter anderem haben wir darüber gesprochen, was Jäger verbindet und unterscheidet, was „typisch“ Jäger ist und wie wir manchmal auf die „Normalbevölkerung“ wirken. Viele haben Jäger tatsächlich noch als häufige Alkoholiker betitelt, aber das sind denke ich Vorurteile, die hoffentlich in den nächsten Jahren verschwinden.

Eine Eigenschaft findet man tatsächlich bei sehr vielen Jägern überall auf der Welt und mit dieser möchte ich mich in diesem Artikel beschäftigen. Neid. Ja, ich sehe ihr zustimmendes Kopfnicken. Sie alle haben es schon erlebt, sind es vielleicht schon selbst gewesen. Grundsätzlich ist das ja auch nicht das Problem, aber der Umgang damit schon.

Der aufrichtige Neid einem Jagdfreud gegenüber ist nämlich nichts Negatives. Sätze wie „ich beneide Dich um diesen Bock“ oder „ich bin neidisch auf Dein Jagdabenteuer vom letzten Herbst“, sind aufrichtig, ehrlich und nicht böse gemeint und auch völlig normal. Gegenseitiges Necken ist ja auch normal und tut einer Freundschaft gut.

Aber meist trifft man leider auf die Art und Weise von Neid, die keinen Spaß macht. Die schlechte Stimmung verursacht, Gruppen auseinanderbringt, Erlebnisse schmälert und Freundschaften beendet. Neid ist sicherlich in jeglichen Lebenslagen zu finden. Ob es der Neid auf die Familie des anderen ist oder den Job, vielleicht der gutarbeitende Hund oder das schlaue Enkelkind. Egal wo jemand oder etwas besser ist, Neid ist nie weit entfernt.

Wenn ein Jäger viel jagt, viel erlegt, dauert es nicht lang, bis die ersten Aufrufe kommen. Entweder kann das nicht mit rechten Dingen zugehen, oder er lügt, bedient sich illegalen Hilfsmitteln oder ist womöglich vom anderen Stern. Ein mir bekannter Jäger hat in einem Revier mal über 40 Sauen in einem Jahr geschossen. Insgesamt wurden 60-70 Stück pro Jahr erlegt. Das stank den meisten anderen Mitgehern schon mal. Dann hat er auch noch den einen starken Bock und den einen alten Damschaufler erlegt, die in dem Revier frei waren. Alle hatten aber die gleichen Grundvoraussetzungen. Jeder konnte so oft er wollte rausgehen. Die Folge war, dass das System geändert wurde und Abschüsse verlost wurden. Die Konsequenz zog der erfolgreiche Schütze selbst, er wechselte das Revier. Ob das nun besser ist?! Es ging viel Geld aus den Einnahmen des Wildbrets verloren, ebenso stiegen die Wildschadensforderungen wieder...

Grob kann man also sagen, mit der Anzahl erlegter Stücke und der Trophäenstärke steigt auch die Anzahl neidvoller Mitjäger und damit häufig auch stressverbundene und unharmonische Gesellschaften untereinander. Jetzt, wo immer mehr Nachtsicht- und -schusshilfen erlaubt werden, wird die Thematik noch aktueller und man kann schon sagen, dramatischer. Nicht jeder kann sich technische Hilfsmittel leisten, somit stehen diese anderen schon einmal nach, erster möglicher Grund für Neid, dann wird sich zwangsläufig auch die Schwarzwildstrecke deutlich nach oben entwickeln und das gibt dann den meisten den Rest. In einem mir bekannten Revier war ein Jäger, der viele Sauen in der Nacht auf der Pirsch geschossen hat. Er hat sich dabei nur auf die Schadflächen, also Wiesen, frisch bestellte Äcker, Maisfelder und Co. konzentriert, er erlegte 50 % der Gesamtstrecke des Reviers und hat damit eine Prämie vom Staat für das Revier erhalten, womit zwei Pachtjahre bezahlt werden konnten, plus den Erlös des Wildbrets natürlich. Eigentlich sollte man dankbar und fröhlich darüber sein – eigentlich. Nun die Jagdgesellschaft stellte das System um verbot das Jagen auf der Pirsch bei Nacht, es sei zu gefährlich und somit nur noch vom Hochsitz aus zulässig. Inoffiziell wurde klar kommuniziert, dass den anderen Jägern es stank, dass sie nicht so viele Wildschweine im Vergleich zu diesem Jäger erlegen konnten...

Anhand von diesen zwei Beispielen kann man gut sehen, dass Neid in vielen Fällen nicht mit Logik zusammenhängt. Da Neid aber ein Gefühl ist, wird es, wie bei allen Gefühlssachen, schwer sein mit Logik zu argumentieren.

Auch ein wunderbares Beispiel ist einem Jagdkollegen von mir passiert. Er ist sehr engagiert in seiner Jägerschaft. Er betreibt viel Öffentlichkeitsarbeit, organisiert Veranstaltungen und investiert alles wieder in den Hegering. Er verdient kein Geld damit und betreibt das, wie so viele andere auch, neben dem normalen Leben. Als er mir das erzählte und vor allem, wie seine Kollegen hinten rum über ihn reden, bin ich fast vom Stuhl gefallen. Sie meckern über die Organisation, dass man das besser machen muss, mehr Geld abfallen muss und er es sowieso nur macht, um sich selbst zu präsentieren. Das Beste an der Sache ist allerdings, dass keiner dieser Kollegen auch nur einen Finger krumm macht oder selbst etwas auf die Beine stellen kann. Meckern können bekanntermaßen viele, etwas ändern oder besser machen, geschweige denn überhaupt etwas machen, die wenigsten.

Wie oben aufgeführt, haben alle Fälle einen gemeinsamen Nenner: der Jäger war immer erfolgreich. Er hat immer aus der Reihe herausgeragt. Dank der Künste, der Begabung oder dem starken Willen hat derjenige immer etwas geschafft, was die anderen nicht geschafft haben. Aber haben die anderen nicht vielleicht die gleichen Grundvoraussetzungen oder könnten sie zumindest haben? Wenn es ihnen an Zeit, Geld oder Möglichkeiten fehlt, vielleicht auch einfach manchmal an Glück, dann sollten sie das so hinnehmen und entweder überlegen, etwas zu verändern oder damit zu leben, aber nicht in den eigenen Reihen Ärger und schlechte Stimmung verbreiten. Damit ist nämlich niemandem geholfen.

Schlimm wird Neid dann, wenn er Leuten oder Projekten schadet. Wenn ein einzelner traurig ist, dass sich seine Jagdfreunde nicht mit ihm über seinen Hirsch freuen, ist das sehr schade und man sollte seine Freunde überdenken, aber wenn Neid etwas Tolles zerstört, ist der Spaß vorbei. Dann nämlich, wenn Öffentlichkeitsprojekte welcher Art auch immer beendet oder reduziert werden, weil diejenigen, die sich dafür einsetzen und alles am Leben halten, keine Lust mehr haben. Keine Lust mehr, weil sie Steine in den Weg gelegt bekommen, kritisiert werden, nicht unterstützt werden und ihnen letztendlich die Motivation fehlt, weiter zu machen.

Natürlich gibt es auch ganz andere Momente – zum Glück. Wo Jäger füreinander einstehen, wildfremden Menschen helfen, Geld spenden, Reviere für Prüfungen zur Verfügung stellen, Wildbret verschenken, Jungjägern Jagdmöglichkeiten bieten usw. Lassen Sie uns mehr daran festhalten, uns darauf konzentrieren und Menschen, egal ob Jäger oder nicht, die aus Neid Dinge schlechtmachen, keine Change geben. Achten wir dabei auch auf uns, es kann uns allen irgendwann mal so ergehen und das ist auch völlig menschlich, nur haben wir uns im Griff und wissen damit umzugehen!


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