Wildkameras - Einsteigermodelle
Tests

Wildkameras - Einsteigermodelle

Text & Bilder Johannes Maidhof

Gut und Günstig, Wildkameras < 100 € von Dörr, Minox und Maginon

Gut und Günstig, Wildkameras < 100 € von Dörr, Minox und Maginon

Suhlen sind ein Wildmagnet, das braucht man keinem Jäger zu erklären. Besonders Schwarzwild treibt es gerne zur Borstenpflege an die nassen Stellen im Revier. Als ich starke Trittsiegel im Matsch entdecke, ist für mich klar, dass hier eine Kamera an den Wechsel muss. Eine Woche später weiß ich, dass hier ein Keiler deutlich jenseits der Zentnermarke seine Fährten zieht und sich dankenswerterweise beinahe täglich immer in einem Zeitfenster zwischen 23:00 und 1:00 Uhr. Soviel Zuverlässigkeit muss man nutzen, bei passendem Wind beziehe ich gegen 22 Uhr den Bodensitz, warte eine Stunde und erwische mich selbst dabei wie ich immer mal wieder einnicke. Plötzlich lässt mich ein schnaubendes Geräusch aus dem Dämmerschlaf schrecken und ein Blick durchs Doppelglas gibt den Blick auf den gesuchten Bassen frei. Langsam und Geräuschlos gehe ich in Anschlag und löse den Schuss sowie das Stück mir seine Breitseite zeigt. Mit wildem Getöse tritt die Sau ihre Todesflucht an, die jedoch nach wenigen Gängen im Graben endet. Erleichterung und Freude kehrt ein, das lief besser als erwartet, dank der Wildkamerabilder konnte der Schwarzkittel bei der nächsten Möglichkeit erlegt werden, ohne mit vielen erfolglosen Ansitzen Unruhe ins Revier zu bringen.

Kleine Helfer sind weit verbreitet

Wildkameras sind dieser Tage nicht mehr von der Jagd wegzudenken. In allen Formen, Größen und Ausführungen sind zig Hersteller auf dem Markt und bieten ihre Produkte feil. Während man anfangs schon froh sein konnte, ein Display zu haben, geht die Tendenz mittlerweile stark in Richtung Funk-Kameras, die die Bilder per E-Mail oder an einen Server senden. Doch natürlich hat das auch alles seinen Preis und nicht jeder kann oder möchte gleich mehrere hundert Euro pro Gerät ausgeben. Wir haben uns daher mal im Einsteiger-Segment umgesehen und getestet, wieviel Kamera es für unter 100 € gibt. Hier bieten sich Sparfüchsen tolle Möglichkeiten.

Minox DTC 390

  • Größe: 7,5 x 9,5 x 13,6 cm
  • drei Farbvarianten: grau, braun, camo und pixel camo
  • Kompakte Kamera für Innen und Außen
  • Foto- und Videoaufnahme (tagsüber in Farbe, nachts schwarz-weiß)
  • Bildsensor: 5 MP, 1/2.5"" CMOS-Sensor
  • Auflösung von 5-12 MP sowie HD-Videoaufnahmen
  • 2,4" TFT Farbmonitor zum Betrachten der Bilder und Videos am Gerät
  • SD-Karten Steckplatz und USB-Schnittstelle
  • Zugriffsgeschützt durch individualisierbares Passwort

Mit dieser Kamera ließen sich zufriedenstellende Bilder machen, der IR-Schwarzfilter-Blitz überzeugt durch die kurze Auslöseverzögerung (< 1 Sek.) und schießt Aufnahmen mit einer Blitzreichweite von laut Hersteller bis zu 10 Metern. Für eine Detailerkennung liegt der wirksame Bereich aber laut unserem Testlauf bei max. 5 bis 7 m.

In der Nacht sorgen die 42 IR-LEDs (>940 nm = Schwarzlicht) für die nötige Ausleuchtung viel bewegen darf sich das Wild natürlich nicht, sonst gibt es verschwommene Aufnahmen. Die Bewegungssensoren überwachen in der Mitte 40° und seitlich je 30° ab, erreichen also insgesamt 100° Abdeckung. Ab einer Entfernung von ca. 15 m nehmen diese Bewegungen wahr und aktivieren den Auslöser der Kamera. Fehlauslösungen durch schnell vorbeihuschendes Wild, Licht-Schatten-Spiele oder sich bewegende Äste können vorkommen.

Fazit:

Ersteinrichtung und Bedienung der Kamera ist durch die unkomplizierte Menüführung sehr einfach, auch für Laien. Die Qualität der Bilder konnte uns von der Auflösung her nicht immer überzeugen, öfters waren Bilder verwackelt, verschwommen oder anderweitig unscharf. Morgens beschlug die Linse regelmäßig von Innen, weshalb Aufnahmen in der ersten Zeit nach der Morgendämmerung im Nebel lagen. Sie löste aber zuverlässig aus und zeigte gut erkennbar das Wild, welches sich durch die Kamera nicht stören ließ. Weder Auslöser noch IR-Beleuchtung zeigten hier Reaktionen. Videoaufnahmen können auch mit Ton erfolgen, haben dann aber ein relativ lautes Grundrauschen in der Wiedergabe. Die Energieversorgung erfolgt über 8 1,5 AA-Batterien, der Hersteller gibt hier eine mögliche Laufzeit von 6 Monaten an, die über die warmen Jahreszeiten auch bestätigt werden können. Anhaltende Kälte zehrt natürlich an der Energie, ebenfalls kann die Maximallaufzeit nur im reinen Fotomodus erreicht werden. Videoaufnahmen, besonders nachts, mit dauerhafter IR-Beleuchtung gehen selbstverständlich zu deren Lasten. Auch wird die Verwendung von qualitativ wertigen Batterien empfohlen, wer hier billig kauft, muss definitiv öfters wechseln. Der Retourenservice über Minox lief innerhalb des Garantiezeitraumes (2 Jahre) stets einwandfrei. Innerhalb weniger Tage (meist 3 Werktage) erhielten wir ein neues Gerät im Austausch.

Die Minox DTC ist ein Auslaufmodell, aktuell im Internethandel aber immer noch für ca. 75 € zu bekommen. Das Nachfolgemodell, die weiterentwickelte Minox DTC 395 kostet um die 100 €

Maginon WK4

  • Größe: 7,5 x 9,5 x 13,6 cm
  • zwei Farbvarianten: grau, camouflage
  • Kompakte Kamera für Innen und Außen (Spritzwassergeschützt IP54)
  • Foto- und Videoaufnahme (tagsüber in Farbe, nachts schwarz-weiß)
  • Bildsensor: 4.0 Megapixels (2,688 x 1,512), 16.0 Megapixels (5,376 x 3,024) (interpoliert)
  • Videoauflösung von 720 x480 (30fps) bis 1.920 x 1.080 (30fps)
  • 2,36" TFT Farbmonitor zum Betrachten der Bilder und Videos am Gerät
  • SD-Karten Steckplatz und USB-Schnittstelle
  • Zugriffsgeschützt durch individualisierbares Passwort

Maginon ist als eine Eigenmarke von Aldi bekannt und bringt seit Jahren Wildkameras in den Handel, die sich gerade bei Einsteigern, die nur das Basis-Modell benötigen großer Beliebtheit erfreuen. Die technischen Daten sowie die äußere Erscheinungsform lassen vermuten, dass die WK4 aus derselben chinesischen Fabrik stammt wie die DTC 390 und einfach nur jede Firma ihre jeweiligen Brandings bzw. Labels anbringt. Trotzdem gelingen die Bilder bei Maginon deutlich besser, hier scheint eine leistungsfähigere Software aufgespielt zu sein, die zum Beispiel Bewegungen des abzulichtenden Wildes eher verzeihen und bemerkenswert gute Aufnahmen bei Tag macht. Auch die Nachtaufnahmen gaben weniger Anlass zur Beanstandung als bei Minox. Bei den Videoaufnahmen konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Ansonsten gleichen sich Produktbeschreibung und auch die Testauswertung: Auslösung, Batterielaufzeit, Reichweite und Sensorempfindlichkeit stellten uns zufrieden. Die Garantieabwicklung (3 Jahre!) lief hier auch mit großem Service ab, auf Antrag erhält man einen kostenlosen Rücksendeaufkleber und bekommt das Gerät bei irreparablem Defekt binnen 3-Tages-Frist ausgetauscht. So war es zumindest unter dem Dienstleister für die Retourenabwicklung „Supra“, hier gab es vor Kurzem aber einen Wechsel zu „Protel“ und der Umtausch konnte auch schon mal eine Woche dauern, lief aber trotzdem reibungslos.

Die Maginon WK4 ist nur über Aldi oder auf eBay zu erstehen und kostet ca. 75 €. Das aktuelle Nachfolgemodell WK4 HDW verfügt über eine Bluetooth-Verbindung, die SD-Karte kann also per Smartphone auch auf Entfernung ausgelesen werden. Für diese werden Preise von 90-95 € aufgerufen.

Dörr SnapShot Limited 5.0 S

  • Größe: 7x10x12,5 cm
  • Farbe: braun
  • Kompakte Kamera für Innen und Außen (Spritzwassergeschützt IP54)
  • Foto- und Videoaufnahme (tagsüber in Farbe, nachts schwarz-weiß)
  • Bildsensor: 5 MP
  • Videoauflösung: VGA (640x480)
  • 1,4" LCD Display schwarz/weiß (für Kamera Einstellungen)
  • SD-Karten Steckplatz und Anschluss für eine externe Batterie
  • Kein Passwortschutz

Die Dörr GmbH aus dem bayerisch-schwäbischen Neu-Ulm führt verschiedene Wildkameras in ihrem Angebot, die SnapShot 5.0 ist das absolute Einsteigermodell. Nach dem Motto „Weniger ist mehr“ verfügt sie nur über die wesentlichen Basisfunktionen, die den meisten Jägern, die einfach nur wissen möchten, welches Wild wann unterwegs ist, völlig ausreichen. Die Menüführung ist dementsprechend schlank und dadurch auch besonders einfach bedienbar. Die 40 Infrarot LEDs (850 nm) sorgen für ausreichend Licht im Dunkeln und werden mit einer Reichweite bis max. 15 m angegeben. Wir setzen den Richtwert auf Grund unserer Praxiserfahrung da mal lieber auf die Hälfte, für ein brauchbares Ergebnis. Videos werden nur ohne Ton aufgenommen und maximal 10 Sekunden, die Qualität der Bilder und Videos haut einen nicht vom Hocker, lässt aber alles erkennen, was man erkennen muss. Die 8 AA Batterien halten bei den bereits genannten, optimalen Bedingungen auf Grund der spartanischen Arbeitsweise länger als ein halbes Jahr, 8 bis in günstigen Fällen 10 Monate Laufzeit konnten erreicht werden.

Dörr steht mit seinem Kundendienst telefonisch und per E-mail zu den Geschäftszeiten mit kompetentem Rat zur Seite, wenn zum Beispiel Fehlfunktionen auftreten sollten oder Hilfe bei der Bedienung benötigt wird. Einsendungen und Reparatur oder Umtausch konnten wir nicht werten, da im Testzeitraum kein Ausfall auftrat.

Die Dörr SnapShot Limited 5.0 S kostet bei Dörr direkt 69 €, was sie für uns zum absoluten Preis-Leistungs-Sieger macht. Hier werden einfachste Anforderungen solide und zu einem guten Preis erfüllt. Wer eine vergleichbare Ausstattung wie bei der von uns getesteten Minox/ Maginon Kameras wünscht, für den könnte die Dörr SnapShot Limited 8MP TFT interessant sein, die durch das Mehr an Leistung mit 119 € zu Buche schlägt.

„Wer billig kauft, kauft zweimal“ soll normalerweise suggerieren, dass man sich durch das Scheuen einer größeren Investition mangelhafte Ware zulegt und dann im Anschluss frustriert doch noch das teurere Produkt zulegt. Im Bereich der hier getesteten Kameras kann der Satz eine neue Bedeutung erhalten, denn wer eines dieser günstigen Produkte ersteht, kann sich durch den günstigen Anschaffungspreis locker auch noch ein zweites leisten.


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