Die Originalmontagen oder deren Ableger
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Die Originalmontagen oder deren Ableger

Text & Bilder Bernhard Nest

Auf eine Jagd-Waffe kommt gewöhnlich ein Zielfernrohr und die Verbindung von Waffe und Zielfernrohr ist die Montage. Einige Waffen-Hersteller sind vor einiger Zeit dazu übergegangen, neben den Waffen auch gleichzeitig die Eigenentwicklung der Montagehalterung mit eigenen Montagesystemen auszustatten. Dies ist von geschäftssinniger Seite ja sinnvoll, da ja nur dieses System auf die Waffe passt und somit Waffe und Montage zusammen verkauft werden müssen, was mehr Umsatz bringt. Die Hersteller lassen sich diese Montage teuer bezahlen, im Wissen, das man kaum ausweichen kann. Gut die letzten Jahre sind einige Patente ausgelaufen und es entspannt sich der Markt hierzu.

Ich besitze eine Mauser M03, eine für mich gute und solide Waffe, auf der bei der Anschaffung dann auch in die Original Mauser Brückenmontage (Mauser Double Square Montage (M03) investiert werden musste, den jeder Mauser M03 Systemkasten ist für die Original-Mauser-Double-Square-Montage vorbereitet.

Leider ist es auch jetzt noch so, dass man für die Mauser M03 kaum eine von einem anderen Hersteller günstigere und gute Montage findet, was an der eigenwilligen Zapfenverriegelung liegen mag. Auch mag sich manch freie Montagenhersteller nicht um die Mauser M03 kümmern, da anders als bei Blaser, wohl weniger Waffen im Markt sind und diejenigen, die es gibt mit den Brückenmontagen ausgestattet sind.

Die Mauser Montagebrücke ist aus Stahl, ebenso die Zapfen die im Systemkasten verriegeln. Von unten nach oben durch die Schiene werden dann die Montageringe aufgeschraubt und gehalten. Bei meiner Montage waren die Ringe aus Aluminium, vom Büchsenmacher montiert. An sich eine solide und wiederholgenaue Montage, zumindest der untere Teil, den bei meiner Montage hat sich Anfang diesen Jahres ein Ring gelöst, besser gesagt, als ich das Gewehr aus dem Schrank nahm und merkte, das sich das ZF bewegte. Nach Abnahme des ZF mit Montage bemerkte ich eine lose Schraube bei einem der Ringe, die ich auch nicht wieder festziehen konnte, da das Gewinde dazu ausgedreht war. Bei der anderen Seite gleiches Spiel, die hatte jedoch noch mehr Sitz. Da ich Kaliber 8x57IS schieße, was ja im Rückstoß noch moderat ist, ist eine Zerstörung des Gewindes dadurch wohl eher ausgeschlossen. Ein Unfall mit der Waffe konnte ebenso ausgeschlossen werden, da nur ich die Waffe führe.

Hilft aber alles nichts, man will ja jagen. Somit mussten zwei neue Ringe drauf, sehr ärgerlich, denn die Montage war erst wenige Jahre alt. Mich hat es jedoch trotzdem weiter geärgert und somit habe ich mich auf die Suche nach Alternativen zu dieser Montage gemacht. Wer mal im weltweiten Web gesucht hat, wird feststellen, dass hier die Luft recht dünn ist.

Nach einiger Recherche und auch eher per Zufall bin ich dann auf die Seite von HGFirearms in Dänemark gestoßen, der eine Picatinny-Schiene mit Zapfenverbindungen für die Mauser M03 anbietet. Die Schienen sind nach STANAG-Qualitätsanforderungen gefertigt. Nach einigem Schriftwechsel in Englisch hat mir der Besitzer, die Funktionsweise erklärt und ich die Schiene für 1.195,00 DKK plus Fracht bestellt, die dann auch kurz danach in angebotener Qualität per Post geliefert wurde. Hinzu kommen noch die Montageringe, die ich mir von Leupold, QRW2, 30 mm, für 85 € besorgt habe.

Wie funktioniert nun diese Picatinny-Schiene auf der Mauser mit dem Zapfenverschluß?

Die Schiene wird mit zwei separaten „Nutsteinen“ (ich bezeichne diese so) geliefert. Wie im Bild ersichtlich, werden diese in die Zapfen am System eingesetzt und dann um ca. 45° verdreht, so dass die Nasen an den „Nutsteinen“ unter die Nasen an der Systemaufnahme zum Liegen kommen. (siehe Bilder oben)

Die Picatinny-Schiene wird von oben aufgelegt und greift mit ihren angefrästen Füßen direkt in die ovalen Zapfen der „Nutsteine“ (Stück – Gegenstück), so dass sich diese, wenn die Schiene hinten und vorne aufgelegt ist, nicht mehr verdrehen können. Das Ganze wird dann von oben durch die Picatinny-Schiene mit zwei mitgelieferten Schrauben und Drehmomentschlüssel festgezogen.

Die Picatinny-Schiene ist lang genug für alle gängigen Zielfernrohre und kann aufgrund der zwei getrennten Montageringe von Leupold, die sehr sauber und genau gearbeitet sind, individuell angepasst werden. Auch kann man die Schiene um 180° drehen, wenn dies nötig sein sollte. Jedoch kommt man dann aufgrund des Überstandes der Schiene nicht mehr so einfach an die Mauser M03 typische Drehflügel-Handspannsicherung.

Mir gefällt die Montage sehr auf der Waffe, sie baut nicht höher als die Original Double Square M03 Montage und sitzt bombenfest. Ein Nachteil gilt es anzusprechen. Die HGFirearms Montage ist fest verbaut und somit kann kein schneller Laufwechsel vorgenommen werden, da die Montage komplett demontiert werden muss.

Wie die Wiederholgenauigkeit beim Umbau auf einen anderen Lauf ohne erneutes Einschießen ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich nur einen Lauf für die M03 führe und somit den Lauf nicht wechsle. Was ich jedoch getestet habe, ist die Wiederholgenauigkeit bei Abnahme des ZF und erneutem Aufsetzen. Nach mehrmaligem Auf- und abnehmen und Schussgruppen (100m) von immer 3 Schuss, konnte ich keine signifikante Abweichung feststellen und somit ist die Montage für mich Wiederholgenau. Ich setze das ZF jedoch immer so auf, dass ich die Stollen an den Leupold-Ringen immer in die gleichen Rasten setze und das Zielfernrohr mit den Stollen nach vorne an den Stopp leicht andrücke und dann „handwarm“ festziehe.

Fazit:

Ich kann natürlich bei der Originalmontage an ein Montagsmodell geraten sein, dennoch reichte das für mich aus, mich nach etwas anderem umzugucken. Gesamtkosten für die Montage mit Ringen (DKK zu Euro) – 265,00 € für eine bombenfeste Montage nach Militärstandard. Im Hinblick auf die Preise für die Originalmontage für die Mauser M03 von um die 430 - 450 € ergibt sich eine Ersparnis von 165 € - 185 € was ja nicht zu vernachlässigen ist. Eine vollwertige Alternative zur Original Mauser Double Square Montage ist die HGFirearms Picatinny-Schiene allemal, auch mit dem kleinen Manko des Laufwechsels. Aber wenn jemand noch ein weiteres ZF oder ein Rotpunktvisier auf der gleichen Waffe nutzen will, dann braucht er bei der Picatinny-Schienenmontage nur noch in ein weiteres Ringpaar/Montagesockel zu investieren und bleibt dabei immer noch unter den Kosten einer einzelnen Originalmontage bei erweitertem Einsatzspektrum seiner Waffe.


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