Firmer Hund für schwarze Flieger
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Firmer Hund für schwarze Flieger

Text & Bilder Alexander Busch

Auch bei der Krähenjagd benötigt der Waidmann einen brauchbaren Jagdhund. Das gebietet nicht nur das Gesetz, sondern auch die Waidgerechtigkeit. Ein heiseres Krächzen durchbricht die Stille der Morgendämmerung. Der Jäger erblickt die ersten Rabenkrähen, die auf das Lockbild zuhalten. Als die schwarzen Flieger einfallen wollen, erhebt er sich langsam und backt die Flinte an. Zwei Schüsse lassen zwei Krähen ins Lockbild stürzen. Auf den Apportbefehl hin schießt sein vierbeiniger Jagdhelfer aus dem Tarnschirm, bringt zügig den ersten Vogel. Ohne weiteren Befehl sucht der erfahrene Hund auch die zweite Krähe, bringt diese zügig in den Schirm und legt sich auf seine Hundedecke. Aufmerksam und höchstzufrieden beobachtet er durch das Tarnnetz den Horizont. Der nächste Anflug kann kommen.

Jeder passionierte Flugwildjäger und Hundeführer freut sich über gute Hundearbeit nach dem Schuss. Bei der Krähenjagd ist der Jagdgebrauchshund ein wichtiger Helfer. Er sammelt die erlegten Krähen deutlich schneller ein, als der Jäger dies könnte. Bei geflügelten Krähen ist er schnell zur Stelle und ermöglicht so eine tierschutzkonforme und waidgerechte Bejagung der schwarzen Gesellen. Der Schütze kann darüber hinaus im Stand bleiben. Würde er diesen verlassen und dabei von Krähen beobachtet werden, würden diese eine Verknüpfung zwischen dem Lockbild und dem Jäger herstellen. Diese Lerneffekte erschweren zukünftige Jagden ungemein. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie wenig mitunter sich die Krähen jedoch an dem im Lockbild apportierenden Hund stören. Ich habe schon sehr viele schwarze Gesellen über dem apportierenden Hund erlegt. Es gibt mitunter Situationen in denen die Krähen den Hund völlig zu ignorieren scheinen und trotz diesem einfallen wollen. Keineswegs ist es natürlich so, dass der Hund gar nicht stört, aber im Vergleich zum im Lockbild umherlaufenden Jäger, ist es ein himmelweiter Unterschied.

Hundeeinsatz in der Praxis

Eine gute Tarnung ist bei der Jagd am freundlichen Lockbild unerlässlich. Erfahrene Krähenjäger setzen beim Bau ihrer Tarnschirme auf eine Kombination von Teleskopstangen, semitransparentem Tarnnetz, auch Tarngardine genannt, und nahezu blickdichten Netzen für die Rückwand. Dieser Aufbau bietet den besten Kompromiss aus Übersicht und Tarnung. Das ist auch für den Hund sehr wichtig. Soll er schnell und sicher die erlegten Krähen finden und bringen können, muss er das Geschehen durch das Tarnnetz beobachten können. Erfahrene vierläufige Jagdbegleiter merken sich auch bei mehreren, in schneller Folge erlegten Fliegern den „Aufschlagpunkt“ und steuern diese direkt an. Er muss nicht lange mit der Nase nach der Beute suchen und spart dadurch wertvolle Sekunden bis zum nächsten Anflug. Dieser Zeitaspekt ist besonders dann wichtig, wenn guter Flugbetrieb herrscht.

Beim Schirmbau sollte man darauf achten, eine etwa 20 Zentimeter hohe Lücke im unteren Bereich der Frontverblendung zu belassen. Unsere vierbeinigen Jagdhelfer sehen in der Tarngardine scheinbar kein festes Hindernis, sondern eher einen Busch, durch den man einfach hindurch springen kann. Der Spalt sorgt dafür, dass der Schütze nicht plötzlich im Freien sitzt, während der Jagdhund mit dem Tarnnetz über den Acker rennt. Diese Situation habe ich schon mehrfach bei Seminaren beobachten können.

Die Vierbeiner nehmen diesen Spalt gerne an und lernen schnell, aus dem Stand und wieder hinein zu schlüpfen. Der Tarnwirkung tut es keinen Abbruch, da die anfliegenden Krähen aufgrund des Winkels zum Tarnschirm die Lücke nicht wahrnehmen. 20 Zentimeter sind dabei vollkommen ausreichend, da sich das Tarnnetz in der Mitte dann ausreichend dehnt, um den Hund ungehindert durchzulassen. Bei sehr hohen Vorstehhunden müssen es mitunter auch 10-15 cm mehr sein. Sehr wichtig ist es, dass man das Tarnnetz in der unteren Hälfte nicht mit Klemmen an den Teleskopstangen befestigt, da diese ansonsten im hohen Bogen davonfliegen wenn der Hund unter dem Netz durchschlüpft.

Die meisten Fertigschirme sind nicht optimal für den Jagdhund. Das rundum genutzte, blickdichte Material erlaubt dem Hund keinen Blick auf das Jagdgeschehen. Die meisten Schirme sind zwar mit Hundetüren ausgestattet, doch lässt man seinen Jagdbegleiter dort herausschauen, mindert dies den Tarneffekt. Eine Ausnahme stellt hierbei der Field Hunter Blind von Ameristep in Kombination mit einer Tarngardine dar. Dabei wird ein semitransparentes Netz als Frontverblendung genutzt, der Field Hunter bildet die Rück- und Seitenwände des Tarnschirms. So hat der Hund zumindest nach vorne eine uneingeschränkte Sicht. Auch hier sollte der Ausstieg für den Hund nicht vergessen werden!

Ein großes Problem bei der Krähenjagd stellen sehr helle Hunde dar. Sie leuchten geradezu durch die Tarngardine hindurch. Anfliegende Krähen werden dadurch misstrauisch oder drehen sogar ganz ab. Im Winter kann man mit Neoprenwesten in Tarnfarben gegenwirken. Bei der Jagd im Sommer hingegen muss man mit diesen Westen vorsichtig sein. Die Hitze staut sich unter dem Neopren und kann im schlimmsten Fall zum Hitzschlag führen. Alternativ kann bei hohen Temperaturen ein Stück blickdichtes Tarnnetz über den im Stand liegenden Hund gelegt werden, der Kopf bleibt jedoch frei. Im Tarnstand sollte vor allem bei niedrigen Temperaturen eine isolierende Hundedecke liegen. Zum einen verhindert sie Unterkühlung beim Hund, zum anderen wird der Vierläufer deutlich ruhiger liegen, wenn er einen klar definierten und bekannten Platz zugewiesen bekommt. Dies erhöht den Erfolg, da bei der Krähenjagd jede überflüssige Bewegung vermieden werden muss.

Voraussetzungen und Training

Der zur Krähenjagd eingesetzte Jagdhund muss einige Voraussetzungen erfüllen, damit er für diese Jagdart den maximalen Beitrag zum Erfolg erbringen kann. Vor dem ersten richtigen Einsatz sollten das Verhalten im Stand und die gängigen, bei einer Krähenjagd vorkommenden Situationen, geübt werden. Während der Jagd hat man kaum die Zeit und Möglichkeit, korrigierend auf den Hund einzuwirken. Eine wichtige Grundlage für den Einsatz des Jagdhundes ist eine gute Standruhe. Selbstständiges Durchstarten beim Anblick anstreichender Krähen darf keinesfalls geduldet werden. In der Übungsphase und bei besonders passionierten Hunden hat sich der Einsatz eines Bodenankers in Kombination mit einer kurzen Leine bewährt. Neben dem Verhalten im Schirm sollte auch das Ein- und Aussteigen unter dem Frontnetz hindurch geübt werden. Am besten lässt man den Vierläufer im Tarnschirm ablegen und schickt ihn aus der liegenden Position zum Apport. Die meisten Hunde nehmen den Spalt sofort instinktiv an. Hilfreich ist bei einer solchen Übung eine zweite Person außerhalb des Schirmes, die ein Dummy wirft. Auf Befehl verlässt er den Schirm, nimmt das Dummy auf und soll sich anschließend sofort auf den Rückweg in den Schirm machen.

Der Vierläufer muss natürlich im Apport gut durchgearbeitet sein. Einige Hunde nehmen Krähen nicht gerne auf, gerade bei jungen Hunden beobachtet man dies häufiger. Vor dem ersten Jagdeinsatz sollte man daher den Jagdgenossen mit den schwarzen Vögeln vertraut machen und einige einfache Apportübungen mit einer erlegten Krähe durchführen. Nach dem Aufnehmen der Beute muss er schnell in den Schirm zurückkommen. Dies sollte geübt werden, im Einsatz kann der im Lockbild „trödelnde“ Hund weitere Anflüge vereiteln. Um dem Vierläufer das schnelle Zurückkehren schmackhaft zu machen, kann man ihn in der Trainingsphase bei gewünschtem Verhalten mit einem Futterbrocken belohnen. Der Hund wird den Tarnschirm schnell mit dem Leckerchen verknüpfen und freudig zurückkehren. Erfahrene Hunde, die regelmäßig an Krähenjagden teilnehmen, sind so stark auf den Schirm geprägt, dass sie bereits freiwillig in den Schirm gehen während man noch am Lockbild aufbauen ist. Sie haben gelernt, dass sie dann „Beute machen“ wenn sie sich innerhalb des Schirms aufhalten. Darüber hinaus muss der vierläufige Jagdfreund systematisch und zügig bei der Verlorensuche arbeiten. Dabei ist es von Vorteil, wenn der Hund sich mittels Handzeichen einweisen lässt. Gerade bei Krähen, die etwas weiter oder in unübersichtlichen Bodenbewuchs gefallen sind, muss der Jäger ansonsten den Stand verlassen, um den Hund zu unterstützen. Das einweisen spart sehr viel wertvolle Zeit. In Vollendung kann man das bei gut abgeführten Retrievern beobachten. Es ist immer wieder beeindruckend mit welcher Präzision sich diese auch auf große Entfernung einweisen lassen.

Grundsätzlich ist jeder sauber apportierende Jagdhund für die Krähenjagd geeignet, sofern er über ein gesundes Maß an Wildschärfe verfügt. Zu weiche Hunde, die eine kranke Krähe nicht beherzt packen, sind nur eingeschränkt brauchbar, da der Jäger den Schirm verlassen muss. Geflügelte Rabenkrähen sind unangenehme Gegner für unsere Vierläufer. Mit ihren kräftigen Ständern und dem Schnabel können sie in Behänge und Nasenschwamm kneifen, was äußerst schmerzhaft für unseren Jagdgenossen ist. Dies führt in der Regel dazu, dass der Hund die Rabenkrähen sofort wie ein Stück Raubwild abtut. Bedingt durch dieses Verhalten entwickeln viele Vierläufer, die häufig zur Krähenjagd eingesetzt werden, ein tendenziell härteres Maul. Meiner Erfahrung nach können die Hunde aber sehr wohl zwischen Krähen und anderem Federwild wie Taube, Ente oder Gans unterscheiden. Mitunter muss man aber korrigierend auf den Hund einwirken.

Wirklich gefährlich können die Krähen unserem vierbeinigen Jagdhelfer aber nicht werden. Die Mär von dem gezielten Hacken nach den Augen des Jagdhundes habe ich in der Praxis noch nie erleben können bzw. müssen. Mir ist auch kein Hund bekannt, der jemals ernsthaften Schaden beim Krähen apportieren erlitten hätte.

Alles rund um die Krähenjagd und noch viel mehr, finden Sie auf www.hubertus-fieldsports.de


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