Praxistest für die Krähenjagd: Franchi Affinity Selbstladeflinte
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Praxistest für die Krähenjagd: Franchi Affinity Selbstladeflinte

Text Patrik Bollrath
Bilder Marie Dahm

Selbstladeflinten haben vor allem bei der Krähen-und Gänsebejagung ihren festen Platz gefunden. Viele verschiedene Marken renommierter Flintenhersteller bieten diese in unterschiedlichsten Preisgefilden an. Wir haben uns die Affinity von Franchi aus Italien einmal genauer angesehen.

Langsam wird es heller über der Endmoränenlandschaft in Schleswig-Holstein. Der Wind weht mit kräftigen Böen über die Erde und lässt einen den Herbst schon fast erahnen. Heute gilt es wie jedes Jahr im August den Krähen. Zu keiner Zeit im Jahr lassen sich diese, insbesondere die unerfahrenen Jungkrähen so gut bejagen, wie im August. Zudem bieten die überall frisch geernteten Felder reichlich gute Anziehungspunkte für die schwarzen Gesellen. Im Schirm mit dabei meine neue Flinte, die Affinity Selbstladeflinte von Franchi im Kaliber 12/76. Als die ersten Sonnenstrahlen durch den bewölkten Himmel dringen, segelt vertraut die erste Krähe ins Lockbild. Im Aufstehen entsichre ich die Flinte, schlage an und das Korn überholt die Krähe. Im Schuss fällt die Krähe wie vom Blitz getroffen und wird vom Hund apportiert. Nun geht es Schlag auf Schlag. Die Krähen kommen einzeln, zu zweit und selten zu dritt, sodass man sich nicht auf zu viele Vögel konzentrieren muss. Hier spielt die Selbstladeflinte ihre Vorteile voll aus. Bei zwei hereinkommenden Krähen fällt die erste mit dem ersten Schuss, der zweite Schuss auf die nächste Krähe geht vorbei, doch der dritte wirft sie dann auf den frisch gegrubberten Acker. Genau für solche Situation ist der dritte Schuss von Vorteil, um eine gefehlte oder verletzte Krähe doch noch zu erlegen. Nach dem der Anflug allmählich abebbt, beginne ich die Ausrüstung einzupacken. 20 Krähen sind es insgesamt geworden und zufrieden mit der neuen Flinte, trete ich den Heimweg an.

Die Affinity Selbstladeflinte aus dem Hause Franchi gehört zu den sogenannten Rückstoßladern. Durch den Rückstoß wird der Verschluss entriegelt, die abgeschossene Patronenhülse ausgeworfen und eine neue Patrone zugeführt. Dieses äußerst störungsarme System verzichtet somit auf eine Gasentnahme im Lauf, welches die Flinte äußerst wartungsarm und zuverlässig macht. Franchi bedient sich hier des bekannten Inertia Systems von Benelli, welches bereits 1967 entwickelt wurde. Die Vorteile dieses Systems liegen auf der Hand. Es besteht lediglich aus drei Teilen (Verschlusskörper, Inertia Feder und Verschlusskopf) und ist daher sehr stabil und langlebig. Kein Schmauch oder Gas gelangt in das System, das dadurch sauberer bleibt und es nicht zu Fehlfunktionen kommt. Der Verschlusskopf aus Stahl verriegelt im Lauf, welcher ebenfalls aus Stahl besteht. Durch diese Stahl zu Stahlverbindung wird der Verschluss noch zuverlässiger verbunden. Durch die geringere Masse der Systemteile ist der Ladevorgang sehr schnell. Ein häufiges Problem der Rückstoßlader, insbesondere das Problem älterer Modelle war, das diese eine Gewissen Vorladung der Patrone benötigten, um fehlerfrei zu funktionieren. Die Franchi Affinity funktionierte auf dem Schießstand sowie bei der Jagd mit Vorladung von 24 bis 40 Gramm fehlerfrei. Insbesondere die schwachen 24 Gramm bereiten vielen Systemen Schwierigkeiten, da diese einfach zu wenig Energie erzeugen, um den Verschluss ganz nach hinten zu bewegen. Hier traten keinerlei Störungen auf. Der Schaft der Affinity im Camouflage Muster Realtree Max-5 besteht aus hochfestem Kunststoff. Er lässt sich in der Länge durch zwei verschieden dicke Schaftkappen an die jeweiligen Maße des Schützen anpassen. Auch lässt sich die Flinte hier wahlweise für Rechts-oder Linksschützen einstellen. Die Schaftkappe besteht aus weichem Gummi und dämpft so den Rückstoß. Die Senkung und die Schränkung können ebenfalls durch verschiedene Einleger zwischen Hinterschaft und Systemkasten eingestellt werden.

Die Waffe wiegt mit einer Lauflänge von 71 cm ca. 3,1 kg und liegt ausgewogen im Anschlag. Auch das Rückstoßverhalten ist wie bei Selbstladeflinten sehr angenehm. Die Flinte fasst zwei Patronen im Magazin und eine Patrone in der Kammer, wodurch einem drei Schuss auf der Jagd zur Verfügung stehen. Die Magazin Sperre kann für den Schießstand entfernt werden, wodurch dann vier Schuss im Magazin und ein Schuss im Patronenlager geladen werden können. Die Patronen müssen mit etwas Kraft in das Magazinrohr gedrückt werden, welches sich allerdings ohne Probleme bewerkstelligen lässt.

Ein kleiner Hebel am Anfang des Magazinrohres erlaubt einem die Patronen auch wieder einzeln aus dem Magazin zu entnehmen. Das ist sehr praktisch, da die Patronen so nicht rausrepetiert werden müssen. Der Abzug hat einen leichten Vorweg, bricht dann aber für eine Selbstladeflinte mit ausreichend klarer Charakteristik. Die Sicherung sichert nur den Abzug und kriecht etwas, was mich jedoch nach anfänglichen Zweifeln später auf der Jagd nicht mehr störte bzw. mir nicht mehr auffiel. Zusätzlich sind beim Kauf der Flinte drei Wechselchockes dabei (Zylinder, Halb und Voll). Natürlich ist die Flinte auch stahlschrotbeschossen.

Auf der Jagd sowie auf dem Schießstand macht die Flinte eine sehr gute Figur. Nachdem ich sie zunächst auf meine Maße eingestellt hatte, lag die Flinte wie angegossen und die ersten Versuche auf dem Schießstand waren beeindruckend. Die Flinte ließ sich sehr gut in den Anschlag bringen und überzeugte durch eine gute Balance wären des Schwingens und im Schuss. Auf der Krähenjagd überzeugte sie einmal mehr durch ihr angenehmes Verhalten im Schuss. Den dritten Schuss möchte ich auf der Flugwildjagd nicht mehr missen. Oft gelang es mir sogar bis zu 3 Gänse aus einem Schoof zu strecken oder aber, wie schon eingangs erwähnt, eine zuvor beschossene Gans mit einem schnellen weiteren Schuss sicher zur Strecke zu bringen. Nach etlichen Jagden und besuchen auf dem Schießstand gab es lediglich zweimal eine Ladehemmung mit zwei 32 Gramm Patronen, die sich dadurch bemerkbar machte, dass eine neue Patrone nicht richtig zugeführt wurde.

Alles in allem ist die Flinte ein hervorragender Begleiter bei der Jagd und es macht einfach Spaß mit der Flinte zu schießen. Durch das sehr robuste Inertia System mache ich mir in Zukunft keinerlei Sorgen um die Zuverlässigkeit der Flinte, wenn man bedenkt das es Flinten mit diesem System gibt welche über 500.000 Schuss gemacht haben und immer noch ohne Probleme funktionieren.

Für knapp 900 € ist die Flinte für das was man an Qualität geboten bekommt sogar mehr als preiswert. Die nächste Jagd auf Krähen ist schon wieder angesetzt und ich freue mich jetzt schon, dass die Affinity mich begleiten wird.


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