Liebe Leserinnen und Leser,
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Freuden einer Tochter, eines Kindes, wenn sich das jagdliche Blatt einmal ein wenig dreht oder verändert, sind riesig. Wovon ich spreche? Ich möchte es Ihnen erzählen.

All diejenigen unter Ihnen, die jagende Eltern(teile) haben, auch Großeltern, vielleicht sogar beides, erleben die Jagd von Kindesbeinen an. Liebe Eltern, die gerade noch Brei zubereiten und Windeln wechseln, lesen Sie auch aufmerksam, eines Tages wird es bei Ihnen hoffentlich auch einmal so sein...

Ich bin also so ein Kind. Ein Kind, wo Opa und Papa jagen. Mein Opa seit vielen Jahren nicht mehr auf dieser Erde, aber ich kann mich an viele Wochenenden in seiner Jagd in der Nähe von Lüchow-Dannenberg erinnern. Mit einem Jagdferienhaus und großem Garten. Es fehlte dort nichts, was ein aufgewecktes, neugieriges Mädchen brauchte. Viele Freundinnen begleiteten mich an den Wochenenden oder in den Ferien. Irgendwie waren diese Urlaubstage viel schöner, als das was sonst so geplant war. Nun wurde ich größer und größer, ging mit zur Entenjagd, auf Rehwildansitze und lernte viele, viele unvergessliche Sachen von meinen beiden jagenden Männern in der Familie.

Es blieb natürlich nicht aus, dass auch ich meinen Jagdschein absolvierte und dank meines Papas sofort jagdlichen Zugang hatte. Ob es ein Begehungsschein in der schönen Schorfheide war oder Drückjagdeinladungen in der Selbigen. Auf Papa war Verlass. So ging Jahr für Jahr ins Land. Mittlerweile, mit vier Stöberhunden, sind Jagdeinladungen meist kein Problem mehr und obwohl uns viele hundert Kilometer voneinander trennen, versuchen wir doch die meisten Bewegungsjagden im Herbst und Winter gemeinsam zu besuchen. Die obligatorischen zehn Anrufe während der Jagd, „ob schon was war“, fehlen einfach, wenn ich alleine unterwegs bin. Zig Stück sind mir deswegen schon durch die Lappen gegangen und ich hoffe, die zuständigen Förster lesen nicht mit, aber ich mag diese Anrufe!

Nun war letztes Wochenende sowohl mein Papa, als auch meine Nachzüglerschwester Karla bei uns zu Besuch. Wir bauten drei volle Tage an dem neuen Hühnerstall, auch hier wären wir ohne meinen „alten Herren“, vollends aufgeschmissen gewesen. Die Abende und Nächte habe ich Papa stundenlang auf den Hochsitz geschmissen. Mindestens drei, vier Stunden. Ich war gnadenlos, denn er sollte unbedingt ein Schweinchen schießen. Er jagt in Schleswig-Holstein in einem reinen Waldrevier, in welchem zwar Sauen vorkommen, sie auch wirklich (anzu-)treffen ist aber ein reiner Glücksfall. So wollte ich ihm unbedingt hier eine bescheren. Der vielversprechendste Sitz war seiner. Meine Schwester, sie ist knapp sieben, und ich saßen auf meinem Lieblingssitz und hatten auch prompt elf Borstenträger vor. Schießen sollte ich lieber nicht. Der erste Nachtansitz, das erste Mal Schweine und dann auch noch diese lauten und teilweise wirklich gemein klingenden Geräusche, die sie von sich gegeben haben, ließen die kleine „Jungjägerin“ bis ins Mark zittern. Jagdfieber hat sie schon einmal. Als ich versprochen hatte, nicht zu schießen, hörte die fünf Meter hohe Kanzel langsam auf zu zittern.

Ich habe hier das Glück in dem Revier meines Freundes und seines Vaters jagen zu dürfen. Hier wird noch genauso viel für das Revier getan, wie einst bei meinem Opa. Nun habe ich mir nichts mehr gewünscht, als dass mein Papa Jagderfolg hat, nicht zuletzt weil er seine freien Tage mit einem Hühnerstall verbrachte. Freitag Abend hatten wir uns noch für eine schnelle „Rehwildstunde“ rausgesetzt. Wir besetzten drei Hochsitze an einem langgezogenen Wiesental. Karla und ich konnten nur das weitentfernte Rehwild ausmachen, welches zwischen Papa und Freund Max stand. Ein passendes Spießerchen war sogar dabei, aber er wollte nicht breit und außerhalb des hohen Grases stehen. Wieder zitterte mein ganzer Hochsitz, weil meine junge Abendbegleitung ihren, unseren Papa durch das Fernglas beobachte und sah, wie er immer wieder in Anschlag ging. Gut 50 Mal wurde ich gefragt, ob Papa nun schießt. Die Antwort, dass wir das hören würden, stellte sie nur für ca. zwei Minuten zufrieden und zur Ruhe.

Am nächsten Abend war das DFB Pokal Finale, wir schauten es in lustiger, großer Runde am Jagdhaus. Mein Papa schlich sich in der Pause weg und setzte sich noch einmal auf die gestrige Kanzel. Nach 25 Minuten hatte er sein Spießerchen. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, mich hat nichts mehr bei dem Spiel gehalten. Natürlich war es weder mein Revier, noch meine Freigabe, aber irgendwie konnte er doch durch mich seinen ersten Bock in Hessen erlegen. Für die Freude über diesen erfolgreichen Ansitz, würde ich jeden Bock geben...

Ich weiß, dass einige von Ihnen schon ähnliche Jagdsituationen mit Ihren Kindern, Müttern, Vätern oder Großeltern erlebt haben und es gibt doch wirklich nichts Schöneres, oder? Erleben Sie es noch oft, es sind Erinnerungen für die Ewigkeit.

Waidmannsheil
Ihre Alena Steinbach


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