Nun war endlich der 16. Mai gekommen und wir wollten es auf den ausgewählten Jährling probieren. Da er schon früh in das sichere Grün abtaucht, saßen wir bereits am frühen Nachmittag auf dem Hochsitz. Die Sonne stand hoch, es war warm und so hatten wir beiden nur T-Shirts an. Mein Lütter fing sofort an den Waldrand mit dem Fernglas abzuglasen und entdeckte sofort ein Reh. Noch stand es hinter Ästen verdeckt, sodass ich es nicht als männlich oder weiblich ansprechen konnte. Ich vermutete, aufgrund der Körperstatur, ein starkes Stück und sollte Recht behalten. Ein mittelalter Sechser schob sich durch die Äste Richtung Wiese.

Es scheint so, als ob der Bursche den Jährling vertrieben hat und sein Revier übernommen hat – verständlich, es ist schön hier. Es wird später und später, kein weiteres Reh ist auszumachen. 10 Stück Damwild gesellen sich zu uns und so haben wir wenigstens tollen Anblick und können dieses Rudel ausgiebig beobachten. Kurz vor schwinden des Büchsenlichts, sehe ich ein schwaches Stück am Waldrand gegenüber. Es ist der Ausgewählte, aber genauso schnell wie wir, entdeckt der junge Sechser den Störenfeind und ist schneller bei ihm, als wir Bock sagen können. Weg ist er. Ob der hier noch mal wieder kommt, wir werden sehen.

Meine Befürchtungen wurden wahr – wir haben ihn nie wieder gesehen. Unzählige Male haben wir es versucht, morgens, abends. Wir sind fast wahnsinnig geworden. Aber so ist es mit den Knopfböcken, sie werden oft so schnell vertrieben, dass man gar nicht hinterher kommt und so wird die Bejagung auf diese Altersklasse meist schwieriger, als auf einen alten Bock, der seinen festen Einstand hat.

Wir erweiterten also unsere Ansitze. Zogen größere Kreise bei der Wahl unserer Ansitzeinrichtungen. Irgendwo muss er ja untergekommen sein. Doch er war wie vom Erdboden verschwunden, sechs Wochen haben wir versucht ihn zu finden – vergebens! Er wollte mir nicht aus dem Kopf gehen und auch wenn ich viele Böcke vor hatte, galt es immer nur dem einen.


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