Als mich die Anfrage erreichte, dass neue große V8 Zielfernrohr von Zeiss zu testen, war ich anfänglich zugegebenermaßen eher skeptisch. Gedanklich verglich ich es mit einem neuen Computer, der ja auch alles immer besser und schneller kann, aber die entscheidende Frage ist doch, ob das menschliche Auge bezogen auf den Computer oder auf das Zielfernrohr - diese neue Verbesserungen überhaupt noch wahrnehmen kann. Naja, probieren soll man erst einmal alles, so sagte es meine Oma schon. Das Zielfernrohr ließ ich also auf meine Blaser R 93 im Kaliber .30-06 montieren.

Um ganz ehrlich zu sein, stand die fertige Waffe erst einmal für über zwei Monate unbenutzt im Waffenschrank. Hauptsächlich natürlich, weil die Drückjagden überwiegten und ich jegliche angehäuften Pluspunkte für diese Zuhause verbraten habe – ich konnte wirklich nicht jede Mondnacht raus gehen. Wenn ich allerdings gegangen bin, griff ich immer zu meiner altvertrauten Waffe. Irgendwie war ich nun einmal auf diese Kombination eingesessen und Veränderungen bedeuten nicht immer Gutes.

Als es aufgrund des schlechten Wetters aber dann zweimal hintereinander zu der klassischen Situation kam, dass ich die Sauen noch halbwegs gut im Fernglas sehen konnte, aber eben nicht mehr im Zielfernrohr, war es vorbei mit der Tradition. Nun bekam der Neuling im Hause eine Change. Auf dem Weg zum Hochsitz flüsterte ich ernste Worte mit Waffe und Glas: „Das jetzt auch bloß eine Verbesserung festzustellen ist, sonst wandert ihr gleich wieder zurück in den Schrank.“ Das Wetter hatte sich zu den Vorabenden nicht geändert und so war ich wirklich gespannt, als ich meine R93 aus dem Futteral zog.


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