Meine eigenen Augen wurden allmählich schwer und mein Hirn schläfrig. Mehrfach sah ich weit entfernt noch Füchse oder hörte ab und an ein Bellen, aber immer blieben sie knapp außerhalb meines Einwirkungsbereiches. Dann aber eine helle Stimme von links, näher, näher… wieder schälte sich ein Schatten aus dem kleinen Graben, etwa 100m entfernt. Ich fuhr mit, zischte kurz – der war vorbei gegangen, verdammt! Weit konnte ich das putzmuntere Füchslein noch verfolgen, er hatte Glück gehabt! Nur 20 Minuten später aber hatte er auf exakt demselben Wechsel einen Nachfolger. Das gleiche Spiel, aber dieses Mal war ich sorgfältiger – Nummer sechs, unfassbar! Wieder lehnte ich mich zurück, es war gegen zwei Uhr und ich wurde trotz der ganzen Aufregung dusselig. Aufgepasst! Fast hätte ich den nächsten Kandidaten verpasst, auch er kam auf dem linken Wechsel, wieder das gleiche Spiel –SIEBEN! „Die Nacht der Nächte“, wie es Paul ja angekündigt hatte!

Wer hätte das gedacht, ich schob tatsächlich meine letzte Hornet in den Einstecklauf. Ob sie auch noch einen Abnehmer finden würde? In der nächsten Stunde zeigten sich zwei Aspiranten, die aber wie vor einer unsichtbaren Wand an meiner imaginären Schussgrenze abprallten – das war einfach zu weit. Um halb vier bereitete ich mich seelisch auf den Abgang vor, als weit vor mir ein Hase kegelte: Wieder ein Fuchs, der zügig den Saatacker querte. Plötzlich ging er voll in die Eisen, er hatte eine von Paules Sternfahrten getroffen. Mit tiefer Nase inspizierte er den Schnee, machte ein paar Schritt in die falsche Richtung – um dann in einer flotten Kehrtwende schnurstracks und peinlich genau die Fährte ausarbeitend direkten Kurs auf den Luderplatz zu setzen! Etwa 60m vor mir beschloss er, aus Sicherheitsgründen noch mal einen kurzen Lagecheck einzustreuen, und setzte sich brezelbreit vor mich. Wie kooperativ… die letzte Kugel fand satt ihr Ziel. Ich hatte allen Ernstes ACHT Füchse auf einem Ansitz erlegt! Ich glaube nicht, dass dies der letzte dieser Nacht gewesen wäre, aber ich war todmüde und hatte nur noch für den Schrotlauf Futter – ich hatte mich wacker geschlagen. Paul, der wie erwartet ganz ehrlichen Riesenspaß an meiner Strecke hatte, hatte Recht gehabt: Die Nacht der Nächte! Es ist schade, dass diese Jagdart ein Wenig in Vergessenheit geraten ist. Aber es gibt sie noch, die ganz Passionierten: Während ich das hier schreibe, erreicht mich ein Bild eines guten Freundes, mit dem 120. Jahresfuchs seines Revieres – Waidmannsheil, Gerrit, weitermachen!


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