Zauberhafter Vollmond

Zauberhafter Vollmond

Ein paar Tage später habe ich dann diesen Rüden leider, leider vom „Kleinen David“ krank geschossen und nicht bekommen, trotz langer Suche. Mit einem großen Papiersack voller Hühner hatte ich ihn zuvor wieder genossen und vertraut gemacht, und zuversichtlich bestieg ich damals so gegen 22 Uhr den „Kleinen David“. Ich kuschelte mich in den Daunenschlafsack hinein. Das herrliche Gefühl hoffnungsfroher Erwartung bestimmte die Stunde. Zwar war der Schnee verschwunden, aber der Vollmond zauberte skurrile Schattenfiguren auf das reifgraue Buchenlaub. Ganz deutlich hoben sich die Rinderköpfe vom Luderplatz ab. Etliche Kältegrade hatte das Thermometer angezeigt, als ich losgepilgert war, und ich freute mich wohl mit Recht auf eine kalte, klare Winternacht im Taunuswald. Die Ranzzeit war im vollen Gange, und das heisere Bellen der roten Sippe hielt mich lange Zeit in Spannung.

An meinem Luder aber tat sich nichts. Ich wurde merklich müder in meinem Daunensack, zumal der Geist aus meiner Thermosflasche, mit dem ich mich blendend unterhalten hatte, seinen Tribut zu zollen begann. Gesund und auch wohl lange muss mein Schlaf gewesen sein. Als ich aufwachte und vorsichtig zum Luder hin blinzelte, sah ich dort einen ganz hellen, fast möchte ich sagen semmelgelben Fuchs. Schlagartig war ich wach, und schon kam das Jagdfieber. Wie aber war die Situation zu meistern? Ich saß ja völlig gefesselt in meinem Schlafsack, dessen Reißverschluss ich bis zu meinem Adamsapfel hochgezogen hatte. Unmöglich konnte ich den Verschluss in unmittelbarer Nähe des Fuchses öffnen. Ein Fuchs am Luder, das habe ich schon oft bemerkt und erfahren müssen. Der sichert nicht erst lange, wenn er etwas vernimmt, der springt sofort und blitzartig ab. Leise und vorsichtig wand ich meinen rechten Arm aus der engen Schlafsacköffnung. Der Fuchs und auch der „Kleine David“ merkten nichts von meinem verbissenen Manöver. Endlich, nach langem Würgen, hatte ich die Hand im Freien. Jedoch den zweiten Arm musste ich auch noch irgendwie aus dem Schlafsack bekommen. Es dauerte Ewigkeiten, ich hätte wetten können, dass der große Zeiger mindestens einmal alle Zahlen passierte, bis ich auch den zweiten Arm draußen hatte.

Also angelte ich mit dem rechten Arm nach der Bockbüchsflinte, brachte nach schwierigem Anschlagversuch endlich doch das Zielkreuz auf den Fuchs und zog den Schrotlauf ab. Laut klagte der Fuchs im Schuss und Sprang keckernd ab. Ich hatte mich nicht bewährt. Der Fuchsrüde war fort und ich ärgerte mich lange über mein Missgeschick.


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