Jagdgeschichten aus längst vergangenen Tagen, da wo die Uhren noch ganz anders tickten. Dies ist eine von diesem, aus dem Jahre 1968. Heutzutage treffen ganz andere gesetzliche Regelungen zu, daher ist dies als Anekdote einer längst vergangenen Zeit zu sehen.

Zeitig, meist im Oktober schon, beginne ich, meine beiden Luderplätze zu beschicken. Zunächst einmal schleppe ich große, grobe Luder an, die lange Zeit anhalten. Schwerknochige, abgeschabte Bullenköpfe lege ich aus, die ich von meinem Jagdfreund, einem Metzger, beziehe. Zwei oder drei knochige Häupter, ein paar Säcke Rinderknochen und die Füchse wissen, wo sie allnächtlich Station machen dürfen. Meist schon im November kann ich an den Markierungslosungen feststellen, dass sich an beiden Luderplätzen die Füchse des betreffenden Reviers ein Stelldichein geben.

Meine Plätze liegen in zwei völlig verschiedenen Revieren. Der eine Platz befindet sich in einer Viehkoppel im Revier K. bei Darmstadt. In dieser Koppel laufen immer Füchse, die aus dem großen Staatsforst kommen. Der Sitz, von dem ich dort den Ansitz ausübe, klebt in einer hohen Erle, direkt über einem glucksenden, gurgelnden Bach. Hier einen Fuchs am Luder zu schießen, ist sozusagen idiotensicher, weil man gar nicht besonders leise sein muss, da der Bach lärmt und rauscht.

Ende November etwa, spätestens aber vor Weihnachten, fange ich an, meine Füchse mit besseren Happen zu kirren. Dann schleppe ich in großen Papiersäcken tote, weiße Hühner an, die ich aus einer nahen Hühnerfarm gegen ein kleines Trinkgeld beziehe. Jetzt beginnen fette Wochen für meine Füchse. Und Prachtfüchse werden es dank der ausgelegten toten Legeautomaten der Farm. Um diese Zeit entwickeln Rotröcke, die ja kurz vor den Flitterwochen stehen, einen Riesenappetit. In einer Woche holen sie glatt zwanzig Hühner vom Luderplatz weg. Ich nehme das mit Freude zur Kenntnis und liefere prompt und eifrig. Dann aber, wenn der Januarmond die kalten Nächte ausleuchtet, wenn in der Winternacht die Sterne wie Diamanten auf den Schnee herunterfunkeln, dann ist für mich festliche, feierliche Fuchspremiere. Zwar erscheine ich hierzu nicht in Premierengarderobe, sondern im plumpen Pelzzeug, aber Herz und Gemüt wallen in froher Vorfreude.


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