Erlebnisbericht Zeiss V8 1,1-8x30

Erlebnisbericht Zeiss V8 1,1-8x30

Text Max Götzfried

Es ist leider so, ich muss es einfach mal zugeben: Ich werde alt. Gerade kommen wir mit unserer Truppe von einer Drückjagd im tschechischen Erzgebirge zurück in die Unterkunft – und meine Kumpels André und Gerrit sind ausnahmsweise mal sogar gleich doppelt einer Meinung mit mir: 1. Die Betonung bei „Erzgebirge“ liegt offensichtlich auf dem zweiten Wortteil. 2. Der Hinweg zu unseren Ständen im Tal ging ja in jedem der drei Treiben noch. Der jeweilige Rückweg hoch zu den Autos hätte aber nicht mal 100m länger sein dürfen!

Aber, um mal zum Wesentlichen zu kommen: Schön ist es wieder. Die herbstlich-bunten Hänge, der blaue Himmel, der weiße Nebel im Tal sind das eine – das viele Wild, immerhin sechs Schalenwildarten, das andere. Abwechslungsreiche Treiben mit vielen Geschichten und Erzählungen für die gemeinsamen Abendrunden. Und da ich eben älter werde, habe ich auch was für meinen Rücken getan: ich habe nur noch ein Gewehr dabei. Früher, als ich noch jung und frisch war, hatte ich nämlich immer zwei im Futteral. Und warum? Weil ich für alles gerüstet sein wollte, mit einem Drückjagdrepetierer samt kleinem Varipoint für schnelle Sauen und meinem Ansitzgewehr plus großen Victory, eigentlich meinem Nachtglas, für präzises Ansprechen von Hirschgeweihen oder Rehwildspiegeln, vor allem aber für wildpretschonende Schüsse besonders auf Rehwild – ich bin absolut kein Fan von Rehstrecken, die höchstens zur Hälfte verwertbar sind.

Seit Mitte der letzten Saison aber bin ich stolzer Besitzer eines kleinen V8, dem 1,1-8fachen, was im wahrsten Sinne des Wortes vieles leichter für mich macht. Gerade vorhin erst wieder zeigten sich erst seine Vorteile: Ich wurde an einem steilen Hang abgestellt, in gleißender Sonne präsentierte sich ein tolles Farbenspiel des Buchenhochwaldes. Erst grauste mir vor dem Rückweg, dann aber genoss ich den Anblick und die Spannung. Immer wieder fielen Schüsse, bei mir aber hatte sich noch nichts blicken lassen – als ich plötzlich im Augenwinkel eine vorsichtige Bewegung entdeckte. Was war das? Rotwild! Auf etwa 80 m schlich sich ein junger Hirsch durch den Hang, vorsichtig, Schritt für Schritt versuchte er, die beste Route zur Umgehung der Treiberwehr aus deren Lauten herauszulesen. Ich drehte das Glas hoch und konnte ihn so astrein als Kronenzehner ansprechen – der war zwar schön anzusehen, aber tabu. Plötzlich aber ging alles ganz schnell, denn noch während ich kurz ein Rauschen hörte, zuckte mein Jüngling zurück, weil ein anderen an ihm vorbeischoss: ein brauner Kujel der 25-Kilo-Klasse flog über die vor mir liegende Kuppe und raste talwärts. Schnell drehte ich mein neues Schätzchen wieder zurück auf 1,1-fach und zog mit, fand das Schweinchen sofort im Sichtfeld – und fehlte es blitzsauber. Keine Zeit zum Überlegen, fast meinte ich, die Sau sei noch schneller geworden – im zweiten Schuss schlug sie dann allerdings drei wirklich sehenswerte Salti mit hoher B-Note! Holla, das hatte ja geklappt! So sehr ich auch versuchte, später ein hochseriöses Pokerface nach dem Motto „Mach ich immer so!“ zu halten, es gelang mir nicht. Es war und ist einfach zu schön. Gut, dass wir noch zwei weitere Tage hier haben!

Gestern lief es auch schon ganz gut, als mich ein kleines Rudel Rotwild und ein einzelnes Muffellamm anliefen.

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