In der Nacht vor der Prüfung hatte ich kaum ein Auge zu bekommen und das merkte Aika wohl auch. Schon früh morgens beim Fertigmachen im Bad, drehte sie sich schon in ihrem Körbchen. Wo sie ja sonst immer darauf wartet, geweckt zu werden.

Ein letztes Mal trafen wir uns am See. Einmal noch alle schlechten Gedanken frei und die Hunde freudig toben lassen. Die Zeit raste und Frank holte uns ab, um ins Prüfungsgelände zu fahren.

Die Prüfer und der Vorstand vom LJV Brandenburg warteten schon auf uns. Die Prüfung bestand aus zwei Teilen. Teil A die Freie Suche und Teil B Verhalten im Schwarzwildgatter. Wir waren das vorletzte Gespann. Mir war übel und Selbstzweifel taten sich auf. Hast du genug geübt? Steht Aika gut genug im Gehorsam? Aufgeregt und voller Erwartung quetschten sich alle gegenseitig aus. „Wie war deine Suche? Wie war die Suche? Haben die Richter was gesagt?“ – Natürlich sagten die Richter nichts. Aber auch wirklich gar nichts. Kurz bevor ich mich vor Aikas und meine Suchenparzelle stellte, kniff ich meine Arschbacken zusammen und sagte mir „Du darfst nicht aufgeregt sein, Aika merkt alles und in der Not bekommst du auch irgendwann eine zweite Chance.“

Und plötzlich waren wir schon dran. Frank holte mich mit einer Prüferin am Hauptweg ab. Der Rest vom Komitee wartete in größerer Entfernung hinter dem Kadaver, um unsere Zusammenarbeit und das Anzeigeverhalten mit eventuellen Fass- und Wälzversuchen beurteilen zu können.

Ich suchte in einem Kiefernaltholzbestand. Meine Abteilung war ca. 50 Meter breit und 500 Meter lang. Aika setzte sich, ich löste den Strick von ihr und gab ihr das Kommando „Wo ist die Kuschi?“. Wir legten eine ruhige und fast wortlose Suche hin. Immer wenn ich mich wendete, tat Aika dies auch. Wir verstanden uns blind. Auf einmal bekam Aika Wind und zog die Geschwindigkeit an. Da wusste ich, dass unser Moment gekommen war.

Ich blieb stehen und sah auch gleich den Kadaver aus weiterer Entfernung. „Bitte, bitte nicht anlecken.“, waren meine Gedanken. Wenn Sekunden zu Stunden werden… Aika umkreiste den Kadaver, und das nicht nur einmal. Plötzlich bemerkte sie, dass ich ja gar nicht mehr bei ihr war. Sie blieb stehen und suchte mich. Das war der Moment, indem ich die Arme weit aufschlug und einen kurzen Hüpfer machte. Hätte sie grinsen können, hätte sie es wohl gemacht.


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