Nun denn, vier Jagdtage standen vor uns und diese sollten auch ganz verschieden sein. Die romantische Vorstellung, dass man durch die estnischen Wälder streift und hier und da einen Elch sieht, wurde uns recht schnell genommen. Dafür sind sie einfach zu selten. So bestand der Morgen meist aus einer klassischen Gummipirsch in der Hoffnung auf einer der riesigen Flächen einen Elch zu sehen und diesen angehen zu können. Auch reichlich Wölfe, Wildschweine und Luchse soll es dort geben - und Bären. Ja, ganz genau, Bären, damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Tatsächlich haben sie aber eine Lizenz pro Jahr und laut der Wildkamerabilder sind auch zahlreiche vor Ort. Leider haben wir keine gesehen.

Am 1. Tag gummipirschten wir also durch das 23.000 ha-große Revier, unglaublich, was da an Bäumen steht, eine reine Monokultur mit ein paar Birken. Gesehen haben wir nichts, so entschloss sich Martin, unser Jagdführer dazu, dass wir ein wenig mit den Hunden jagen. Wem die Elchjagd mit dem Hund nicht bekannt ist, dem möchte ich sie kurz erklären. Oft, so erzählte es mir auch Martin, gehen sie zu dritt oder viert los. Lassen die Hunde laufen und warten auf den Laut ihres Hundes. Wenn sie laut sind, haben sie einen Elch. Immer wenn der Elch steht, bellt der Hund und der Jäger versucht das Duo anzugehen. Im Idealfall kann man dann vor seinem eigenen Hund den Elch erlegen, ein tolles Erlebnis für beide. Sollte der Elch nicht frei sein, muss der Hund enttäuschenderweise abgetragen werden. So werden dort die meisten Elche gejagt. Dann gibt es noch die typische Drückjagd auf Elchwild.

Hier werden die Jäger rund um ein Waldgebiet verteilt, meist stehen sie auf Waldwegen ein paar hundert Meter auseinander und dürfen nur auf den bereits gequerten Elch schießen. Er muss also über den Weg sein, da sonst keine Sicherheit gegeben ist. Ich bin ganz ehrlich, für mich ist diese Art der Jagd nichts. Der Winkel ist nach wie vor sehr schmal und oft verlieren die Menschen in solchen Situationen die Nerven und schießen schon deutlich früher. Dies ist aber nur eine persönliche Einschätzung und soll keinesfalls die Art oder Menschen verurteilen. Jeder macht es ebenso, wie er es kennt. Wenn dann alle stehen, werden auch hier die Hunde in das Waldstück gelassen, nur das man hier nicht den bellenden Hund angeht, sondern darauf hofft, dass er bei einem der Schützen passend den Wald verlässt.


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