Wenn ich ehrlich bin, stand Russland nicht wirklich auf meiner Wunschreisezielliste.

Mein Mann wollte unbedingt auf Elch und sibirischen Rehbock jagen und so blieb mir nicht viel anderes übrig, als mitzukommen. Da ich unmöglich "nur" als Begleitperson mitwollte, buchten wir 2019 für das Jahr 2020 eine entsprechende Jagdreise. Corona machte uns aber - wie so ziemlich jedem - einen dicken Strich durch die Rechnung, ich war eigentlich ganz froh darüber und die Reise wurde auf 2021 verschoben.

In der Zwischenzeit suchte ich im Bekanntenkreis ein "Opfer", dass meinen Platz einnehmen wollte. Leider fand ich niemanden und so rückte der Zeitpunkt der Abreise immer näher, die Visa waren über den Veranstalter, den man wirklich guten Gewissens sehr empfehlen kann, beantragt und der Flug gebucht. So hieß es packen, in der Hoffnun auf ein Wunder habe ich das bis zur letzten Minute herausgezögert und dementsprechend auch wichtige Utensilien Zuhause vergessen.

Es half nichts, ich kam nicht drum herum und so fuhren wir am Sonntag zum Flughafen Nürnberg und flogen über Istanbul nach Jekaterinenburg. Türkisch Airlines ist wohl eine der wenigen Fluglinien, die Trophäen transportiert, wurde uns gesagt. Um 7 Uhr Ortszeit (+3 Std) angekommen, wurden wir am Flughafen gleich herzlich von Jana und Vasili empfangen. Nach dem Einladen ging es los, 4 Stunden Richtung Kurgan. Nicht weit sagte sie, die Entfernungen sind hier normal, Russland ist schließlich riesig.

Im Jagdhaus angekommen durften wir unser Zimmer beziehen und der Ablauf wurde besprochen, außerdem gab es gleich Essen. Um 14 Uhr ging es in die Jagdautos und ab ins Revier zum Probeschuss. Nachdem die Leihwaffen gut getroffen hatten, sollte es auch direkt zum ersten Ansitz gehen. Mir kamen 2 Geißen mit jeweils 3 Kitzen, was in Russland wohl normal ist, bei uns eine Seltenheit. Außerdem hatte ich noch 2 junge Böcke und einen mittelalten Bock vor. Ich genoss den Anblick und war von der Größe des sibirischen Rehwildes sehr beeindruckt. Als die Dämmerung keine Ansprache mehr zuließ wurden wir abgeholt. Mein Mann Alex konnte schon zwei gute Böcke erlegen, und wir fuhren zurück zum Jagdhaus.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker bereits um 4 Uhr, genau meine Uhrzeit... Um 4.30 Uhr war Abfahrt ins Revier. Morgens wurde viel gepirscht und versucht den Elch zu rufen. Alex konnte einen Bock erlegen, ich hatte reichlich Anblick, aber nichts Passendes dabei. Ab ans Jagdhaus, frühstücken, eine Mütze Schlaf holen, Mittagessen und wieder raus zum Ansitz.

Wir saßen malerisch im Feld auf einer Kanzel, umringt von herrlichen Birkenwäldern. Gegen 17.40 Uhr sagte mein Pirschführer "gute Bock". Ich habe geschaut und nichts gesehen, nochmals, wieder nichts. Auf einmal sah ich ihn durchs hüfthohe Gras im Wald schreiten. Als er passend stand, konnte ich ihn mit einem sauberen Schuss erlegen. Mein erster Sibirer, ein beeindruckendes Erlebnis und eine sehr interessante Trophäe. Vor Ort wurde der Bock gleich in einen Baum gehängt, aus der Decke geschlagen und zerwirkt.

Er war ca. 8 Jahre alt und hatte 850 g Gehörngewicht.


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