Man lernt nie aus – Auf der Jagd hat dieser Spruch durchaus seine Berechtigung, denn jeder Jagdtag kann neue Entdeckungen bereithalten.

Wer nach dem Jagdkurs die Möglichkeit hat, einen erfahrenen Jagdherrn als „Lehrprinz“ an die Seite gestellt zu bekommen, kann sich wirklich glücklich schätzen, denn gerade die praktischen Seiten des Jägerhandwerks sind etwas, dass man sich erst über die Jahre hinweg aneignen kann. Je mehr Erfahrungen, aber auch je mehr Fehler man macht, desto besser kann man agieren, wenn man in Zukunft noch einmal in eine ähnliche Situation kommen sollte.

Manchmal kann man der praktischen Erfahrung aber auch mit etwas Theorie auf die Sprünge helfen, denn es ist nicht zwingend notwendig, alle Erfahrungen und Fehler auch selbst zu machen, sondern man kann und sollte auch aus den Erlebnissen anderer seine Lektionen ziehen. Zu diesem Zweck ist es immer wieder ein Glücksfall, wenn erfahrene Jäger beschließen, ihre Erlebnisse niederzuschreiben, um sie so für die Allgemeinheit verfügbar zu machen.

Ein solcher Jäger und Autor ist Jürgen Heinrich – seit bald 50 Jahren ist er jagdlich aktiv, über zwanzig davon als Nachsuchenführer, eine Tätigkeit, die ihm besonders am Herzen liegt, und zu der er deshalb seine Erfahrungen teilen möchte.

Mit dem Titel „Erstens kommt es anders, zweitens als der Jäger denkt“ fasst er den Umstand, dass die Jagd einen ständig vor neue Situationen stellt, in eigene Worte. Die im Buch geschilderten Anekdoten aus seiner Zeit als Nachsuchenführer unterstreichen die Aussage des Titels, denn keine verläuft wie die andere und oft kommen unvorhergesehene Umstände hinzu, mit denen es umzugehen gilt.

Die äußeren Umstände sind oft bereits sehr unterschiedlich, mal wird bei einer Drückjagd nachgesucht, mal nach einem Verkehrsunfall, ungünstige Treffer, Nachsuchen von einer Kirrung ausgehend, oder aber auch Kontrollsuchen, die Palette ist sehr breit. Gerade das zeichnet dieses Buch aus, denn es wurde keine Rosinenpickerei betrieben und nur die spektakulärsten, und selbstverständlich erfolgreichen, Nachsuchen geschildert, sondern tatsächlich frei aus der Nachsuchen-Praxis berichtet und auch Fehler und Misserfolge beschrieben, in der Hoffnung, dass es dem Leser dadurch erspart bleibt, diese selbst zu machen.

Die Realitätsnähe zusammen mit der langjährig-fundierten Erfahrung des Autors machen das Buch so interessant und auch lehrreich. Dabei bedient sich der Autor der Sprache eines Jagdpraktikers und schildert die Dinge so, wie er sie auch erlebt hat, ohne Ansprüche auf Perfektion zu erheben, weder bezüglich der Art und Weise seiner Nachsuchen noch seines Buches – er möchte berichten, nicht belehren.


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