Leica gibt für das Calonox View an, dass man bis zu 3000m warme Quellen detektieren kann. Ja, theoretisch sicherlich...ein Ansprechen in Bezug auf Größe, Anzahl und Wildart ist eher auf 1000m möglich, aber die Bildqualität auf diese Entfernung finde ich schon beachtlich. Zusätzliche Details wie Träger, Läufe, Geschlechtsmerkmale, Abnormitäten oder auch das Geweih sind durch die scharfe, feine Bildgebung sehr frühzeitig erkennbar und in dieser hohen Qualität aktuell sicher kein Standard am Markt.

Dies erspart generell unnötiges Anpirschen bzw. lässt den Puls schneller wieder etwas absinken, wenn es doch „nur“ Rehwild ist. Aus zwei gemischten Rotten, jetzt im März, konnte ich somit schnell das passende Stück herausfinden. Auch waren feine Äste vor dem Wildkörper gut sichtbar. Dies wird ja oft als Nachteil von Wärmebildgeräten beschrieben. Generell machen diese herausragenden technischen Möglichkeiten die Jagd unter diesen Umständen (Schwarzwildjagd bei nicht optimalen Lichtverhältnissen) sicherer und damit auch waidgerechter.

Gibt es auch Schwächen?

Als etwas unpraktisch empfand ich den Objektivdeckel. Nicht, weil er so fest sitzt - dies empfinde ich eher als Vorteil - sondern weil er nicht komplett runterklappt. Der Deckel steht fast waagerecht und kann sich somit ziemlich leicht bei Bewegung wieder vor das Objektiv schieben. Nach mehrfachem selbstständigen Zurückklappen, hält man dann schon ganz symptomatisch mit einem Finger den Deckel fest. Dies ist aber sicher nicht im Sinne des Erfinders und wird bestimmt in Zukunft nachgebessert.

Im Verlauf der Testwochen besserte sich dieses Problem durch die häufigere Benutzung. Persönlich könnte ich mir auch ein paar wenige Softwaremodifikationen vorstellen, aber da hat jeder so seine Vorstellungen vom Ideal.

Fazit

Bevor ich abschließend die am Anfang gestellte Frage beantworte, möchte ich kurz noch eine Situation mit meinem Vater beschreiben, der mir beim Bergen des einen erlegten Stückes Schwarzwild geholfen hat. Er hatte bisher mit der Wärmebildtechnik keine großen Berührungspunkte, aber nahm das Calonox wie selbstverständlich in die Hand, stellte es sich ohne große Erklärung scharf und sagte:„Das ist ja wie schwarz/weiß Sehen am Tag.“

Diese nicht geplante Situation zeigte mir auch nochmal die Stärken des Testgerätes auf. Aber natürlich auch die unterschiedlichen Ansprüche an die Bedienung eines Wärmebildgerätes. Innovatives Design, hochwertigste Verarbeitung, gepaart mit einem brillianten Bild dank höchstem Technikstandard und das Ganze auf „Das Wesentliche“ reduziert. Wobei „reduziert“ in diesem Zusammenhang keinesfalls negativ gemeint ist, sondern eine Stärke beschreibt, die viele Jäger sicher zu schätzen wissen.

Also ich persönlich, habe das Besondere am Leica Calonox View entdeckt und kann dieses Gerät der Premiumklasse zweifelsfrei empfehlen. Die kleinen Probleme mit dem Deckel könnte ich in der Summe der positiven Aspekte locker verschmerzen.

Apropos Summe, nun hat ein Wärmebildgerät dieser Güte Made in Germany auch seinen Preis bzw. seinen Wert. Die UVP liegt bei 4.450 Euro und spricht damit vielleicht nicht alle Jäger an. Aber diejenigen, die sich für das Calonox View entscheiden, werden es sicher nicht bereuen und den Wert des Gerätes zu schätzen wissen. Ich musste es ja leider wieder abgeben.

Waidmannsheil und immer guten An- und Ausblick.


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