Seit nun fast zehn Jahren ist sie in Betrieb, die elektronische Wildwarnanlage an der B202 in Schleswig-Holstein. Ist es ein erfolgreiches Zukunftsprojekt oder nur ein teurer Testversuch? Wir schauen mal hinter die Infrarotschranken.

Vorweg:

Ich selbst erlaube mir ein gewisses Urteil über die Situation vor Ort, da ich quasi in dem Revier aufgewachsen bin, dort seit über 20 Jahren jage und auch mittlerweile in dritter Generation die Wildunfälle mit abarbeite. „Wildunfälle“ das klingt oftmals nur nach Sachschaden und nerviger Unfallschadensabwicklung...für den Autofahrer vielleicht, für uns Jäger heißt es aber auch, ein nicht selektiver Eingriff in den Wildbestand.

Es liegt nicht immer der sofort verendete Jährling oder das Schmalreh im Straßengraben. Oftmals sind es hochbeschlagene/tragende Tiere, eine Ricke im Juni mit voller Spinne, ein starker und gut veranlagter Zukunftshirsch oder halt das flüchtige Stück, das selbstverständlich nachgesucht werden muss. Also kostet es nicht nur Zeit, Schweiß und Geld, sondern ist auch ein emotionales Ärgernis.

Zur Historie:

Im Bundesgebiet gibt es zwei dieser Pilotprojekte. Eine wird in Baden-Württemberg betrieben und eine bei uns im hohen Norden. Im September 2011 wurde die Wildwarnanlage im Kreis Plön im östlichen Teil Schleswig-Holsteins an der B202 in Betrieb genommen. Die B202 ist eine vielbefahrene Bundesstraße, die von Kiel bis nach Oldenburg führt. Nach einer Umbaumaßnahme am „Rastorfer Kreuz“ stieg die Durchschnittsgeschwindigkeit auf dieser Strecke nochmal an und damit auch die Anzahl der Wildunfälle.

Tendenziell haben wir im Kreis Plön ja eh eine hohe Wilddichte und gerade in Bezug auf das Damwild zur Brunftzeit, auch vermehrte Wildunfallzahlen. Diese variieren natürlich von Jahr zu Jahr etwas, aber was das Revier Gut Rastorf betrifft, in dem die Anlage steht, gab es immer so zwischen 30-40 im Maximum 45 Wildunfälle (nicht wie gerne beschrieben 60-70) im Jahr. Nicht alle waren auf der B202 zu verzeichnen, aber der größte Teil spielte sich dort verteilt auf ca. drei Kilometern ab.

Letztendlich entschied man sich für einen Wildzaun auf der gesamten Strecke (bis ins Nachbarrevier). Solch ein Zaun führt natürlich immer zu einer Zerschneidung des Lebensraumes der Wildtiere und zur Unterbrechung der etablierten Wechsel bzw. Fernwechsel. Dieser Umstand wurde selbstverständlich thematisiert und ein Wildtunnel schon jahrelang diskutiert.

Letztendlich hat man sich vom damaligen Verkehrsministerium für dieses Projekt entschieden. Das Investitionsvolumen belief sich auf ca.800.000Euro (ohne Folgekosten) und somit sicherlich erst einmal günstiger, als die Baumaßnahme eines Wildtunnels. In Bezug auf die topografische Lage hätte sich ein Tunnel auf jeden Fall auch angeboten, allerdings hätte man die Bundesstraße sicherlich für mehrere Wochen sperren müssen. Was nun der ausschlaggebende Punkt war, wird man wohl nicht komplett aufklären können.

In den Presseberichten steht oft: In Absprache mit der Jägerschaft. Dies möchte ich gerne etwas differenziert betrachten. Es gab zwar damals gemeinsame Sitzungen, aber in Bezug auf die Standorte der geplanten Anlagen, hatte es eher einen informellen Charakter.

Wir Jäger vor Ort hätten uns mehr Mitspracherecht aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrungen mit der Situation erhofft bzw. sogar erwartet, da ja schließlich die Jagdaufseher/Jagdausübungsberechtigten diejenigen sind, die zu den Wildunfällen gerufen werden.


Laden...