Erstaunlicherweise zieht sogar Muffelwild in den Ebenen Schleswig – Holsteins seine Fährte. Die kleinräumig vorkommenden Populationen entstanden teilweise aus Gehegeausbrüchen. Angesichts der ungeeigneten Standortsverhältnisse und den daraus resultierenden Schalenerkrankungen sollten die Jäger über eine Jahresstrecke von über 100 Stück nicht wirklich glücklich sein.

Sorgenvoll blicken die Jägerinnen und Jäger derzeit auf das Schwarzwild. Wird die Afrikanische Schweinepest in Deutschland weiter vordringen? Dänemark hat seine Grenze zu Schleswig – Holstein vorsorglich durch einen viel kritisierten „Schweinezaun“ abgeriegelt. Die Sorge der Dänen ist berechtigt, denn das Schwarzwild hat im Westen und Norden Schleswig – Holsteins Neuland erobert. Große Mais- und Rapsschläge und kleine Deckungsinseln ersetzen dabei den Wald als Trittsteine. Die Jagdstrecken haben eine sagenhafte Steigerung erfahren, von 1581 Stück im Jahre 1965 auf 19.864 Stück im Jahre 2019!

Das Rehwild, der „Hirsch des kleinen Mannes“, kommt selbstverständlich überall vor, leider auch manchmal in befriedeten Bezirken, wo Ärger mit dem Straßenverkehr und Gartenbesitzern droht. Schleswig – Holstein gehörte 2016 zu den ersten Bundesländern, die den Abschussplan für Rehwild gänzlich abgeschafft haben. Rehböcke haben eine Jagdzeit vom 1. Mai bis zum 31. Januar.

Im Vorfeld dieser gesetzlichen Neuregelungen gab es viele kritische Stimmen, die einen „Untergang“ des Rehwildes vorhersagten. Die düsteren Prognosen haben sich nicht erfüllt. Die Jahresstrecken schwankten in den letzten Jahren weiterhin um die 50.000 Stück. In diesem Zusammenhang wird oft die Rolle der Forstverwaltungen als Verfechter einer rigorosen Rehwildbejagung thematisiert. Eigenjagdbezirke der Schleswig – Holsteinischen Landesforsten AöR haben einen Anteil an der Gesamtjagdfläche von gerade mal drei Prozent. Wenn tatsächlich etwas schiefliefe bei der Rehwildbejagung, käme man wohl nicht umhin, auch auf den übrigen 97 Prozent der Jagdfläche nach den Ursachen zu forschen.

Vergrößerung der Schläge in der Landwirtschaft, enge Fruchtfolgen, Maisanbau, Umbruch von artenreichem Grünland und das Verschwinden von Kleinstrukturen – auch in Schleswig – Holstein leider tägliche Wirklichkeit. Entsprechend besorgniserregend ist die Bestandssituation von Niederwildarten wie Hase, Wildkaninchen, Fasan und Rebhuhn. Entscheidende Einbrüche erfolgten bereits im Schneewinter 1978/79. Seither ist keine wirkliche Erholung der Bestände eingetreten.

Als Beispiel sei nur die Streckenzahl des immer wieder auch von Wildseuchen heimgesuchten Wildkaninchens genannt. Wurden im Jahre 1977 234.758 Karnickel erlegt, so waren es im Schnitt der letzten zehn Jahre nicht viel mehr als 10.000 Stück.


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