2021 und mein stiller Assistent.

Der berühmte eine Klick

Ich bin das ständige Papiergefledder leid und probiere dieses Jahr mal etwas aus, was ich auf einer großen Drückjagd in unserer Gegend gesehen habe. diwima heißt es und steht für „digitale Wildmarke“. Darauf gekommen bin ich durch puren Neid: Da ist diese riesige Drückjagd und der Jagdleiter hat nicht einen einzigen Zettel bei sich. Nur ein Handy. Und der Mann ist zumindest augenscheinlich kurz vor dem Renteneintritt. Sollte also technisch zu handhaben sein.

Ich frage nach und in breitestem rheinischen Dialekt erklärt er mir: „Im Prinzip is dat janz einfach. Ein erlegtes Stück kriegt schon am Platz ne Wildmarke. Die scannt dann der Ansteller oder sonst wer am Handy ein und gibt Stück, Schütze und Uhrzeit ein. Ort kommt automatisch. Gewicht und so könnense später dazumachen. Sichtungen, Anschüsse für Nachsuchenführer und so könnense damit auch machen.“ „Hmm.“ Ich nicke. „Dat schöne is halt: Dat is dann alles schon hier drin.“ Er tippt auf sein Handy. „Nix mehr abpinnen, kein ‚wo war nochmal dat Reh vom Hans‘...“ Er gerät ins Schwadronieren. Obwohl ich beruflich teilweise mit digitalen Medien zu tun habe, verstehe ich nicht alles, was der gute Mann mir da erzählt, aber Fetzen bleiben hängen: Nur ein Klick statt Wildursprungsschein ausfüllen, keine Streckenlisten mehr führen und alles, was man an Daten bis zur Vermarktung vom Wildbret benötigt, ist da drin gespeichert. „Is aber nix für kleine Reviere. Dat is für Profis.“ Fügt der Mann mit stolzgeschwellter Brust hinzu.

Wollen mal sehen. Für Profis? Ich recherchiere. Im Prinzip braucht man nur einen Vorrat dieser „digitalen Wildmarken“ und die dazugehörige App. Die hat auch die üblichen Funktionen, die man aus anderen Jagd-Apps kennt (Revierkarte etc.). Für Ansteller, Begeher und Co. gibt’s abgespeckte Versionen. Auch weitere Hardware haben die wie Handscanner, Drucker für eigene Etiketten für die Auszeichnung vom Fleisch, Waagen. Ja ok, verstehe. Da geht’s dann auch um den professionellen Eigenvertrieb von Wildbret. Klar, für Profis entwickelt, da hat er schon Recht. Kein Wunder, dass die das in Großrevieren einsetzen. Aber keine Zettel, keine Listen mehr, keine Wildursprungsscheine ausfüllen klingt auch für mich verlockend… Gewöhnungseffekt vorprogrammiert

Und tatsächlich: Schon nach den ersten Wochen in Gebrauch hat der Teil meiner Persönlichkeit, der im Habitus einem vor dem Kamin dösenden Hund gleicht, das diwima-System zu schätzen gelernt.


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