Da muss man halt durch

Das Jagdjahr hat gut begonnen. Erster Ansitz, erster Bock. Die Truhe ist noch gut gefüllt, also wird das Stück an unseren Stamm-Gastwirt verkauft. Nachdem ich den Bock routiniert aus der Decke geschlagen habe, jetzt noch schnell Wildursprungsschein ausfüllen. Mist! Papierhandtücher in der Wildkammer nicht aufgefüllt. Also wische ich mir notdürftig die Hände nach dem Waschen an Pulli und Hose ab und greife zu Kuli und Papier, das unweigerlich beginnt, Wellen zu schlagen.

Doch darin habe ich Übung! Ich schaffe es, alle 11 Felder trotz klammer Finger und nassen Papiers auszufüllen, ohne dass das Papier einreißt oder die Tinte zerfließt und hinterlasse sogar ein einigermaßen lesbares Schriftbild. Nur das Handy fällt mir fast auf den Boden, als ich noch die Adresse des Gastwirtes im Internet suche. Ich kann mir die einfach nicht merken… Jetzt noch die Nummer der Wildmarke entziffern ohne die Hände abermals zu bematschen… Nachkontrolle… Stimmt! Diesmal also keine zwei Anläufe beim Ausfüllen…

Mmh. Auf rund 50 mal Wildursprungsschein-Matschereien dieses Jagdjahr darf ich mich noch freuen.

Große Jagden und meine Orga-Mappe

Die große Drückjagd. Die ist bei uns immer am 1. Samstag im November. „Uns“ – das sind meine Wenigkeit und meine beiden Reviernachbarn. Insgesamt knapp 1500 Hektar, an die 80 Schützen, 3 Treiberwehren.

Wie jedes Jahr bin ich als erster am Sammelplatz. Im Gepäck habe ich neben den Jagd-Utensilien vor allem die heilige „Orga-Mappe“. Es regnet in Strömen. Schöne Losung! Sobald die Zettelsammlung Wetterkontakt aufnimmt, laufe ich ein nicht unerhebliches Risiko, dass sich mein wohlsortiertes Organisationsgeblätter in einen Pappmaché-Bausatz für Erstklässler verwandelt. Wenigstens habe ich die Revierkarten mit den Standmarkierungen für die Ansteller eingeschweißt.

Moment - wo sind die denn…? Nein! Die liegen noch am Laminiergerät im Büro! Da ich die zu besetzenden Stände immer erst am Abend vorher eintrage, um auch letzte Absagen noch bei der Planung berücksichtigen zu können, habe ich gestern bis spät in die Nacht noch Google Maps-Karten ausgedruckt und laminiert. Hilft nichts. Um heim und wieder zurückzufahren, ist es zu spät. Ich werde meine Frau bitten müssen. Nachdem meine Frau in unüberhörbar lautem Schweigen den Sammelplatz wieder verlassen hat, haben sich bereits weite Teile der Corona – welch Wort in diesen Zeiten! – versammelt. Jetzt wird verzettelt: Wichtige Telefonnummern für alle, Revierkarten für die Treiberwehr, Zettel zum Eintragen von Sichtungen und Schüssen für die Schützen. Dazu noch einen Eimer Kulis. Ich geb einen aus!


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