Unterwegs im Osten Deutschlands mit dem Auftrag ein Baugrundstück für unsere neue Niederlassung zu finden und begleitet von meiner Dackeldame Marie, ahnte ich an jenem sonnigen, aber eiskalten Dienstag im Februar diesen Jahres noch nicht, dass mich der heutige Weg in ein atemberaubend schönes Revier führen und wunderbare Freundschaften hervorbringen würde. Wie der Zufall es wollte, leitete mich das Navi auf dem Weg in mein gebuchtes Hotel in Sebniz unfallbedingt von der Autobahn. Was man übrigens viel öfter tun sollte – „Autobahn meiden“ in den Routenoptionen wählen und etwas Zeit mitbringen. Wenn man, wie ich dabei in Gegenden, wie der sächsischen Schweiz auf Achse ist, ein mehr als lohnenswertes Unterfangen. Es war Liebe auf den ersten Blick - zwischen der Landschaft und mir. Viele beeindruckende Aussichten wären mir zwischen den Leitplanken auf der A4 mit Sicherheit entgangen. Die Eindrücke, die sich auf den kurvigen Straßen, wie man sie eher der Alpenregion zusprechen würde, ergeben, rauben einem durchaus den Atem. Was sicherlich dadurch unerwartet verstärkt wird, wenn die Kurve sich beim schweifenden Blick in die Landschaft spontan schärfer gestaltet, als zunächst vermutet.

Beim „Fläschchen machen“ im kleinen Gasthof gemeinsam mit der Wirtsfamilie kommt das Gespräch rasch auf die Jagd. Sie erzählen von „Macarena“, „ihrem“ Jäger aus der Gegend und ihren Kontakten zu den lokalen Waidmännern, von denen sie ihr Wild für die Küche beziehen. Nach einigen Bieren falle ich müde und glücklich in mein Bett. Es fühlt sich gut an, hier zu sein.

Die nächsten Tage sind geprägt von Kundengesprächen und der Bauplatzsuche. Über eine Facebook-Gruppe erfahre ich, dass einer der Mitglieder eine Wohnung anbietet. Das wäre doch ideal für mich, denke ich mir. Als ich den Vermieter recherchiere, stelle ich überrascht fest, dass es sich um „Macarena“ handelt. Zufall oder Fügung? Ich glaube es hat so sein sollen. Zu meinem „Vorstellungsgespräch“ in seiner Jagdstube wurden gleich wieder ein paar „Fläschchen gemacht“ und Anekdoten getauscht, geflachst und gelacht. Der Mietvertrag war folgerichtig nur noch Formsache – mit einer anschließenden spontanen Kirrrunde im Revier. Seiner Einladung auf Sauenansitz am Abend mit der Ansage eine für einen Käufer zu erlegen, konnte ich nicht ablehnen. Bei Eiseskälte und sternklarem Vollmondhimmel dauerte es gerade einmal 40 Minuten, bis sich ein einsamer Keiler blicken ließ und im Knall lag. Der strenge Geruch des rauschigen Schwarzkittels dürfte dem Kunden meines Jagdherrn vermutlich nicht verborgen geblieben sein – bis heute kann ich nicht sicher sagen, ob mein diskretes Lächeln auf Verlegenheit oder dezenter Schadenfreude basierte – oder vielleicht einer Mischung aus beidem. Ob meinem Jagdherrn der Kunde in der Großstadt die Mähr des „typischen Wildgeschmacks“ abgenommen hat? Ein weiterer Auftrag aus dieser Ecke hat uns zumindest nicht mehr ereilt...


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