WIE wird geblattet?

Wie schon beschrieben, ist Ende Juli eher verhaltenes Blatten angesagt, mit einzelnen Fieplauten. Regelmäßige Serien, mit eher weniger Tönen und moderater Lautstärke. In der Hochphase der Blattzeit, also nach dem 1. August, wenn es dann dem braven, reifen Bock gilt, sind Hemmungen fehl am Platz. Verhaltenes Blatten kann durchaus der Grund sein, wieso man ihn nicht dazu überzeugen kann zu springen. Wird beispielsweise ein Rickenfiep gespielt, so darf dieser ruhig einige Minuten anhalten und auch hörbar sein. Wir imitieren die rufende Ricke, sie wird ihn nicht schon nach einer Minute gefunden haben. Hier ist Überzeugungsarbeit zu leisten. Man braucht keine Angst zu haben, wenn ein Laut einmal nicht lehrbuchmäßig klingt. Den Böcken sind die Sinne durch den Liebesrausch ziemlich vernebelt, im seltensten Fall wird da ein schiefer Ton übelgenommen. Es ist nicht allein dem Jägerlatein zuzuordnen, dass Böcke auch auf ungeölte Fahrradketten, ächzende Kanzeltüren oder quietschende Bremsen zustehen, wenn sie gerade in der richtigen Stimmung sind. Es gehört auch einfach eine Portion Glück dazu, genau diesen Moment zu erwischen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Das bedeutet aber nicht, dass diese Böcke an anderen Tagen kein Interesse an unserem Konzert haben. Sie springen eben nicht einfach drauf los, sondern wechseln vielleicht auch eher vorsichtig an. Gerade ältere Böcke lassen sich mitunter dabei viel Zeit. Das liegt auch daran, dass die Priorität in der Paarungszeit eben rein auf Fortpflanzung liegt. Dieser immense Kraftakt, aus Suchen, Treiben, Beschlagen und Konkurrenzkämpfen, zehrt an den Reserven; Nahrungsaufnahme ist in dieser Zeit zweitrangig. Besonders gegen Ende der Blattzeit sind die Böcke richtiggehend abgebrunftet und weniger agil. Ist der letzte Ton aus dem Blatter verklungen, empfiehlt es sich deshalb noch eine halbe Stunde bis Stunde still am Ansitz zu bleiben und genau zu beobachten. Zu oft führte frühes Abbaumen zum wütenden Schrecken und Abspringen, weil dem unbemerkt nahenden Bock in die Arme lief.

In manchen Revieren ist es relativ leicht, Blattjagderfolge zu feiern, in anderen fällt es schwerer. Der Grund hierfür ist meist im Geschlechterverhältnis zu finden. Stehen etwa gleich viele Ricken wie Böcke im Revier, ist die Rivalität unter dem männlichen Wild sehr groß. In solchen Revieren funktionieren die Lockrufe der Blattjagd ab dem ersten Fiepen meist sehr gut. Sind hingegen in anderen Revieren bis zum Beginn der Blattjagd bereits viele Böcke (vor allem adulte Böcke ab dem zweiten Lebensjahr) zur Strecke gekommen, so haben diese eine reiche Auswahl und stehen quasi pausenlos bei einer Ricke. Solche Böcke zu blatten, ist äußerst schwierig und manchmal sogar unmöglich. Da viele Pächter sich zusätzlich auch dazu entscheiden, Schmalrehe im Frühjahr nicht zu bejagen und im Herbst- und Winterabschuss nicht genügend weibliche Kitze entnehmen, wird das Geschlechterverhältnis in Bezug auf die Blattjagd noch schlechter und diese schöne Jagdart immer schwieriger. Der Grundstein für eine erfolgreiche Blattjagd wird darum schon im Herbst und Winter des Vorjahres gelegt. Es zahlt sich durch spannende Stunden und schöne Jagderlebnisse im Sommerrevier aus.


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