Wie der eine oder andere weiß, bin ich jagdlich gesehen schwer erbgeschädigt. Von klein auf habe ich daheim nur erlebt, dass sich alles um das allbeherrschende Thema Jagd dreht. Nie waren wir dabei länger ohne Hunde, in meiner Erinnerung immer Dackel, die schon ab dem Krabbelalter immer an meiner Seite klebten – ganz zu Anfang allerdings eher deshalb, weil sie darauf warteten, dass ich meine vorab inhalierte Portion Alete-Kinderbrei gefiltert an meine Pampers weiter geben würde. Dann war es deren oberste Priorität, mich unauffällig in eine ruhige Ecke zu bugsieren, mich dieses „Kleidungsstückes“ zu entledigen und mir den Hintern sauber zu lecken, was bei mir Erzählungen zufolge immer ein fröhliches Kinderlachen und bei meiner armen, schon damals mit mir schwer geplagten Mutter einen Schreikrampf zur Folge hatte.

Wir waren immer als Rudel unterwegs, und wenn der Dackel unten auf der Straße Verdächtiges gehört hatte und diesem Etwas akustisch Zeter und Mordio androhte, dann konnte ich damals zwar noch nicht über das Balkongeländer schauen, ja nicht mal stehen, aber schon bevor ich sprechen konnte unterstützte ich meinen Freund lautstark und erbost beim Verbellen jeglicher Gefahr dort unten. Und zwar solange, bis wieder mal die Nachbarn schrien, man solle doch endlich seine „beiden Köter“ in den Griff kriegen. Auch bei jagdlichen Schüsseltreiben damals war es im Dunkel zwischen den Tischbeinen nur schwer zu unterscheiden, ob es nun eben der Dackel, ich oder - meistens - beide waren, die dort an einem Kotelett-Knochen nagten und Störenfrieden Morddrohungen an den Hals knurrten. Hunde waren also immer schon fester Bestandteil meines Lebens – und genau das ist übrigens ihr Schwachpunkt, denn ihres ist selbst beim Erreichen eines greisen Alters viel zu kurz. Wer sein Leben lang Hunde um sich hat, insbesondere im täglichen jagdlichen Einsatz, der wird leider, leider nie umhinkommen, einige davon im Revier begraben zu müssen. Jeder bleibt in Erinnerung, jeder hatte einen besonderen Charakter - wie gesagt, wir hatten Dackel, da ist das eh vorprogrammiert -, manch einer noch ein Wenig mehr als andere.

Filou etwa war mein erster Lebenshund. Er kannte jede meiner Bewegungen, jeden meiner Blicke, wir waren ein unfassbares Team, auch und besonders jagdlich. Jeder kannte die Stärken und Schwächen des anderen. Ausgerechnet dieser bundesweit bekannte, größte aller Schweinedackel, welch Ironie des Schicksals, fiel auf qualvollste Weise seinem letzten, unsichtbaren und unbesiegbaren Feind zum Opfer: dem Aujeszky-Virus. Ich habe für meinen Bruder im Geiste damals einen Nachruf geschrieben, bei dem ich heute noch flenne wie ein Zwiebel-Allergiker, wenn ich auch nur die erste Zeile lese…


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