Am Anschuss überprüfe ich, wohin die zweite Schweißfährte führt. Brok entdeckt natürlich sofort den Schweiß, macht einen Kreis und führt mich in den Wald. Ich habe keine Bestätigung mehr, aber Brok liegt fest im Riemen und ich vertraue ihm. Nach etwa 100m im Wald führt die Fährte in eine Verjüngung, die so dicht ist, dass ich auf allen Vieren weiterkrabbeln muss. Ich habe mein Ortungsgerät zu Hause gelassen und nicht weit von uns ist ein großer Rapsacker, also will ich Brok nicht schnallen. Jetzt zieht er aber auch nicht mehr so intensiv. Ich gehe zurück zum Feld und wiederhole die Strecke noch zweimal. Doch weiter als eben bis zu dieser Verjüngung kommen wir nicht. Das Stück scheint nicht schwer angeschweißt zu sein, wir geben vorerst auf. Am Nachmittag komme ich mit Brok und seinem Ortungs-Halsband wieder hin, um weiter nach dem Stück zu suchen - wieder erfolglos. Der Weizen aber zeigt deutlich, dass die Sauen hier regelmäßig zum Abendmahl vorbeischauen. Der Bauer wird nicht begeistert sein, wenn er sein Feld sieht!

Wo soll ich heute sitzen? Ich glaube, es gibt immer noch genug Füchse am Teich, also der Plan ist klar. Der Weg aber führt wieder am Weizen vorbei. Ich entschließe mich, einfach nur zu schauen, ob hier etwas los ist. Es ist kurz vor Mitternacht, als ich auf dem Feldweg anhalte, meine Wärmebildkamera zur Hand nehme und mir das Feld anschaue. Das kann doch nicht wahr sein! 17 große Stücke Schwarzwild sind im Weizen verteilt! Und es ist ihnen völlig egal, dass ich mit dem Auto auf dem Feldweg angehalten habe! Das darf ich nicht so stehen lassen! Ich nehme mir Büchse sowie das Dreibein und überlege, was ich mache. Etwas weiter rechts ist eine Remise, an der die meisten Stücke stehen und Frischlinge zu sehen sind – das ist Ziel meiner Pirsch. Erst kurz über eine Wiese, doch dann muss ich weiter in den Weizen. Meine Schritte sind nicht gerade leise, aber es ist ein bisschen windig. Ich hoffe also gute Chancen zu haben, diese Rotte anzupirschen. Es geht, langsam, aber es geht. Die Rotte ist gerade am Feld-/Waldrand. Es sieht so aus, als wollte sie in die Remise ziehen, ich muss mich beeilen. Jetzt – ein Frischling steht schön breit. Nach dem Schuss sehe ich den Frischling sofort verenden. Zu meiner Überraschung habe ich nicht gesehen oder gehört, wohin die gesamte Rotte verschwunden ist, aber immerhin – einer liegt ja! Ich erweise dem Stück letzte Ehre – dann überlege ich: ich habe Brok im Auto, ich sollte diese Möglichkeit nutzen, eine Schleppe mit dem Frischling zu machen. Zirka 200 m schleppe ich den Frischling und hole dann Brok. Sofort findet er den Schweiß und zieht mich mit großer Sicherheit gerade über die frische Fährte. Er macht mir Freude! Es ist halb vier, als ich nach dem Aufbrechen und Versorgen des Stückes im Bett bin. Auch diese Nacht wird wieder kurz sein!

Mein Plan für den nächsten Jagdabend ist einfach: Die Sauen wissen, wo der reife Weizen steht – also werde auch ich wieder dort jagen! Dieses Mal sitze ich ein bisschen weiter am Waldrand, wo eine Leiter steht, die ich zum Glück vor kurzem mit einem Kollegen repariert habe. Ich sitze nicht mal 10 Minuten, als ich eine Rotte sehe, die aus dem Weizen auf die Wiese und gleich weiter in den Wald zieht. Und hier mache ich einen Fehler! Ich dachte vom Winkel her, dass sie direkt am Rand des Feldes sind. Doch tatsächlich sind sie deutlich weiter, als ich es geschätzt hatte. Nach dem Schuss flüchtet die Rotte zurück ins Feld. Ich sehe ein Stück, das langsamer ist. „Das könnte mein Frischling sein!“ denke ich mir. Die Rotte zieht nicht weit von mir in den Weizen, ein Frischling verhofft kurz – er bleibt im Feuer. Das war aber schnell! Liegt der erste Frischling am Feldrand? Nein, er ist nicht da! Kein Schweiß, nichts! Brok überprüft die Gegend und findet auch nichts! Für solche Zwecke nehme ich alle Schussszenen auf der Wärmebildzielkamera auf, also kann ich mir jetzt die gesamte Sequenz noch einmal anschauen. Unglaublich: Der Anschuss war deutlich weiter, als ich dachte, fast 250m! In der Früh werde ich das noch einmal überprüfen. Ich fahre zum zweiten Frischling und lasse Brok ein Wenig totverbellen. Ich nutze jede Möglichkeit, um mit ihm zu trainieren. Und er macht mir wieder große Freude! In der Früh sind wir wieder da und gehen durch die Wiese, das Feld und den Wald vor und zurück, aber wieder erfolglos. Gott sei Dank, das Stück wurde wenigstens sauber gefehlt!


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