Wir müssen schon unsere Taschenlampen benutzen, um zum Bock zu kommen. Er ist gut und alt, wir bewundern besonders die schöne, braune Farbe seiner Stangen. „Das ist er, ich kannte ihn seit ein paar Jahren!“ freut sich Thomas. Nun kommt wie immer meine Kamera an die Reihe, um diese einmaligen Augenblicke zu erfassen.

Wir fahren schnell nach Hause, um mit der „roten Arbeit“ unser heutiges Tagwerk zu beenden. Nur kurz sitzen wir im Garten und erleben noch einmal unseren Ansitz nach. Lange können wir nicht, denn in gerade mal drei Stunden geht es weiter! Also: „Schnell ein bisschen schlafen!“

Der Wecker ist grausam und ich muss schnell aufstehen, damit er nicht die ganze Familie weckt. Egal um wie viel Uhr, ich muss immer frühstücken! Thomas bereitet etwas Kleines für mich zu und schon sitzen wir im Auto Richtung Revier. „Ich bin zu langsam eingeschlafen, wie immer!“ jammere ich laut. „Sollen wir lieber zu Hause bleiben?“ fragt Thomas mit einem Lächeln. Und mein Lächeln antwortet ihm, ohne etwas zu sagen.

Wieder sitzen wir an einem Waldweg, rechts vor uns ist eine kleine Wiese, links geht ein Bestand mit Fichten, Tannen und Buchen bergauf. Es ist noch ziemlich finster, als wir es uns auf dem Hochstand bequem machen. Schon bald spüre ich, wie mein Kopf immer schwerer und schwerer wird. Gott sei Dank sitzt Thomas dabei, sonst würde ich sicher einnicken und den schönen Morgen verschlafen. Langsam wird es heller. Auf einmal nimmt Thomas sein Spektiv und kontrolliert den Hang links neben uns. Auch ich sehe dort im Bestand einen Schatten. Ich greife gleich zu der Büchse. „Ich bin mir nicht sicher“ wispert Thomas. Egal, ich bin vorbereitet! Aber das Stückt verschwindet so schnell und unerwartet, wie es aufgetaucht ist. „Schade, aber es gibt hier zwei Böcke und ich war mir nicht sicher,“ entschuldigt sich Thomas. „Ist doch egal, Hauptsache wir haben keinen Zukunftsbock erlegt!“ beruhige ich ihn.

Die Sonne steht schon ziemlich hoch, wir sind kurz davor, abzubaumen, da sehe ich wieder ein Stück im Hang. Thomas und sein Spektiv kommen zum Einsatz – „Schnell schießen!“ lautet sein Befehl. Schon habe ich den Bock im Absehen, der freundlicherweise vorbildlich für einen guten Blattschuss steht - das ist für mich auch der einzig mögliche Schuss auf Schalenwild. Es ist aber trotzdem nicht gerade leicht, denn er steht im steilen Hang ziemlich hoch über uns. Alles passt, auch dieser Bock bleibt im Feuer! Die Vögel singen ihre Morgenlieder, als wir zu ihm klettern. Ein wirklich bilderbuchartiger Knopfer liegt vor uns! Es freut mich sehr, dass ich neben dem alten Herrn von gestern auch diesen klassischen Hegeabschuss machen durfte. Es werden noch ein ganzer Haufen Bilder geschossen an diesem Vormittag, auf denen meine Kinder natürlich auch nicht fehlen dürfen.


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