Zwei Mal schon haben wir nun mit Edmund, dem Hochsitz-Genie, und Luigi, dem Quotenitaliener, echte Jagd-Originale beschrieben, zwei Mal waren es ebenso unverwechsel- wie unverzichtbare Jagdhelfer. Nicht, dass dadurch vielleicht ein falscher Eindruck entstanden ist – es gibt die liebenswerten Nichteinheitsbreilichen natürlich auch unter den Pächtern oder jagdlichen Clanchefs, das wollen wir mal festhalten!

Auch auf der „Entscheiderseite“ gibt es Originale. Wie in so mancher Ehe ist zwar der tatsächliche Entscheider nicht immer der, der vorne dran, also im Pachtvertrag steht - was manchmal auch besser so ist. Aber oft sind gerade die speziellen jagdlichen Typen auch die, die Kenne von der Materie haben, durch die ewigen Aufenthalte im Wald, Feld oder Berg wettergegerbt und rauh sind, aber eben doch ein verschmitztes Lächeln und einen guten Humor haben. Dabei sind sie auf ihrem Gebiet oft eine lokale Institution, ein jagdlicher Feldherr oder aber auch sozusagen der inoffizielle Dorfchef.

Ich kannte und kenne zu meiner großen Freude gleich mehrere solcher besonderen Charaktere. Ganz weit vorne, was nicht nur pächterische Großzügigkeit, Humor und eben Originalität angeht, war – und ist, zum Glück!- unser Paule. Ganze Heerscharen meiner jagdlichen Freunde und Bekannten durften bei ihm die tollsten jagdlichen Dinge erleben, sie alle erinnern sich gerne an die Abenteuer in seinem Revier und die Gespräche und Kaffeekränzchen danach zurück.

Paule stammt ursprünglich aus Hannover und ist mit einer gehörigen Portion Alltagscleverness ausgestattet, die ihm im Leben für seinen speziellen Werdegang viel ein- und ihn selbst so voranbrachte. Als junger Kerl etwa arbeitete er wie ein Wahnsinniger in irgendeinem Akkordjob, erledigte so sein Pensum immer recht früh und legte sich dann in die Sonne – das Solarium der 60er, sozusagen. Die harte Arbeit und seine Sportlichkeit stählten seinen Körper. Das gepaart mit der Sonnenbräune, die damals als Symbol für einen erfolgreichen Lebemann stand, ließ die Frauenwelt bei ihm Schlange stehen - umso mehr, weil Paule nämlich ein hochbegabter Boxer war, der mehrere Angebote für Profiverträge hatte. Hier liegt übrigens eine witzige Querverbindung zu unserem bereits beschriebenen Quoten-Italiener: Auch Luigi war recht begabter Boxer und hatte sogar Autogrammkarten. Wann immer die beiden also bei unseren Jagdabenteuern zusammen kamen - Luigi war immer als Stammtreiber bei Drückerchen vor Ort - fachsimpelten die beiden Senioren verschworen und augenzwinkernd über das Heute und Damals der Welt des Faustkampfes.

Jedenfalls brachte die Boxerei Paule allerlei Kontakte, so dass er letztlich vor einer wohl eher seltenen Wahl stand: Weiter Ackern im Akkord, Profiboxer – oder seinen Zug bei Frauen nutzen? Paule tat das, was ihm wie sich herausstellen sollte völlig zu Recht als das Zukunftsträchtigste erschien und entschied sich für eine Karriere im Rotlichtviertel. Dabei war er ein Gegenentwurf zu den sonst landläufig als eher zwielichtig angesehenen Typen dort, also wie später in allen anderen, auch jagdlichen Bereichen und heute noch absolut ehrenhaft, korrekt, ehrlich, hilfsbereit und großzügig. Seine Zielstrebigkeit aber brachte ihn „trotzdem“ voran.


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