Die erste Jagd steht bevor – was erwartet uns wohl? Pjotr, unser Gastgeber und gleichzeitig auch Pirschführer, will zuerst von den gut getarnten „Birkhahnbuden“ aus zu schauen, ob Hähne auf die Balzplätze streichen. Dann, kurz vor Dämmerung, sollen wir uns auf die Schnepfen konzentrieren. Pjotr zeigt uns den Weg zu den Tarnständen – ein großer Vorteil, dass er uns alleine jagen lässt! Vom Dorf aus laufen wir zirka eine halbe Stunde. Ein uralter Feldweg führt uns über Wiesen in einen Wald, bis wir eine weitere, riesige Wiese queren. Auf deren anderer Seite stehen zwei aus Birkenästen und Heu gebaute Birkhahnbuden. Pjotr zeigt uns, wo wir jetzt ansitzen sollen, während er selbst Elchabwurfstangen suchen will.

Stefan sitzt im Stand weiter draußen in der Wiese, ich dann in dem, der näher am Wald steht. Wir haben Zeit, in etwa zwei Stunden erst will Pjotr uns abholen und zu den Ständen am Schnepfenstrich führen. Ich mache es mir bequem und versinke noch einmal in der Erinnerung an meine erste Begegnung mit diesem kleinen schwarzen Ritter, vor 20 Jahren war es gewesen. Wie ich in Videos gesehen habe, kann der kleine Hahn sehr mutig sein und bei der Balz intensive Kämpfe führen.

Die Zeit vergeht, als ich auf einmal einen schwarzen Fleck am Rand des Waldes sehe, direkt auf einem Baum sitzend. Ein Birkhahn! Wo ist der hergekommen? Ich habe es nicht gesehen! Kommen noch weitere? Von mir aus ist es ziemlich weit, bestimmt 300m. Aber so unerwartet, wie er aufgetaucht ist, so ist er auch auf einmal wieder verschwunden! Das war es für heute – egal, wir haben ja noch einige Tage vor uns.

Für den nächsten Morgen hat Pjotr uns auf Auerhähne verplant, die schwarzen Ritter sollen erst am Abend wieder an die Reihe kommen. Der aber brachte uns keinen Birkhahn-Anblick, obwohl Pjotr immer sagt, dass wir es probieren sollten. Stefan und mir scheint es klar, dass wir uns abends eher dem Schnepfenstrich als den Birkhähnen widmen sollten. Also versuchen wir es einmal morgens…

Es ist noch ziemlich finster, als wir uns auf den Weg zu den Birkhahnbuden machen. Schon von Weitem hören wir die Kämpfe dieser wunderschönen Vögel. Noch vom Dunkel der Nacht gedeckt pirsche ich leise in meinen Stand, Stefan in den zweiten. Langsam wird es hell… Und vor uns entsteht eine wunderschöne Szenerie. In den ersten Sonnenstrahlen spielen sich harte Kämpfe der Hähne ab, es geht hoch her. Ich sehe das zum ersten Mal in meinem Leben und bin völlig sprachlos. Sicher 10, vielleicht 15 Birkhähne balzen sich vor uns die Lunge aus dem Hals. Nebendran sitzen etwa fünf Hennen, die natürlich der Grund für diese Kämpfe sind. Für mich sind die Hähne zu weit, sicher 100m – soweit reicht meine 16er-Flinte nicht. Leider sitzt Stefan, der eine Hornet-Kombination hat, in der anderen Bude, die wiederum mehr als 200 m von den Hähnen entfernt ist, also auch für ihn keine Distanz für einen sicheren Schuss. Das macht aber nichts, so können wir in aller Ruhe die Schönheit der balzenden Hähne genießen. Ein herrlicher Anblick, den man nie vergisst!


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