So machten wir uns fröhlich auf den Weg. Die Sonne schien und schon nach kurzer Wanderung sahen wir frische Losung von Gamwild und viele, viele Trittsiegel. Das war doch vielversprechend. Immer steiler und steiniger wurde der Weg. Aus dem Weg wurde ein Pfad und noch etwas später dann die wage Vermutung, dass hier vielleicht schon mal irgendwann irgendwas gelaufen war.

Gegen Mittag erreichten wir endlich den Sitz, an dem wir totsicher mein Kitz erlegen würden. Aber erstmal, für den Bayer an sich vollkommen unverzichtbar, Brotzeit! Jeder Polo-Turnier-Picknick-Teilnehmer wäre vor Neid erblasst, was wir für Delikatessen dabei hatten: selbstgemachten Leberkäse, Gamsknacker, gekochte Eier, Tomaten aus dem Garten, selbstgebackenes Brot… Das beste Getränk war an diesem Tag Wasser… Die Sonne brannte ziemlich und wir hatten uns auch schon ein wenig verausgabt. Mein fröhlich transpirierender Beständer teilte mit einem spitzbübischen Grinsen mit, er wolle nicht auf seine Mittagsstunde verzichten. Sollte Gams kommen, möge ich ihn bitte wecken, damit er die finale Freigabe geben könne. Sprach er, rollte sich auf seiner Lodenkotze zusammen und begann erst leise und dann immer lauter vor sich hin zu schnarchen.

Auch meine Augen waren recht schwer und ich hätte mir sehr gern die Innenseiten der Lider angesehen, aber nein, ich wollte ja nichts verpassen und so zwang ich mich, die Augen offen zu halten und kein noch so kleines Geräusch zu verpassen. Pünktlich nach einer Stunde lies das Schnarchen links von mir nach, ein ausgeruhtes Augenpaar blinzelte in die Sonne und lies mich wissen, dass er in die Verlängerung gehen wolle. Und Zack, weitergeschnarcht. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Ich glaste zum ich-weiß-nicht-wievielten-Mal den Hang ab und dann stand da eine Gams. Die Künste des Ansprechens dieser Wildart blieben mir bislang verwehrt und so riss ich den nicht mehr ganz so jungen Mann zu meiner Linken aus seinen Träumen. Die Gams hatte uns voll im Blick und ich zischte ihm zu, er sollte sich nicht bewegen. Was weckst du mich denn, wenn ich mich nicht bewegen soll, zischte es zurück? Ich versuchte mittels kaum wahrnehmbaren Kopfnickens in Richtung des Wildes begreiflich zu machen, dass er sich doch bitte auf das Ansprechen des Tieres konzentrieren möge. Hatte er begriffen und spechte durch das Spektiv und sagte, zu alt, zu gut, nix für dich. OK, schade.


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