Das Wetter spielt leider nicht mehr so richtig mit. Es ist sehr windig und regnet, die Stimmung also etwas gedämmt. Doch zum Glück können wir das Wetter nicht beeinflussen, manchmal müssen wir uns einfach damit arrangieren. Wir nutzen aber dennoch die Zeit und gehen zu der Verjüngung zurück um die leckeren Steinpilze zu ernten, die ich am Morgen entdeckt habe. Sie werden zusammen mit ein paar Eiern ein köstliches Abendbrot werden. Auf dem Weg zurück zum Auto sehen wir noch zwei Bachen mit ihrem Nachwuchs, wunderbar auch so ein Anblick bei vollstem Licht. Ich bin mir schon jetzt sicher, dass keiner von uns diesen Tag jemals vergisst.

Am Abend kann Pavel leider nicht mit uns jagen gehen, also gehen wir in eine andere Ecke des Reviers – nur mit der Kamera bewaffnet.

Wir kommen an einen Kahlschlag, rechts unter uns fließt ein Bach, über dem Bach ist ein Hang mit älteren Bäumen, über dem Hang ist wieder ein Kahlschlag. Wir pirschen langsam und vorsichtig am Rand des Kahlschlages neben dem Bach entlang. Der Wind ist schlecht, er zieht den Hang hinunter und prompt, als ich das denke, springt auch schon ein Hirsch ab und kommt erst oben in dem zweiten Kahlschlag zum Stehen. Mir fällt fast mein Fernglas aus der Hand: Ein Zehnender, mit einer großen Gabel auf der rechten Stange. Unser Hirsch! Zumindest hoffe ich das, nun wissen wir, wo wir morgen in der Früh unser Glück versuchen werden! Weiter geht‘s, denn vor uns, am Ende des Kahlschlages, melden sich weitere Hirsche.

Wir nähern uns langsam dem Platz, wo das Röhren herkommt. Es ist laut hinter mir, ich ärgere mich über Vojta, dass er nicht leise ist, sondern auf Stöcke und trockenes Laub tritt. In dem Moment, wo ich mich zu ihm umdrehe, zieht ein Hirsch auf 10 m an uns vorbei. Nicht mein Sohn, sondern der Hirsch war „so laut“. Meine Kamera konnte ihn Aufgrund der nahen Distanz nicht fokussieren, so etwas gibt es doch gar nicht. Was haben wir nur für ein Anblickglück. Kurz danach zieht das Kahlwild artig hinter her.

Der Hirsch verschwindet hinter der Kante und ich nehme meinen Hirschruf in die Hand. Mein Röhren scheint nicht allzu schlecht zu sein, denn der Hirsch dreht um und bewegt sich wieder auf uns zu. Nun zeigt er, was er kann und wer er ist. Im letzten Licht kann ich wundervolle Bilder von diesem König der Wälder machen.

Der Plan für den nächsten Morgen steht, möge der Zehnender mit der Gabel wieder bei dem Bach stehen. Unglaublich, aber er ist tatsächlich da, aber zu weit weg und immer verdeckt, an einen Schuss ist nicht zu denken. Wir müssen einen großen Schwenker gehen, um näher zu ihm zu kommen. Als wir wieder bei ihm ankommen, ist er weg. Doch seine Stimme hören wir noch durch den Wald hallen. Also weiter hinter ihm her.


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