Dann ging es los. Mein Frühstück meldete den Rückweg an, denn die Fahrt in das Revier führte über schotterige Serpentinen, die sich steil den Berg hinaufwanden. DAS war kein Spaß. Meine von Haus aus vornehme Blässe wandelte sich in ein leichenartiges kalkweiß um. Ob mir übel sei, wollte Raini wissen… Blitzmerker!

Kurz bevor ich ihn hätte bitten müssen anzuhalten, stoppte der Wagen unvermittelt und Raini deutete auf seine mitgebrachte Waffe, die wir nun Probe schießen wollten. Selten war ich schneller aus einem Auto ausgestiegen, wie in diesem Moment. Die Waffe im Kaliber .222 lag mir und mein Pirschführer war mit meinen Schießkünsten anscheinend einverstanden, denn nun hieß es Schuhe zubinden, Mütze auf und los.

So stiefelten wir die Berge empor. Die Sonne stieg höher, wir erreichten sichere Murmel-Plätze und spechteten immer wieder mit dem Fernglas, ob wir nicht eines entdecken konnten. Aber leider taten sie uns den Gefallen nicht. Kein Murmel, nirgends. Immer höher erklommen wir meinen Mount Everest, mir wurde immer heißer. Der Sohn unserer Gastgeberin war ebenfalls mit von der Partie, ein wirklich aufgeweckter, zauberhaft freundlicher Junge, fit wie 6 Paar Turnschuh durch extremes Rad- und Skifahren und jagdlich begeistert. Sowohl ihm als auch Raini blieb mein immer weiteres Zurückbleiben nicht verborgen und so wurde ich sogar davon befreit, die Büchse zu tragen.

Am nächsten „sicheren“ Murmelort (auch hier wieder ohne Murmel) angekommen, versorgte mein Pirschführer uns mit quellfrischem, kalten Wasser. Er bat mich, doch etwas auszuruhen, mich unter den Strauch in den Schatten zu legen. Noch bevor ich ihn fragen konnte, was mit ihm nicht stimmte und was er eigentlich denkt, mir sowas nahe zu legen, wehrte sich mein gesamter Körper auch schon mit Nachdruck gegen die unwirkliche Umgebung. Das Frühstück, welches sich bereits auf der Fahrt den Berg hinauf in die Startlöcher gestellt hatte, fand den Weg ins Ziel bzw. ins Freie zurück. Selbst wenn ich in diesem Moment noch irgendetwas gewollte hätte, ich konnte nichts mehr. Weinen vielleicht noch, das wäre gegangen.


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