Am Wochenende war es mal wieder soweit

Ich musste erneut am Selbstverständnis und Selbstbild eines gestandenen Waidmanns zweifeln. Als Gast hatte er einen Bock gestreckt, leider saß der Ausschuss etwas hinter dem Zwerchfell, so dass sich etwas „Grünes“ im Bauchraum verteilt hatte. Kein Problem, nach dem Aufbrechen, welches ich mit dankenswerter Zustimmung des Erlegers übernahm, bereitete ich am Auto sofort den mobilen Druckreiniger vor, um den Wildkörper sauber auszuspülen… Ein „Oh Gott, was machen Sie denn da? Wasser in den Wildkörper?“ ließ mich zusammenfahren.

Ich erklärte ihm, dass so eine saubere Karkasse in die Kühlzelle kommt, die dort keiner weiteren Behandlung bedürfe und sich Verunreinigungen am besten sofort beseitigen lassen, bevor die Mischung aus Panseninhalt und Schweiß erst eingetrocknet ist.

In der Wildkammer folgte dann wohl der zweite Schock für den guten Mann; schärfte ich doch nun das Haupt des Bockes ab, um diesen dann an den Hinterläufen (also mit dem Haupt/Träger nach unten) in die Kühlung zu verfrachten: „Was soll denn das? Ist das noch waidgerecht?“ Ich war sprachlos und kommentierte seine Äußerungen erst beim späteren Bier: „Haben Sie beim Metzger schon einmal ein Stück Schlachtvieh gesehen, welches mit dem Haupt nach oben hängt?“

Zu fortgeschrittener Stunde entbrannte eine Diskussion über die Begrifflichkeiten, Befindlichkeiten und tatsächlich so grundverschiedenen Auffassungen und Ansichten zum Thema Jagd, Waidgerechtigkeit, Auftreten des Jägers, usw. Es wurde hitzig...

Ob ich wollte oder nicht, auch und besonders vor den oft turbolenten Debatten in den sozialen Netzwerken, den oftmals fragwürdigen Posts, Beiträgen und Bildern von Jägern und nicht zuletzt meinem eigenen Verständnis dieser Dinge, habe ich versucht mich zu rechtfertigen, oder gar zu verteidigen.

Gibt es hier ein klares „Richtig“, ein klares „Falsch“?


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