Das zweite Mal sollte es zu einer Kirrung gehen. Am Nachmittag hatte ich sie frisch mit Mais bestückt. Abends pirsche ich durch den Wald, der Weg ist so gewählt, dass ich schon auf dem Weg an die Kirrung luschern kann, oft hatte ich schon beim Angehen Anblick und Waidmannsheil. Dieses Mal soll es ebenso sein. Die Rotte ist bereits zu Tisch. Mit meinem Dreibein suche ich eine passende Position und gucke mir einen einzelnen Frischling aus. Der Mond ist noch nicht am Himmel zu sehen, ohne Mein Nachtzielgerät habe ich also keine Chance. Ein einzelner Frischling steht am Rand und nach dem Schuss bricht die Rotte laut durchs Unterholz. Der Frischling liegt, das Adrenalin läuft wie jedes Mal durch meinen Körper, egal wie viele Stücke ich schon erlegt haben mag. Nach ein paar Minuten gehe ich zum Frischling und erweise ihm die letzte Ehre, ich wundere mich etwas über den hohen Schuss, aber das kann passieren. Stutzig macht mich der viele Schweiß ein ganzes Stück hinter dem Frischling, aber ich denke mir nichts weiter dabei und ziehe das Stück zum Auto. Auf dem Weg zum Auto kommt es mir dennoch immer seltsamer vor und ich entschließe mich, den Anschuss erneut anzuschauen. Dort angekommen, sehe ich wie der Schweiß weiter geht. Wie ist das möglich, der Frischling lag doch sofort. Ich gehe der Schweißfährte ein paar Meter hinter her und sehe einen weiteren Frischling liegen. Das kann doch nicht wahr sein. Trotz Nachzielgerät könnte ich den zweiten Frischling, der etwas tiefer, in den Löchern der Kirrung stand, nicht sehen. Ich war wieder sprachlos. Das kann doch nicht sein. Nun schon ein zweites Mal und dann noch mit technischer Hilfe...

Was möchte ich mit diesen Geschichten vermitteln? In erster Linie, dass wir vorsichtig mit den Worten NIE und IMMER sein sollten. Keiner ist frei von Fehlern und man sollte vorsichtig sein, wenn man Situationen und Geschehnisse be- und verurteilt, vor allem, wenn man nicht dabei gewesen ist. Ebenso wichtig ist die genaue und umliegende Kontrolle des Anschusses, wir können uns noch so sicher sein, dass wir nur auf ein Stück geschossen haben, es kann doch immer anders sein. Auch ein Splitter kann in irgendeine Richtung fliegen und ein Stück verletzen. Also habe ich mir angewöhnt jeden Anschuss zu kontrollieren, auch wenn der Frischling liegt. Last but not least, der Einsatz technischer Hilfsmittel, wie Vorsätze oder Wärmebildkameras, sind meiner Meinung nach enorm wichtig, um sicher anszusprechen, Fehler zu vermeiden und Stücke schneller zu finden. Jedoch muss mit Gehirn, Verstand und Instinkt gejagt werden, aber das Problem sitzt wenn sowieso hinter der Waffe, nicht drauf.


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