Das Leben ist ein steter Wandel der Dinge. Alles verändert sich um uns herum. Unser Aussehen, Freunde, Wohnorte, Jobs, Jagden - kaum etwas ist noch beständig. Müssen wir da immer mithalten? Wann sollten wir und wann nicht? Wie hat sich der Jäger von vor 30 Jahren zu dem heutigen Jäger verändert? Ich möchte es Ihnen an meiner Person zeigen.

Es ist Januar 1988 und ich gehe in die 8. Klasse. Nach der Schule ziehe ich meine warme Skijacke und -hose an und gehe zum ersten Mal mit auf den Ansitz. Mein Onkel, der als Förster arbeitet (wie viele meiner Verwandten), nimmt mich das erste Mal mit. Er wohnt mit seiner Familie in einem Jagdhaus mitten im Wald. Es ist ein klassischer Winter; viel Schnee, ein ordentlicher Frost und wir machen uns auf den Weg zum Hochsitz. Der "Hochsitz" entpuppt sich als eine klassische, einfache Leiter in einem Buchenbestand. Ich bin begeistert und unfassbar neugierig, was mich heute Abend erwartet. Jede Sekunde sauge ich in mich auf. Es ist dunkel, aber der Mond in Kombination mit dem Schnee ermöglicht uns fast alles zu sehen - die Augen mussten sich lediglich an die Situation gewöhnen. Mit der damals wirklich einfachen und auf das Nötigste beschränkten Optik, war das Jagen kein Problem. Wir sitzen gar nicht lange, als ich rechts von uns etwas höre. Es knackst, grummelt und bewegt sich auf uns zu. Sehen kann ich allerdings gar nichts. "Sie kommen", flüstert mein Onkel. Ich probiere verkrampft irgendetwas sehen zu können, als auch schon der Schuss aus der alten Waffe meines Onkels brach. Endlich sehe ich etwas, das Mündungsfeuer blitzt hell durch den Abend. Anschließend bin ich kurzzeitig erst einmal völlig blind. "Es liegt", kommentiert mein Onkel die Situation. Ich scheine wohl ein echter Glücksbringer zu sein. Wir klettern die steile Leiter hinunter und gehen zum Frischling. Im Licht seiner Taschenlampe sehe ich zum ersten Mal ein erlegtes Stück Wild. Erstmalig erweise ich dem erlegten Stück die letzte Ehre, zum ersten Mal sehe ich, wie ein Stück aufgebrochen wird.

Wer rechnen kann, weiß also, dass ich diesen Januar mein 30-jähriges Jubiläum feiere. Zwar nicht als Jagdscheininhaber, aber als Jagdfieberinfizierter. Ich hatte schon vor diesem Ausflug eine intensive Beziehung zu Natur und Tieren, aber nach diesem Abend und später mit dem Jagdschein wurde sie noch einmal verstärkt und brachte noch ganz andere Facetten mit sich.


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