Wir losen nicht, ich treibe viel lieber und die Herren suchen sich die besten Plätze an den Wechseln und stellen diese ab. Trotzdem habe ich natürlich die Flinte bei mir, denn mein Beagle dreht Rehe häufig, oder sie traben auf den Rückwechseln zurück. Alles in allem ist es sehr gemütlich, ein erfrischender Waldspaziergang. Das erste Reh, eine gehörnte Geiß, konnte erlegt werden. Gemeinsam blasen wir ab und beenden so die Jagd, auf Zeit jagen lohnt sich nicht, daher verwenden wir die traditionellen Jagdsignale. Wir sammeln die Hunde ein, brechen das Reh auf, versehen es mit seiner Wildmarke und verblasen es. Es ist bereits so spät, dass die Mittagsfahrzeit begonnen hat und zwei aus unsrem kleinen Trüppchen das Reh zum Metzger im Dorf bringen, der es bereits verkauft hat. Ich bleibe an unserem Aserplatz und trockne die Hunde, bereite das Feuer vor und wir schwatzen. Heute gibt es Speckrisotto, herrlich! Beim nachmittäglichen Trieb sehe ich eine Gams, zwei Füchse, die uns entwischen, aber keine Rehe mehr. Die Hunde sind nass, müde und sehr glücklich, die Jäger genehmigen sich noch ein Viertele Weisswein, natürlich einen Walliser.

Wie jedes Jahr begehen wir den letzten der Rehjagdtage mit einem Käsefondue daheim, es ist schon alles eingekauft, das Ruchbrot ist geschnitten und das Moitié-moitié blubbert auf dem Stövchen, dazu Kirschschnaps und Schwarztee, Gelächter, Geläster und am Ende wird sich mit den Hunden ins Bett verkrümelt, während es draußen stürmt und sich nicht zwischen Schnee und Regen entschieden werden kann.

Die Rehjagd im Kanton Bern treibt die Swissness an Gemütlichkeit, Freundschaft und Urigkeit auf die Spitze.

Wer es als Jäger aus dem Ausland einmal erleben möchte, der muss einen Jäger im Kanton Bern kennen, der ihn auf eine Gästekarte einlädt und ihn mitnimmt, oder er löst das Patent, das allerdings dreimal (oder so, ganz sicher bin ich nicht) so teuer ist, wie das Patent für einen Jäger, der im Kanton Bern wohnt.


Laden...