Monopods – wer braucht denn sowas?
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Monopods – wer braucht denn sowas?

Text & Bilder Carola Rathjens

Ansitzjäger schießen vom Ansitz. Klar.

Die Kanzeln und Sitzeinrichtungen sind meist an die Bedürfnisse des entsprechenden Jägers angepasst oder standen eben schon immer so im Revier. Der Ausstattung sind keine Grenzen gesetzt. Von spartanischen Einrichtungen mit Sitzbrettern, die dem Benutzer kleine Andenken in Form von Splittern im Allerwertesten mit nach Hause geben, und sehr schmalen bis überhaupt nicht vorhandenen Brettchen als Schießauf bzw. -unterlage, bis hin zur Luxusausführung mit Innenverkleidung, Sandsäcken, Heizung, Decken und höhenverstellbarer Sitzgelegenheit. Das, was der einzelne Jäger zum Ansitz so mitnimmt, variiert genauso stark: der Spartaner, der zum Gewehr greift, passender Munition, Fernglas und vielleicht noch zum Messer, falls das Aufbrechen im Wald stattfindet. Oder der „Mitbewohner“, der das gesamte jagdliche Hab und Gut in einem Rucksack verstaut, alles was nicht mehr rein passt, über den Arm legt und um den Hals hängt, damit er für den Ernstfall gerüstet, und als Opfer einer Entführung durch Außerirdische nicht auf Maggi oder die Lieblingspfeffermühle verzichten muss.

Pirschjäger pirschen. Auch klar. Die brauchen nix. Oder doch?

Ich bemühe das Internet und finde Zielstöcke. Es gibt eine Vielzahl an Zielhilfen in den unterschiedlichsten Ausführungen und Preisklassen: Ein- und Zweibeine, Drei- und Vierbeine, welche mit fünf Beinen, welche mit vier und einem Strick dran, die Beine ausziehbar, mit ausklappbaren Gewehr-Hinterschafthaltern, mit Adaptern, um sie besonders tief stellen zu können, aus Holz, aus Carbon, aus Aluminium, mit allem was das Herz begehrt. Pirschjäger pirschen also durch manchmal mehr, manchmal weniger unwegsames Gelände und tragen zusätzlich zur Waffe noch eine Zielhilfe mit sich. Ist der Benutzer mit seiner „Ge(h)hilfe“ vertraut, erledigt er das Hinstellen bzw. Ausklappen und Bereitmachen der Zielhilfe zur Schussabgabe lautlos. Aus einer z.B. stehenden Position mit Überblick über das Gelände kann nun ein passender Schuss bei gegebener Sicherheit angetragen werden.

Soweit so gut. Was aber wenn die jagdliche Distanz mit pirschen nicht grundsätzlich viel verringert werden kann? Das Gelände einen Schuss in stehender Position unmöglich macht? Man mit dem Schießen für eine Zielhilfe nicht zurecht kommt? Hier wird das Schießen im Liegen zu einem Thema und ebenso die dafür nötige Auflage und am Wichtigsten – der passende Kugelfang!

Bergjäger, die oftmals weitere Distanzen bei der Jagd auf Gamswild überwinden müssen, nutzen vielfach als Gewehrauflage den mitgeführten Jagdrucksack. Jacke, Sandsäcke, extra gekaufte Auflagen wie sie Benchrest-Schützen verwenden, verstellbare Zweibeine, die an die Riemenbügelöse gebaut werden – alles Hilfsmittel für den Vorderschaft, um einen sicheren Schuss anzutragen.

Im Revier eines sehr guten Freundes dürfen mein Partner und ich jagen. Ein Großteil des Revieres ist Grünland, sprich Wiesen und Weide, teilweise mit Vieh-Austrieb. Die Topografie würde ich als offen und sanft-bergig beschreiben. Rehwild ist zwar tagaktiv, stört sich nicht am Vieh, flüchtet aber schnell, so sich jemand in aufrechter Position zu dicht in die Komfortzone bewegt.

In diesem Revier bietet sich die Möglichkeit der Bejagung aus der liegenden Position. Es sind ausreichend Anhöhen, auf denen man liegen und einen Schuss in Richtung Tal abgeben kann. Ausrüstung gibt es, wie bereits beschrieben, genügend käuflich zu erwerben bzw. hat man diese bereits sowieso im eigenen Fundus. Aber dann sind da noch die eigenen Unzulänglichkeiten… Ich bin „kurzärmelig“ und klein. Natürlich passt meine Waffe im Anschlag, aber liegend ist irgendwie anders. Der Hinterschaft ist immer zu tief, die Sandsäcke zum Ausgleich sind ungünstig zu transportieren, die vom Lebenspartner vorgeführte Armhaltung aufgrund einer Schulteroperation viel zu unbequem, meine weibliche Ausprägung im oberen Drittel meines Oberkörpers lässt die Schaftkappe haken, kurz um, ich kann so nicht!

Gerüchtehalber empfinden männliche Mitmenschen mit Ansätzen eines Waschbeckenbauches das Liegen auf demselben oftmals ebenso als unbehaglich: die Auswölbung des Wohlstands- oder auch Bierbauches findet nur selten eine passende Kuhle als Gegenstück und wird demzufolge gequetscht. Das mag niemand. Es scheint als sei die Jagerei im Liegen insgesamt in der Praxis mehr ärgerlich als praktikabel und zielführend. Nun ist guter Rat teuer.

Nein! Nicht unbedingt! Eben jener liebenswerte Lebenspartner durchstöberte das Netz nach für mich praktikablen Lösungen und stieß dabei auf einen Monopod. Einen kleinen Dorn oder Hecksporn, der am Hinterschaft befestigt wird.

Von der Firma HunTac GmbH & Co. KG aus Osnabrück wurden freundlicherweise und vollkommen unkompliziert zwei Dorne zum Test zur Verfügung gestellt. Wichtig war mir die Möglichkeit der Montage an einer Riemenbügelöse. Es gibt ebenfalls Varianten zur Montage über eine Picatinny-Schiene. Geliefert wurden die Monopods der Firma Accu-Shot. Zum einen das Model BT01-QK mit einem Verstellbereich in der Höhe von 90-120 mm für 89,00 €, zum anderen das Model BT04-QK. Der Verstellbereich hier liegt bei 95-123 mm und kostet 99,00 €.

Der Monopod ist kinderleicht an der Waffe zu montieren: Als erstes muss der kleine Druckknopf am Sporn betätigt werden. Dieser gibt jetzt die gesamte Länge des innenliegenden Gewindes frei. Der Drehverschluss wird nun ganz nach unten geschraubt. Die mit Neopren gepolsterte Aufnahme, die später am Hinterschaft anliegt, gibt so den Schnellverschluss für die Öse frei. Wie bei einem Riemenbügel den Druckknopf an der Aufnahme am Monopod drücken und der Stift zum Einfädeln ist nun frei beweglich. Durch die Öse fädeln und wieder verschließen. Der Hecksporn hängt nun lose am Hinterschaft. Die Aufnahme wird in Richtung Hinterschaft gedrückt und mittels kleiner Inbusschraube nebst mitgeliefertem Schlüssel festgestellt. Die optimale Höhe des Dorns kann nun mit dem Schraubrad justiert werden, so dass später nur noch die Schnellverstellung des Drückknopfes gelöst werden muss. Das Tragen der Waffe mit einem Riemen ist weiterhin möglich, der Monopod bietet dafür eine passende Aufnahme. Wird der Hecksporn nicht in ausgeklapptem Zustand eingesetzt, einfach das Innengewinde mit dem Druckknopf freigeben, den Dorn umlegen, feststellen und fertig.

Soweit in der Theorie. Jetzt dann der Praxistest.

Zu meinem bereits vorhandenen, aber bisher aus den vorgenannten Gründen eher geschonten, leicht verstaubtem Zweibein, gesellte sich nun dieses weitere neumodische Hilfsmittel. Das schwarze Kunststoffgewehr versprüht den Hauch von Scharfschützenduft, aber nur leicht.

Ausgestattet in der hier beschriebenen Weise, mit Zweibein und Monopod, hat die Waffe eine kompakte und besonders stabile Lage. Etwaiges Wackeln bei der Abgabe des Schusses durch die eigene Körperbewegung nach vorne oder hinten ist stark minimiert. Die De- und Remontage ist so schnell und simpel, dass der Monopod auch aus der Hosentasche heraus schnell bei Bedarf und vor Ort angeschraubt werden kann. Das Gewicht liegt bei etwa 180 bis 200 Gramm und ist somit fast zu vernachlässigen.

Für den Schuss aus der liegenden Position ist ganz besonders und vor allem anderen auf Kugelfang zu achten! Wer sich für das Schießen im Liegen ein gutes Hilfsmittel gönnen möchte, ist mit dieser Variante für den Hinterschaft bestens ausgerüstet. Nochmals vielen Dank an Firma HunTac für die freundliche und kompetente Unterstützung.


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