Nach einer kurzen Autofahrt kam ich an der beschriebenen Fundstelle an. Der Spaziergänger berichtete kurz von der ersten Begegnung und zeigte anschließend mit seinem Finger in den Bestand. Da sind sie also. Aus dem verwaisten „Kitz“ wurde ein kleines Damkalb. Es war sehr schwach, zitterte, hatte die Lichter nur halb geöffnet und keinen Fluchtreflex mehr. Es musste wohl schon mehrere Tage ohne die Mutter und dessen Milch auskommen. Ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass ich mir dieses kleine Wesen zu Herzen nehme. Jeder verdient eine zweite Change. Auf jeder „Hochsitz-Cola“ steht´s geschrieben…“Es ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild…“

Meine Gedanken überschlugen sich… „Auslauf habe ich genug Zuhause… Was ist mit Futter?! Es muss Nahrung zu sich nehmen… Hat es die Biestmilch bekommen? Was füttere ich? Wie oft und wie viel?“ Die Fragen überschlugen sich in meinem Kopf. So fühlt es sich also an Vater zu sein. Zum Glück ist die Vernetzung aller Jäger und Naturfreunde überregional gegeben. Ein kurzer Beitrag bei Facebook und zahlreiche Leute meldeten sich mit Tipps, Erfahrungsberichten und wertvollen Adressen. Mit diesen Informationen besorgte ich unverzüglich Lämmermilch (Pulver) und versuchte es hoffnungsvoll dem Damkalb in ihrem neuen Zuhause zu füttern. Die Begeisterung war auf beiden Seiten unvorstellbar. Es trank…

Die erste Mahlzeit haben wir schon mal geschafft. Da ich an dem Tag noch einen Termin hatte, musste ich mein „Kälbchen“ alleine lassen. Der letzte Blick versprach mir nichts Gutes. Es lag dort eingedreht, mit schwankendem Haupt. Während der Abwesenheit drehten sich meine Gedanken nur um mein kleines Ziehkind. Zwischen der Enttäuschung und der Freunde gab es nur einen schmalen Grad. Eigentlich wollte ich meine Blicke nach der Rückkehr gar nicht in den Auslauf schweifen lassen, denn wäre „Resie“ (so wurde das Kälbchen noch am selben Tag getauft) tot gewesen, hätte es mich zutiefst mitgenommen. Augen auf und durch! Ich konnte es nicht fassen! SIE LEBT! Seit diesem Moment ging es bergauf. Resie bekam alle vier Stunden ihre Milch, selbst in der Nacht klingelte der Wecker zur Milchausgabe.


Laden...