In unserer stark vom Menschen geprägten Welt haben Wildtiere immer mehr das Nachsehen. Viele Arten galten einst als charakteristisch für unsere Kulturlandschaft, weil man sie dort so häufig antraf. Rebhuhn und Feldhase prägten das Bild der extensiv bewirtschafteten kleinen Felder, die mit zahlreichen Hecken durchzogen waren. Hier und da standen vereinzelt große alte Bäume und so mancher Bach schlängelte sich durch die bunte Landschaft. Überall waren blaue und rote Tupfen von Klatschmohn und Kornblume an den Feldrändern zu sehen. Doch die Weltbevölkerung wächst. Innerhalb der letzten 50 Jahre hat sich die Zahl der Menschen auf der Erde mehr als verdoppelt. Die Anforderungen an die Landwirtschaft steigen. Sie muss effektiver werden, um den wachsenden Bedarf zu decken. So wurden kleine Felder zu großen Flächen zusammengelegt, Grenzstrukturen und Einzelbäume verschwanden, Flüsse wurden begradigt. Kurz: Aus extensiv wurde intensiv. Dass das leider nicht nur Vorteile mit sich bringt, hat sich schnell gezeigt. Auf der einen Seite profitieren beispielsweise viele Schalenwildarten von dem gestiegenen Angebot an energiereichem Futter. Der großflächige Maisanbau hat unter anderem so mancherorts die Schwarzwildbestände in die Höhe getrieben, das Nachsehen hat in diesem Fall der Mensch. Auf der anderen Seite gibt es auch im Tierreich klare Verlierer, insbesondere Wiesenbrüter wie Rebhuhn, Kiebitz und Co. haben ihren strukturreichen Lebensraum verloren und Bestandseinbrüche von teilweise über 90 % zu verzeichnen. Den Rückgang an Insekten spüren besonders deutlich die Vögel und Fledermäuse. Der Mensch hingegen freut sich über saubere Windschutzscheiben, wenn er im Sommer mit dem Auto unterwegs ist.

Dieses sogenannte „Windschutzscheiben-Phänomen“ in Deutschland ist inzwischen Thema in den höchsten wissenschaftlichen Journalen. Irgendwas ist da mächtig aus dem Ruder gelaufen! Dass die intensive Landwirtschaft einen Großteil der Verantwortung trägt, ist nicht von der Hand zu weisen und wurde durch unzählige Studien belegt. Doch der Landwirtschaft allein den Schwarzen Peter zuzuschieben wäre fatal. Ein Blick in unsere Gärten zeigt oft ebenfalls aus tierischer Sicht kein erfreuliches Bild. Wir lieben es nun einmal aufgeräumt: Feinster, englischer Rasen und vielleicht an manchen Stellen ausgewählte, hübsch blühende Zierpflanzen. Die meisten davon so überzüchtet, dass sie kaum noch Nektar haben und damit für Insekten unattraktiv sind. Und wenn doch mal unerwünschte Natur da ist? Insektizide, Herbizide, Fungizide – im Gartenfachhandel schnell und einfach für kleines Geld besorgt und dann frei nach dem Motto „Viel hilft viel“. Die Packungsbeilage lesen doch die wenigsten. Ebenfalls momentan im Trend: Steinwüsten mit exotischen Gräsern als Akzente, sehr pflegeleicht und immer hübsch ordentlich. Der Vorgarten – ein Deko-Element? Ein Trend? Für den ein oder anderen ein Statussymbol. Doch wirklich nötig ist es nicht. Anders als die ach so böse Landwirtschaft, die uns alle aber doch irgendwie ernährt. Was hier überspitzt klingt, ist es natürlich zum Teil auch, der Rest ist leider Realität.


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